Freistaat sucht Käufer im Landkreis:Tausend Wohnungen im Angebot

Der Freistaat will auch Immobilien der Landesbank im Landkreis verkaufen. Die Stadt Fürstenfeldbruck wartet ein Gutachten über den Wert der Häuser ab.

Stefan Salger

Nachdem die Staatsregierung angekündigt hat, eigene Anteile an der Wohnungsgesellschaft GBW zu verkaufen, herrscht in Fürstenfeldbrucker Mietsblöcken Verunsicherung. "Auf leisen Sohlen" komme da möglicherweise wieder eine Verschlechterung, fürchten Mieter der 924 Fürstenfeldbrucker GBW-Wohnungen. Sie hoffen deshalb auf eine Intervention durch die Stadt. Die aber ist knapp bei Kasse. Zudem könnte sie sich lediglich an einem Gesamtpaket beteiligen, nicht aber einzelne Wohnungen kaufen. Ebenso ergeht es den anderen Kommunen im Landkreis, in denen es weitere 313 GBW-Wohnungen gibt. Finanzminister Markus Söder verhandelte jüngst mit Vertretern betroffener Kommunen. Ziel ist es, die fast 33 000 Wohnungen in Bayern an ein "Münchner Konsortium" zu verkaufen, das von den betroffenen Städten und Gemeinden gebildet wird. Spekulanten sollen durch hohe Sozialstandards ferngehalten werden. So wird ein Kündigungsschutz für Mieter festgeschrieben, die älter als 60 Jahre sind. Auch einer Luxussanierungen mit anschließender Mieterhöhung wird ein Riegel vorgeschoben. All dies freilich senkt den Wert der Anteile, die die BayernLB an der GBW hält. In einem Gutachten soll nun der angemessene Kaufpreis ermittelt werden. Dann wird es auch darum gehen, ob die EU diesen "Deal" zwischen Staatsregierung und Kommunen toleriert oder ein offenes Investorenauswahlverfahren fordert. Der Bestand in Fürstenfeldbruck umfasst Blöcke unter anderem an der Kronprinz-Rupprecht-, der Stern- und der Ettenhofener Straße. Auf der Internetseite der GBW werden zudem "freie sowie vermietete Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen in einer Wohnanlage an der Maisacher Straße 1 bis 5 zum Kauf angeboten. Josef Egelhofer, der sich 2009 vergeblich gegen eine Mieterhöhung um 15 Prozent gewehrt hat, lebt in einer 65 Quadratmeter großen Wohnung im zweiten Stock des 1965 errichteten Blocks an der Sternstraße. Von dem geplanten Verkauf erfuhr der 81-Jährige aus der Zeitung. Dachauer Mieter hingegen erhielten einen Brief, in dem versichert wird: "Der mögliche Verkauf der Beteiligung der Bayerischen Landesbank an der GBW AG hat keine Auswirkungen auf bestehende Mietverhältnisse." In der ganzen Siedlung sei das nun Thema, sagt Egelhofer. Mancher habe sich gefragt, "ob die uns jetzt bald rausschmeißen wollen". Vor einer Entscheidung über eine Beteiligung am Konsortium rät Kämmerer Johannes Kronauer der Stadt, die Vorlage des Gutachtens abzuwarten. Das kann noch einige Monate dauern. Oberbürgermeister Sepp Kellerer dämpft mit Blick auf die 130 größtenteils sanierungsbedürftigen städtischen Wohnungen aber große Hoffnungen: "Uns fällt es ja schon schwer genug, unsere eigenen Häuser herzurichten." Für ein Engagement spräche hingegen der Umstand, dass die angebotenen Wohnungen in einem relativ guten Zustand und die Mieten kostendeckend sind. So bietet die GBW zurzeit eine 111 Quadratmeter große Fünf-Zimmer-Wohnung an der Kronprinz-Rupprecht-Straße für 880 Euro Kaltmiete an. "Das sind keine Schrottimmobilien", so Kronauer. Auf den Ruf nach städtischen Sozialwohnungen hat Kellerer eine andere Antwort: Die Immobiliengesellschaft Igewo, die ihren Ursprung im sozialen Wohnungsbau hat, könnte nach dem geplanten Grundstückstausch mit den Stadtwerken auf einem Areal an der Cerveteristraße Wohnungen mit Sozialbindung bauen. Kellerer signalisierte, die Stadt sei bereit, im Gegenzug auf den einen oder anderen Euro Mehrerlös zu verzichten. Auch der gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft Oberbayerische Heimstätte könnte an der Rothschwaiger Straße, gegenüber dem Betreuten Wohnen, der Bau von Sozialwohnungen ermöglicht werden.

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