Darüber, wie die Politik mit dem Flüchtlingsstrom umgehen soll, der auch im Landkreis ankommt, kann man streiten. Dass Landrat Thomas Karmasin Lösungen von der Europäischen Union fordert, ist legitim. Genauso ist es legitim, die Überlastung des Landkreises anzuprangern. Doch gleichzeitig muss der Kreis die Probleme, die er durch steigende Zahl der Neuankömmlinge bekommt, selbst lösen.
In diesem Jahr, so die Prognose des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, müssen 3000 Asylbewerber im Landkreis untergebracht werden. Vielleicht wird diese Zahl noch weiter steigen, wie es bei früheren Voraussagen der Fall war. Doch auch wenn es dabei bleiben sollte, gibt es nach dem momentanen Stand nicht für alle Platz. Karmasin malt ein düsteres Szenario an die Wand: Im August oder September könnte es keine freien Unterkünfte für Asylbewerber mehr geben. Es fehlt Platz für 1000 Menschen. Das muss sich ändern, bevor die Flüchtlinge im Landkreis ankommen.
Bislang meldet das Landratsamt bezugsfertige Unterkünfte und bekommt dann Asylbewerber zugeteilt. Um fortlaufend geeignete Grundstücke und Gebäude zu finden, hat die Behörde Mitarbeiter eingestellt. Das Suchen ist nicht einfach. Die Unterkünfte müssen groß genug und preiswert sein. Auch, dass sich Anwohner gegen eine solche Herberge wenden, kann nicht ausgeschlossen werden.
Doch der Flüchtlingsstrom wird nicht abreißen, weil der Wohnraum knapp und teuer ist. Regelungen auf europäischer Ebene werden diese Schwierigkeiten auf die Schnelle nicht lösen. Statt dessen muss der Landkreis rechtzeitig genügend angemessene Plätze für die Neuankömmlinge finden. Egal, wie viel Zeit, Geld und Mühe das kostet. Wenn die Menschen ankommen, muss eine Unterkunft für sie bereit stehen. Karmasins Befürchtung für den Spätsommer darf sich nicht erfüllen. Der Landkreis hat eine Verantwortung, ob er sie will oder nicht.