Flüchtlinge:Eichenauer Willkommenskultur

Podium Eichenau

Kandidatentrio im Pfarrsaal (von links): Peter Münster (FDP), Claus Guttenthaler (Freie Wähler) und Martin Eberl (SPD).

(Foto: Günther Reger)

Bei der Podiumsdiskussion des Asylhelferkreises gibt sich keiner der drei Bürgermeisterkandidaten von SPD, Freien Wählern und FDP eine Blöße. Alle wollen sie die Integration fördern, abweichende Nuancen gibt es lediglich bei den Fragen Wohnungsbau und Ehrenamtskoordinator

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Bei der Asylpolitik sind sich die Bürgermeisterkandidaten von SPD, Freien Wählern und SPD weitgehend einig. Das ist bei der von Wilhelm Frenz moderierten Podiumsdiskussion des Asylhelferkreises am Sonntag im Katholischen Pfarrzentrum vor etwa hundert Besuchern klar geworden. Lehrer Martin Eberl, 42, Kaufmann Claus Guttenthaler, 46, und Rechtsanwalt Peter Münster, 50, wollen nicht rütteln an der Willkommenskultur, setzen die Schwerpunkte im Detail freilich unterschiedlich. Der vierte Bürgermeisterkandidat, Unternehmensberater Dirk Flechsig (CSU), nahm nicht an der Debatte teil und begründete dies unter anderem damit, dass die Gemeinde nicht für die Asylbewerber zuständig sei.

Flechsigs Konkurrenten sehen das anders. Sie sprechen sich für eine freiwillige Unterstützung der Asylbewerber und des örtlichen Arbeitskreises aus. Zudem wird die Gemeinde unterbringungspflichtig, sobald ein Asylantrag bewilligt worden ist. In den beiden provisorischen Unterkünften am Lindenplatz und am Schreberweg sind zurzeit 150 Asylbewerber untergebracht. Damit übertrifft Eichenau leicht die vom Landkreis festgelegte Quote von 147 Menschen.

Die Möglichkeiten, zusätzlichen Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge oder auch obdachlose Eichenauer zu schaffen, ist angesichts fehlender Flächen begrenzt. Claus Guttenthaler (Freie Wähler) will maßvoll nachverdichten und Grundstücksbesitzern mehr Baurecht zugestehen, sofern diese bereit sind, alte Einfamilienhäuser beispielsweise durch dreigeschossige Mehrfamilienhäuser zu ersetzen. Peter Münster (FDP), selbst Aufsichtsratsvorsitzender der Baugenossenschaft, unterstützt dies zwar "im zentralen Ortsbereich", setzt aber ebenso wie Martin Eberl (SPD) mit Blick auf den Bereich nördlich des Bahnhofs eher auf gemeinsame Lösungen mit Emmering. Münster bringt einen Gebietstausch ins Spiel: Eichenau könnte Bereiche des Tonwerks abgeben und im Gegenzug Flächen entwickeln, die der TU München beziehungsweise den Staatsforsten gehören. Eberl glaubt, dass eine Interkommunale Wohnbaugesellschaft sinnvoll wäre. Auch deshalb, weil sie im Idealfall Grund in anderen Gemeinden zugänglich machen könnte. Relativ preisgünstigen und schnell zu errichtenden Häuser in Holzbauweise wären dort als Übergangslösung denkbar. Alle drei Kandidaten lehnen die von einem Besucher vorgeschlagene Anmietung von Wohnungen durch die Gemeinde und Weitervermietung an anerkannte Asylbewerber ab - in der Regel garantiere bereits der Staat den Vermietern die Mietzahlungen.

Eine aktive Teilnahme und ein Miteinander sind nach Guttenthalers Überzeugung Voraussetzung für eine gelungene Integration. Hier leisteten die Eichenauer Vereine und vor allem der Asylhelferkreis eine hervorragende Arbeit. Die Sprache ist Eberl zufolge die Voraussetzung für die Integration, Münster pocht aber auch darauf, jedem Flüchtling den Freiraum zu lassen, "sich so zu entwickeln, wie er will" und verweist auf gute Erfahrungen mit der Einbindung von vier Flüchtlingen bei der Feuerwehr. Die Frage, inwieweit die Kommune Asylbewerber aktiv betreuen oder auch einen Ehrenamtskoordinator einstellen soll, wird unterschiedlich beantwortet: Münster und Eberl wollen stärker beim zuständigen Landratsamt darauf drängen, diese Aufgaben zu übernehmen. Guttenthaler dagegen wünscht sich einen zusätzlichen Experten im Rathaus als zentralen Ansprechpartner. Münster glaubt, dass dieses Geld besser für einen Wirtschaftsförderer angelegt wäre, von dessen Arbeit langfristig dann auch viele ehemalige Flüchtlinge profitieren würden. Ein-Euro-Jobs sieht er nur als Übergangslösung. Langfristig müssten die "Fähigkeiten" und eine Ausbildung im Blickpunkt stehen, um den Menschen zu ermöglichen, selbst ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Diese müssten aber, ebenso wie die Arbeitsagentur, einen Beitrag leisten - das beginnt schon mit der Ausarbeitung eines Lebenslaufs. Guttenthaler hingegen glaubt, dass die Vermittlung ehemaliger Flüchtlinge bereits durch eine dem Unternehmerforum vorzulegende Liste erleichtert werden könnte. Ergänzt werden müssten die Namen der Bewerber lediglich durch ihre jeweilige Qualifikation, so Guttenthalers Vorschlag.

Am Montagmorgen hatten zwei junge Männer Wahlplakate an der Hauptstraße abgerissen und auf die Fahrbahn geworfen. Um 6.50 Uhr von einem 67-Jährigen alarmiert, trafen Olchinger Polizeibeamte dort einen 18-jährgen Eichenauer sowie einen 24-jährigen Allinger an. Der Eichenauer wurde als Täter identifiziert.

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