Es ist einer von diesen jahrhundertealten Bräuchen, die mancherorts in Vergessenheit geraten sind: Mit langen Lanzen bewaffnete Männer bekriegen sich. Das Besondere daran: Der Kampf findet auf dem Wasser statt, er wird in zwei Ruderbooten geführt. Gewinner ist, wer seinen Gegner mit der stumpfen Lanze zuerst ins Wasser stößt. In Türkenfeld im westlichen Landkreis gibt es das Fischerstechen seit den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts. Nun kommt der Brauch auch an die Maisach. Die CSU organisiert ihn an diesem Samstag als Highlight ihres jährlichen Bürgerfestes.
"Das Fischerstechen gibt es ja schon an vielen Orten", erklärt Hans Seidl, der seine Parteifreunde auf die Idee brachte, diesen Brauch auf der Maisach zu beleben. Der Bürgermeister verweist auf das sehr bekannte Fischerstechen in Ulm, das vermutlich ins 14. oder 15. Jahrhundert zurückreicht und in der Transportschifffahrt seinen Ursprung haben dürfte. Sowie auf jene am Ammersee und im benachbarten Türkenfeld. Dort veranstaltet die Freiwillige Feuerwehr diese Gaudi alle vier Jahre seit 1981 am idyllischen Dorfweiher; das nächste findet 2019 statt.
So kennt man das aus Türkenfeld, so wie hier bei einem Probedurchgang im Jahr 2015: Zwei Mann Lanze gegen Lanze. Was zählt ist das Gleichgewichtsgefühl, Entschlossenheit und eine gute Strategie.
(Foto: Johannes Simon)Wer nicht so lange warten möchte, kann an diesem Freitag zum Training nach Maisach kommen, auf die Wiese hinter den Parkplätzen beim Schwimmbad - oder sich am Samstag direkt den Wettkampf anschauen. Wie Seidl berichtet, hat er für die Veranstaltung zwei Ruderboote von einer Segelschule am Ammersee ausgeliehen. Vorn wurden zwei Podeste befestigt. Darauf stehen die Kämpfer mit ihren etwa 3,50 Meter langen Lanzen, die am vorderen Ende mit einem Gummiball unschädlich gemacht wurden. Üblicherweise rudern zwei Personen das Boot.
Die Reaktionen der Maisacher auf den neuen Programmpunkt beim Bürgerfest waren dem Bürgermeister zufolge altersabhängig sehr unterschiedlich. Die Jüngeren hätten sich gleich begeistert angemeldet, bei den Älteren habe vorsichtige Zurückhaltung überwogen. "Viele haben erst gar nicht gewusst, was das ist." Doch die anfängliche Skepsis sei nach ersten Erklärungen rasch freudiger Neugier gewichen.
Die Boote lagern bereits am Ufer der Maisach.
(Foto: Johannes Simon)Die CSU hat bei den Vereinen in Maisach um Bewerbungen gebeten, zwölf haben sich inzwischen angemeldet. Darunter sind unter anderem die Waldschützen Gernlinden, die Blaskapelle Maisach, die Burschen Germerswang und die Schürzenjäger Maisach. Ob sich auch Frauen unter den Wettkämpfern befinden, konnte Seidl nicht sagen, da die Anmeldung als Verein erfolgt und nicht namentlich. Wer noch mitmachen möchte, kann zum Probetraining am Freitag von 14 Uhr an zur Wiese neben dem Freibad kommen. Für den Wettkampf am Samstag ist eine Gruppenphase vorgesehen. Anschließend treffen die Erstplatzierten aufeinander. Die Regeln seien ganz einfach, so Seidl: "Gewinnen tut der, der am Ende noch oben steht."
Fischerstechen: Wiese neben dem Freibad Maisach, Training am Freitag, 28. Juli, 14 bis 19.30 Uhr; Wettkampf am Samstag, 29. Juli, von 12 Uhr an; Siegerehrung circa 16 Uhr, im Anschluss findet das Bürgerfest der CSU statt.