Festakt:Lebendige Partnerschaft

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Im August haben die Eichenauer die seit 25 Jahren bestehende Verbindung im ukrainischen Wischgorod gefeiert. Beim Gegenbesuch liegt das Hauptaugenmerk auf der künftigen Zusammenarbeit

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Es ist erst sechs Wochen her, dass sich die Bürgermeister von Eichenau und Wischgorod die Hände geschüttelt haben. Peter Münster und Aleksej Momot haben bereits in Wischgorod bei der Feier zum 25. Städtepartnerschaft-Jubiläum der oberbayerischen mit der ukrainischen Gemeinde mit gegenseitigem festem Händedruck bekräftigt, dass diese Partnerschaft weiter Bestand haben soll. Am Mittwoch haben sie diese Absicht zusammen mit der stellvertretenden Vorsitzenden des Landkreises Wischgorod, Marina Melnik, beim Gegenbesuch der Wischgoroder in Eichenau auch mit einem Dokument besiegelt.

Zwar wird während des dreitägigen Aufenthaltes der Ukrainer auch gefeiert, doch steht die praktische Zusammenarbeit im Vordergrund. Vier Arbeitsgruppen haben die im August in Wischgorod begonnene Arbeit am Mittwoch in Eichenau fortgesetzt. Von einem gegenseitigen Geben und Nehmen solle die Partnerschaft geprägt sein, sagte Wischgorods Bürgermeister beim Festakt im Eichenauer Rathaus am Mittwochvormittag. Und auch Peter Münster möchte an dem in diesem Jahr eingeschlagenen Kurs festhalten und die Partnerschaft mit engerer Zusammenarbeit fortführen.

Die Gäste haben ihre bunten Trachten mitgebracht. (Foto: Günther Reger)

Wie dieser Gedanke umgesetzt werden kann, zeigt sich am Nachmittag, als Vertreter der ukrainischen Delegation in vier Workshops mit Referenten des Gemeinderates und Vereinsvorsitzenden zusammenkommen. Eine Arbeitsgruppe, die sich mit energetischer Sanierung beschäftigt und in der die beiden Bürgermeister vertreten sind, will noch in diesem Jahr zu ersten umsetzbaren Ergebnissen kommen. Gut, dass Eichenau selbst gerade die Starzelbachschule saniert und Münster seinen ukrainischen Gästen in der Praxis zeigen kann, wie durch entsprechende Maßnahmen Energie eingespart werden kann und das Gebäude auch noch gut aussieht.

Stärker gefördert werden sollen die kulturellen Beziehungen. In einem eigenen Workshop soll es um den Jugendaustausch gehen, geplant ist im kommenden Jahr eine erste Begegnung der Fußballer des FC Eichenau mit Wischgoroder Mannschaften. Dieses Treffen hätte bereits stattfinden sollen, war wegen der seinerzeitigen Unruhen in Kiew aber ausgesetzt worden. Aleksej Momot sagte im Rückblick auf die vielen Kinder aus seiner Heimat, die schon in Eichenau waren und dort Deutsch gelernt haben: "Sie sind zu Trägern deutscher Kultur und Sichtweisen in der Ukraine geworden."

Die Vertreter der beiden Kommunen unterzeichnen die Partnerschaftsurkunden (von links): Aleksej Momot, Peter Münster, Marina Melnik. (Foto: Günther Reger)

Und auch im sozialen Bereich sollen ein reger Austausch und eine intensive Zusammenarbeit stattfinden. Der Schwerpunkt dieser Arbeitsgruppe liegt auf der Pflege, ein Bereich, in dem es in Eichenau einige kompetente Ansprechpartner gibt und der von ukrainischer Seite sehr nachgefragt wird. Denn bislang beruht die Altenpflege auf einem wenig organisierten System gegenseitiger Unterstützung. Ein vergleichbares Pflegeheim gibt es in Wischgorod noch nicht.

Am Nachmittag dann sollen auch die Eichenauer bei einem Bürgerfest auf der Rathauswiese mit ukrainischer Kultur in Kontakt kommen. Für den Freundeskreis Wischgorod, der eine der tragenden Säulen der Städtepartnerschaft sei, wie Peter Münster ihn in seiner Ansprache würdigte, ist das Fest eine gute Gelegenheit, sich zu präsentieren. Denn Vorsitzender Dieter Berg möchte einen Generationswechsel einläuten, damit der Freundeskreis eine Zukunft hat. Gleichzeitig informiert er über die für die Pfingstferien geplante Reise von Kindern und Jugendlichen in die ukrainische Partnerstadt.

Wie lebendig Partnerschaften sein können, verdeutlicht am Mittwoch der Besuch aus zwei weiteren Eichenauer Partnerstädten, dem italienischen Budrio und dem sächsischen Scharfenstein. Der neue Budrieser Bürgermeister Maurizio Mazzanti wohnte der Feier ebenso bei wie der Scharfensteiner Ortsvorsteher Wolfgang Volkmann. Damit das Feiern bei aller Arbeit für die Wischgoroder in Eichenau nicht zu kurz kommt, findet am Mittwochabend im Bürgerzentrum ein offizielles Festessen statt. Wie die Bayern feiern, haben die Ukrainer schon am Dienstag kurz nach der Ankunft erlebt, als sie auf der Wiesn waren. Und damit die 17-köpfige Delegation vor der Abreise am Donnerstagvormittag Bayern in guter Erinnerung behält, gibt es zum Frühstück Weißwurst.

© SZ vom 05.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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