Fehlende Baugenehmigung:Mehr Einblick in den Swingerklub

Burg Ibiza

Die Holzlatten (links) müssen weg: das im Westen an den Fliegerhorst angrenzende Etablissement.

(Foto: Günther Reger)

Die "Burg Ibiza" am Brucker Sommerkellerweg muss einen zwei Meter hohen Holzzaun sowie Swimmingpool und Außensauna entfernen, weil diese als Schwarzbauten eingestuft werden

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Als "schön romantisch im Wald gelegen" wird der Swingerklub "Burg Ibiza" im Internet angepriesen. Auf 4000 Quadratmetern gibt es Zimmer für Paare und eine Sauna, draußen einen lauschigen Garten sowie eine weitere Außensauna. "Für ein erotisches Ambiente sorgen viele geschmackvoll eingerichtete Räume und viele Spielwiesen." Zumindest auf die im Freien liegenden Spielwiesen könnte man vom Sommerkellerweg aus bald einen unverbauten Ausblick haben. Denn die Burg muss ihre Mauern schleifen, oder genauer: Der zwei Meter hohe Zaun ist abzureißen, weil es dafür keine Baugenehmigung gibt - Gleiches gilt für den Pool sowie zwei Hütten. Ibiza muss umgekrempelt werden, so will es der Planungsausschuss, der die Schwarzbauten mehrheitlich nicht länger hinnehmen will. Gleichwohl können sich die Betreiber noch fünf Jahre Zeit lassen. Binnen eines Jahres müssen allerdings bereits ein Gewächshaus, ein Hasenstall und ein Lagerschuppen abgebaut werden.

Einen Tag nach dem Beschluss steht man auf dem Parkplatz des gelb getünchten, bis 2003 als Gaststätte genutzten Hauses. Von den Vorbereitungsarbeiten für die am Freitag angesetzte "Fummelparty für Paare und Singles" ist ebenso wenig zu sehen wie von der nicht genehmigten Außensauna. Über den hohen, dunklen Holzzaun ragen lediglich die Edelstahlgeländer des Swimmingpools. Dieser und die benachbarte Sonnenterrasse sind durch weitere Bambusrohrgeflechte vor neugierigen Blicken geschützt. Ein Schild mit der Aufschrift "Ausfahrt Tag und Nacht freihalten" hängt am Zaun. Ansonsten: paradiesische Ruhe, idyllisches Bild.

Im Oktober war das noch ganz anders. Da herrschte nicht nur im übertragenem Sinn Feuer unterm Dach. Damals liefen Feuerwehrleute durcheinander und rollten Schläuche aus. Durch einen Defekt in der Elektroinstallation im Deckenbereich war in dem mehr als hundert Jahre alten Gemäuer ein Brand ausgebrochen, der mehr als eine halbe Million Euro Sachschaden anrichtete. In der Folge dieses Unfalls hatte auch die Stadtverwaltung ihr Augenmerk auf das freizügige Refugium im Außenbereich gelenkt - standen doch umfangreiche Sanierungs- und Umbauarbeiten an. Dabei wurde festgestellt, dass auf dem abgeschieden im Westen des Fliegerhorsts liegenden Areal aus baulicher Sicht mitnichten alles in trockenen Tüchern ist.

Im Planungsausschuss hatte sich vereinzelter Widerstand gegen den Vorschlag der Verwaltung geregt. Ein blicksicherer Zaun sei doch, nunja" - Andreas Ströhle (Piraten) sucht kurz nach dem passenden Wort - "zweckdienlich". Und er habe in den vergangenen Jahren ebenso wenig gestört wie Pool und Hütten. Man könne doch ganz pragmatisch einfach alles so lassen, wie es ist, finden auch Florian Weber (BBV) und Georg Stockinger (Freie Wähler). Schelmisch schlägt Weber eine Ortsbesichtigung vor, um alles noch besser beurteilen zu können, wird aber im Gremium nicht erhört. Gabriele Fröhlich (SPD) gelingt dies besser. Sie erntet Zustimmung für den Antrag, die vorgeschlagene Gnadenfrist von zehn auf fünf Jahre zu reduzieren. Bis dahin also muss der Zaun weg. Bis dahin haben die Betreiber Zeit, sich eine andere zweckdienliche Variante für den Blickschutz einfallen zu lassen, oder, wie es Planungsreferent Christian Stangl (Grüne) etwas gewunden umschreibt, "ihr Betriebskonzept zu optimieren".

Dass hier dem Baurecht mehr Gehör verschafft werden soll, begründet Stadtbaurat Martin Kornacher vor allem damit, dass 2021, nach dem Abzug der Bundeswehr, die zivile Nutzung des Militärgeländes beginnen soll. Und dann könnte die heutige Sackgasse Sommerfeldweg wieder einen Anschluss Richtung Maisach bekommen. Spätestens dann würde im Bereich der Burg Ibiza der Verkehr zunehmen. Der romantischen Idylle könnte dies abträglich sein. Nicht einmal Pool oder Außensauna könnten das wettmachen.

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