FDP:Schlappe für Schwarzer

FDP: Handschlag nach der Entscheidung: Ulrich Bode (links) nimmt den Glückwunsch von Andreas Schwarzer entgegen.

Handschlag nach der Entscheidung: Ulrich Bode (links) nimmt den Glückwunsch von Andreas Schwarzer entgegen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Der gescheiterte FDP-Bundestagskandidat unterliegt erneut. Ulrich Bode wird für die Liberalen in den Landtagswahlkampf ziehen

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Eine schwere Schlappe musste Andreas Schwarzer am Dienstagabend bei der FDP-Aufstellungsversammlung für die Landtags- und Bezirkstagswahl einstecken. Lediglich zwei der 15 anwesenden Stimmberechtigten sprachen sich für ihn als Landtagskandidaten des Stimmkreises Fürstenfeldbruck-Ost aus. Sein Mitbewerber Ulrich Bode setzte sich bei einer Enthaltung mit zwölf Stimmen klar durch.

Noch während seiner Vorstellungsrede betonte Schwarzer, der sich zuletzt bereits zum zweiten Mal erfolglos um den Einzug in den Bundestag beworben hatte, er wolle nicht als "ewiger Kandidat in die Geschichte eingehen". Er sei sich sicher, in Fürstenfeldbruck-Ost könne man "etwas reißen", und er wolle sich mit vollem Engagement dafür einsetzen, so viele Erst- und Zweitstimmen für die FDP zu holen wie möglich. Nach dem deutlichen Votum für Bode war von Schwarzers Kampfgeist allerdings nicht mehr viel übrig. Als Kreisvorsitzender Hendrik Grallert den Unterlegenen später als Listenkandidaten vorschlug, brummte dieser knapp und mit von Grallert abgewandtem Gesicht: "Ich mag aber nicht." Statt Schwarzer übernahm diesen Part schließlich Andreas Teichmann, 44, der für die FDP im Olchinger Stadtrat sitzt. Er wurde bei einer Enthaltung mit 13 Stimmen gewählt.

Während sich der Jurist Schwarzer vor der Abstimmung als Kämpfer für das große Ganze inszenierte und einen eloquenten, wenn auch recht ausführlichen, Bogen von der Justiz über Bildung und Forschung bis zur Digitalisierung spannte, fasste Bode seinen Themenschwerpunkt enger. Er legte seinen Fokus auf den flächendeckenden Breitbandausbau und damit das Vorantreiben der Digitalisierung im Freistaat. Der Kreisrat und Referent für IT und neue Medien will sich für den Ausbau auch im ländlichen Bereich einsetzten und betonte: "Auch auf dem Acker ist es wichtig, dass man Internet hat." Der 55-Jährige verwies auf die zunehmende Relevanz von IT und neuen Medien in unterschiedlichen Bereichen, darunter die Landwirtschaft genauso wie Bildungseinrichtungen. Im Landkreis hat sich Bode seit 2003 stark um die Entwicklung der Schul-IT gekümmert und deren zuvor "chaotische" Struktur und Organisation vereinheitlicht. Ähnliches schwebt dem Eichenauer für sämtliche bayerische Kommunen vor. Bode blickte auf Baden-Württemberg als Vorbild. Dort betreiben etwa 50 Prozent aller Kommunen ein gemeinsames Rechenzentrum mit bis zu 700 Mitarbeitern. Sie arbeiten in Expertenteams, die sich mit Bereichen wie etwa der IT-Sicherheit beschäftigen. "Man erreicht so einen Grad der Spezialisierung, den wir aus eigener Kraft nicht schaffen können", meinte Bode und betonte, dass sein Interesse und Einsatz im Landtag nicht nur der Digitalisierung, sondern auch den Themen Landwirtschaft, Bildung und Wirtschaft gelten werde.

Kurz und eindeutig viel die Wahl der Bezirkstagskandidaten aus. Zum Direktkandidaten wurde der Eichenauer Bürgermeister Peter Münster gewählt, zum Listenkandidaten der Kreisvorsitzende Hendrik Grallert. Beide wurden mit 15 Stimmen bestätigt.

Kaum ein Wort fiel an diesem Abend über Parteichef Christian Lindner und die gescheiterte Jamaika-Koalition. Geschuldet war das, wie Grallert zu Beginn erklärte, den kurz zuvor geführten Interviews mit dem Bayerischen Rundfunk. Ein Kamerateam war angerückt, um die Stimmung an der Parteibasis einzufangen. Auf die geplatzten Verhandlungen angesprochen, betonte Grallert anschließend, er sei zunächst überrascht gewesen, nun aber erleichtert. In einer Jamaika-Koalition hätte der FDP die Rolle als fünftes Rad am Wagen gedroht. Die mediale Kritik an Lindner hielt Grallert für ungerecht. Lindner habe richtig entschieden. Nun gelte es, neue Wege zu gehen, nämlich mit einer Minderheitsregierung. "Vielleicht würde dann im Parlament wieder ein bisschen mehr diskutiert werden", sagte er.

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