Landkreis Fürstenfeldbruck:Der größte Faschingszug Oberbayerns ist in Olching

Faschingsfiguren Olching

Der Kasperl erinnert die Olchinger das ganze Jahr an ihre lange Faschingstradition.

(Foto: Günther Reger)

Da kann selbst München einpacken: Bis zu 40 000 Besucher wurden hier bereits gezählt.

Von Ariane Lindenbach, Olching

Als Faschingshochburg ist München ja nicht gerade bekannt. Klar, es gibt das Faschingstreiben am Viktualienmarkt, ein paar Bälle und seit 2006 sogar wieder einen Faschingszug. Aber das reicht lange nicht, um die Weltstadt mit Herz auf eine Stufe zu heben mit den Narrenhochburgen im Rheinland.

Trotzdem muss der heimatverbundene Oberbayer nicht Hunderte Kilometer reisen, um sich als Karnevalist zu gerieren. Ein Ausflug am Faschingsdienstag nach Olching im Landkreis Fürstenfeldbruck reicht, um in einem Meer von Maskierten einem lauten und farbenfrohen Faschingszug beizuwohnen und dabei regenschirmweise Bonbons einzusammeln.

Bis zu 40 000 Besucher kommen

Als größter Faschingszug Oberbayerns gilt der "Gaudiwurm" an der Amper. Bis zu 40 000 Besucher und um die 50 Mottowagen wurden in den besten Zeiten gezählt. Inzwischen, nicht zuletzt wegen der strengen Auflagen, beteiligen sich nur noch circa 25 Wagen. Zugegeben: Auch in anderen Kommunen auf dem Land, etwa in Markt Indersdorf (Landkreis Dachau) oder Ebersberg kommen viele tausend Zuschauer zusammen. Im kleinen Weichs, ebenfalls im Landkreis Dachau, ist es im vorigen Jahr nach dem Faschingszug zu einer Massenschlägerei gekommen.

Dennoch sind die Faschingsdienstage in Olching etwas Besonderes, das spürt man unter anderem in den Nachbargemeinden: Scharen von Kostümierten - Piraten, Kühe, rosa Hasen - strömen zu den Bahnhöfen, um nach Olching zu gelangen. Natürlich treffen sie dort dann auch auf Feierwütige, die sich mittags schon betrinken. Den Olchinger Faschingszug jedoch als reines Massenbesäufnis darzustellen, würde zu kurz greifen.

Die Veranstalter vom Verein Komitee Faschingszug Olching haben die Auswüchse recht gut in den Griff bekommen, weil sie den Ausschank von Hochprozentigem seit einigen Jahren nicht mehr zulassen. Im vergangenen Jahr konnten jugendliche Jecken aus Gröbenzell zudem in Begleitung der Polizei und ihres Bürgermeisters Martin Schäfer quasi kontrolliert trinken.

Eine Veranstaltung mit Tradition

Für den dortigen Nachwuchs ist es nämlich Kult, eine unter Alkoholeinfluss stattfindende Wanderung zum Faschingszug ins benachbarte Olching zu unternehmen. Vor ein paar Jahren haben sie dabei den Bahnverkehr lahmgelegt, als sie irrtümlich über die Gleise wanderten. Damit sich das nicht wiederholt, begleiteten Schäfer und Mitarbeiter des Jugendzentrums den sogenannten Bierkastenlauf 2015.

Doch es geht eben bei weitem nicht nur ums Saufen beim Faschingszug in Olching. Die Veranstaltung hat eine lange Tradition, mit Pausen seit 1923. Das, meinen Kenner, trage dazu bei, dass der Olchinger Gaudiwurm erhalten bleibt, während andere mangels Teilnehmern nicht mehr stattfinden. Auch davon profitieren die Olchinger. Denn da andere Züge wegfallen, etwa jener in Dachau, kommen wieder mehr Teilnehmer nach Olching.

Dass die Organisatoren ihren Vorbildern im Rheinland nacheifern, belegt beispielsweise auch der Elferrat, der den Zug organisiert. Oder der eigens für Olching kreierte, an "Helau" angelehnte Schlachtruf "Olau". Und natürlich der vom Verein gestiftete Faschingskasperl, eine Skulptur auf einer Verkehrsinsel, die seit mehr als 20 Jahren der Olchinger Tradition huldigt.

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