Fasching:Ein bisschen Narrenfreiheit

Was der Karneval alles auslöst und was doch bald wieder vorbei ist

Von Christian Hufnagel

Absolut lustig: Der Fasching lebt. Das beteuern sämtliche Prinzenpaare, ob aus Fürstenfeldbruck oder Olching, die unsere Redaktion in diesen närrischen Tagen besucht haben. Die Adeligen auf Zeit sind glückselig. Sie sind ausgebucht, die Säle voll, die Stimmung immer toll. Ja, das Geheimnis, warum es in Massen Menschen gibt, die sich bunt gewanden, um sich einmal im Jahr launig, leer und locker zu geben, wird ein ungelöstes bleiben. Die Lust, mal als anderes Ich so richtig die Sau rauszulassen, ist ungestillt. Dem Hang zur verrückten Kostümierung fallen selbst politische Würdenträger anheim. Beispielhaft sei Allings Bürgermeister entlarvt, der sich unter Schüler mischte, im Kostüm eines Knappen. Ein Gaudium, das angesichts seines Ranges aber kein reiner Selbstzweck sein kann, weshalb die amtliche Pressemitteilung über seinen Auftritt beim Schulfasching nicht ohne staatsmännisch anmutende politische Botschaft enden darf: "Ein bisschen in die Knie gehen und schon ist man wieder auf Augenhöhe - so lässt es sich am besten miteinander auskommen."

Über alle Konfessionen hinweg kommt auch die Kirche an der guten Laune nicht vorbei. So dürfen sich die Katholiken in Eichenau am Sonntag auf eine Faschingspredigt freuen, und den Familiengottesdienst der evangelischen Gemeinschaft Puchheim können die Gläubigen maskiert besuchen: "Endlich mal Narrenfreiheit" lautet die ungewöhnliche Aufforderung zur Entgrenzung, wie immer sich diese zwischen Altar und Kirchenbänken gestalten wird. Allerdings bleiben manche Geistliche auch Puristen. Ganz ungeniert als "rechte Faschingsmuffel" outen sich die evangelischen Pfarrer von Grafrath im Gottesdienstanzeiger . Um sich gewissermaßen dafür zu entschuldigen, dass "trotzdem" der Taizé-Gottesdienst am Sonntag ausfällt. Sie ahnen wohl, dass der örtliche Faschingsumzug einen Kirchenbesuch an Attraktivität aussticht. Aber mit dieser Konzession ist es auch gut. Selbst für den Höhepunkt der fünften Jahreszeit glaubt man sich nämlich gewappnet: Am Faschingsdienstag wird in Türkenfeld der "Lobpreisabend" in jedem Fall stattfinden.

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