Fallen aufgestellt:Jagd auf Biber

Erschreckte Badegäste, angenagte Bäume: Die Fürstenfeldbrucker Stadtwerke haben auf dem Gelände der Amperoase Fallen aufgestellt. Gefangene Tiere werden einem Jäger übergeben und getötet

Mit Baumfrevlern wird in Bruck jetzt kurzer Prozess gemacht: Sie werden erschossen, jedenfalls sofern es sich um Biber handelt. Die Brucker Stadtwerke wollen die Tiere aus der Amperoase vertreiben, wo sie einen alten Baum angenagt und Badegäste erschreckt haben sollen. Mit Genehmigung des Landratsamtes stellten Mitarbeiter zwei Biberfallen auf. Bisher hatten sich fünf Biber darin verfangen. Sie wurden einem Jäger übergeben, der die Tiere erschoss. Der Biberbeauftragte des Landkreises kritisierte das Vorgehen. Er rät, die Tiere durch Zäune abzuhalten. Würde man die Biber entfernen, würden sich einfach neue Exemplare in dem freigewordenen Revier ansiedeln.

Nach Angaben der Stadtwerke tummelten sich die Biber im vergangenen Sommer erstmals auf dem Badegelände. Sie seien immer zutraulicher geworden, auf Badegäste zugegangen und sogar in den Außenbecken geschwommen. Demnach hätten sich die scheuen Tiere an Menschen gewöhnt und ihr Verhalten geändert. "Im Verlauf der Saison mussten wir zunehmend Exkremente der Tiere aus dem Schwimmbecken entfernen und Schäden an den Grünanlagen beheben", sagte Jürgen Kronauer, der Leiter der Technik in der Amperoase. Sogar ein Baum aus altem Bestand sei angenagt worden. Die Gärtner müssten prüfen, ob dieser Baum gefällt werden muss. "Zum Wohl und zur Sicherheit der Badegäste, um die Hygienevorschriften einzuhalten und weitere Schäden abzuhalten", entschlossen sich die Stadtwerke zu Gegenmaßnahmen.

Bruck: Biberfalle / Amper-Oase

Fünf Biber sind in die tödliche Falle in der Brucker Amperoase geraten.

(Foto: Johannes Simon)

In Abstimmung mit der Kreisbehörde wurden einzelne Bereiche des Freibades mit Elektrozäunen abgeschirmt. Diese seien etwa einen halben Meter hoch, erwiesen sich aber als nutzlos, berichtete Sandra Ellmayer, Abteilungsleiterin Bau und Umwelt im Landratsamt. Die Biber umgingen die Hindernisse einfach. Die Stadtwerke beantragten daraufhin Anfang September, die Biber einzufangen und töten zu lassen. Das Landratsamt als Untere Naturschutzbehörde erteilte im November eine Ausnahme von dem Verbot, wild lebender Tiere der besonders geschützten Arten zu fangen, zu verletzen oder zu töten, "aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und wegen der Hygienevorschriften für öffentliche Freibadegewässer". Die tägliche intensive Reinigung der Schwimmbecken von Kot und Ästen verursache enorme Kosten und gefährdet auch langfristig die Gesundheit der Badegäste. Dazu kämen Schäden an den Zäunen sowie vollständig von Bibern angefressene Gehölzgruppen. Die Kreisbehörde stellte den Stadtwerken zwei Biberfallen zur Verfügung. Diese dürfen bis Ende März aufgestellt werden, dann beginnt die Schonzeit.

Die Maßnahme ist durchaus umstritten. Kritik kam vom Bund Naturschutz sowie vom Biberbeauftragten des Landkreises, Günter Setzke, der nicht vorher informiert oder gar an den Entscheidungen beteiligt worden war. Setzke erklärte, dass das Aufstellen von Biber-Fallen früher im Landkreis durchaus üblich gewesen sei. Damals wurden gefangene Tiere allerdings einfach woanders hin gebracht und wieder ausgesetzt. Zuletzt habe man die Tiere nach Kroatien transportiert, aber inzwischen wolle keiner mehr Biber haben.

Biber an der Amper

Die Kreisbehörde erlaubt die Jagd auf die geschützten Tiere.

(Foto: Johannes Simon)

Schuld sei der Mauerfall, erklärte Setzke. Vorher habe man Biber aus der Sowjetunion holen müssen, "Honnecker wollte keine abgeben", nach der Grenzöffnung hätten viele Biber aus der ehemaligen DDR in den Westen rübergemacht. Die Biber im Landkreis Fürstenfeldbruck dürften allerdings von russischen Bibern abstammen, sagte der Experte, der seit 1982 als Naturschutzwächter im Einsatz ist.

Biber seien eigentlich sehr familiär, nach drei Jahren werde jedoch der Nachwuchs vertrieben, müsse sich sein eigenes Revier suchen und begebe sich auf die Wanderschaft. Die Umgebung von Flüssen wie der Amper oder der Maisach sind natürliche Aufenthaltsräume von Bibern. Die jungen Tiere begnügen sich aber auch mit kleinen Bächen und Gartenteichen. Das Einfangen, Vertreiben oder gar Erschießen der Tiere sei deshalb keine Lösung, warnt Setzke. Denn wenn der Biber aus einem Revier vertrieben wird, siedelt sich bald das nächste Tier an. Die Population pendele sich immer auf einem bestimmten Niveau ein. Setzke rät deshalb, wertvolle Bäume mit Draht zu umwickeln oder Elektrozäune aufzustellen. Die Biber seien Vegetarier und würden Bäume nur annagen, wenn sie Burgen und Dämme bauen oder im Winter keine andere Nahrung fänden. Deshalb kritisiert Setzke, dass die Fürstenfeldbrucker Stadtwerke kleinere Bäume und Sträucher auf dem Gelände der Amperoase abgeholzt haben. Sie seien nicht mehr standsicher gewesen, nachdem der Biber sie angefressen hatten, argumentiert das Unternehmen. "Man hätte diese Pflanzen als Nahrungsmittel für den Biber besser stehen lassen sollen", sagt Setzke.

Das Argument mit dem Kot können Umweltschützer nicht nachvollziehen. Denn dieser bestünde im wesentlichen aus Holzspänen, die leicht aus dem Wasser gefischt werden könnten. Der Kot von Babys im Schwimmbecken sei deutlich schlimmer.

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