Fürstenfeldbruck:Erinnerung an Olympia-Attentat: Geld für Gedenkstätte fehlt

Fürstenfeldbruck: Ein "authentischer Erinnerungsort" für das Olympia-Attentat von 1972 soll nach Abzug der Bundeswehr im Tower und auf dem Rollfeld auf dem ehemaligen Fürstenfeldbrucker Fliegerhorst entstehen.

Ein "authentischer Erinnerungsort" für das Olympia-Attentat von 1972 soll nach Abzug der Bundeswehr im Tower und auf dem Rollfeld auf dem ehemaligen Fürstenfeldbrucker Fliegerhorst entstehen.

(Foto: Christian Huber/oh)

Der Umbau des Towers auf dem Brucker Fliegerhorst zu einem Gedenkort soll mehr als drei Millionen Euro kosten. Eine Finanzierung ist ungesichert, darum entsteht ein "digitaler Erinnerungsort" im Internet.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Wann der Erinnerungsort an das Olympia-Attentat auf dem Brucker Fliegerhorst verwirklicht wird, steht in den Sternen. Das Hauptproblem sind die Kosten. Landrat Thomas Karmasin (CSU) spricht von mehr als vier Millionen Euro. Die bayerische Staatsregierung hat Geld zugesagt, verlangt aber ein Konzept, das inzwischen ausgearbeitet worden ist und am 5. Juli im Kulturausschuss des Landkreises diskutiert werden soll. Auch das städtische Projekt einer Dokumentation der Geschichte des Fliegerhorstes kommt nicht voran.

Das Konzept sieht einen "authentischen Erinnerungsort" nach Abzug der Bundeswehr im Tower und auf dem Rollfeld vor, wo die israelischen Geiseln von palästinensischen Terroristen ermordet wurden. Die Kosten bezifferte der Landrat auf etwa 3,1 Millionen Euro, die vor allem für die Infrastruktur fällig würden. Seinen Angaben zufolge wird weder ein Museum noch ein Lernort, etwa mit Jugendaustausch, eingerichtet. "Da würden wir uns als Landkreis überheben", sagte Karmasin.

Dafür soll es einen "digitalen Erinnerungsort" geben. Die Arbeit an diesem kuratierten Auftritt im Internet soll heuer beginnen und 2022 zum 50. Jahrestag online gehen, sagte Angelika Schuster-Fox. Die Historikerin hat die wissenschaftliche Entwicklung des Konzepts übernommen. Außerdem gibt es Hilfe von externen Experten wie Professor Ferdinand Kramer vom Institut für Bayerische Geschichte an der Münchner Universität und Jörg Skriebeleit, dem Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Die Kosten dafür liegen bei knapp einer Million, vor allem für Gestaltung, technische Umsetzung und Personal für drei Jahre.

Der Landkreis hatte im September 2015 ein Symposium zur geplanten Gedenkstätte veranstaltet. Dabei betonten alle Experten, man solle nicht nur einen Ort des Gedenkens, sondern auch der Begegnung und des Lernens schaffen. Ein Grobkonzept wurde bis 2016 in Aussicht gestellt. Der damalige bayerische Kultusminister versprach, Geld bereit zu stellen. "Ich werde den nötigen politischen Druck entfalten, um dieses Projekt zu verwirklichen", sagte Ludwig Spaenle (CSU) und stellte eine Verwirklichung bis 2019 in Aussicht.

Dann verschob sich der Abzug der Bundeswehr aus Fursty, im September 2017 wurde der Gedenkort in München, der rund 2,3 Millionen gekostet hat, eingeweiht. Spaenle verlor bei der Kabinettsumbildung im Frühjahr seinen Posten. Tatsächlich unterstützte der Landtag die Entwicklung des Konzepts, etwa im Nachtragshaushalt 2017/18 mit 20 000 Euro. Sobald der Kreistag dem Konzept zugestimmt habe, werde man sich wieder an den Freistaat wenden, sagte Schuster-Fox. "Wir hegen die berechtigte Hoffnung, dass eine Anschlussfinanzierung, die der Bedeutung des Projektes angemessen ist, im nächsten Staatshaushalt eingestellt wird." Allerdings bezeichnete sie es als "zentrale Aufgabe", darüber hinaus Sponsoren- und Fördergelder zu akquirieren.

Von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die das Gelände verwaltet, liege bereits eine Absichtserklärung vor, wonach der Landkreis den ersten Zugriff auf Tower und Rollfeld hat, um den Erinnerungsort einzurichten, sagte der Landrat. Allerdings möchte Karmasin das Areal lieber pachten als kaufen.

Der Brucker Kulturreferent Klaus Wollenberg (FDP) kritisiert einen Stillstand sowohl beim Projekt Erinnerungsort als auch bei der städtischen Dokumentation zur Geschichte des Fliegerhorstes. In Bruck fand im Mai 2014 ein hoch informatives Kolloquium statt, drei Jahre später stritt der Stadtrat über den Ankauf von alten Bundeswehr-Flugzeugen. Aber seitdem ist nichts mehr passiert, rügt Wollenberg. In der Stadt wolle man kein weiteres Museum. Was den Erinnerungsort Olympia-Attentat betreffe, hielten sich Bund, Land und das Deutsches Olympisches Komitee finanziell zurück. "Keiner will die Schatulle aufmachen", rügt Wollenberg.

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