Entgegen dem Trend:In voller Mannschaftsstärke

Entgegen dem Trend: Versammelte Mannschaft: Vize-Landrätin Martina Drechsler spricht vor etwa 170 Feuerwehrmitgliedern.

Versammelte Mannschaft: Vize-Landrätin Martina Drechsler spricht vor etwa 170 Feuerwehrmitgliedern.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Feuerwehren im Landkreis haben die Nachwuchsprobleme überwunden und verfügen über so viele Einsatzkräfte wie noch nie. Inzwischen gibt es sogar Quereinsteiger im mittleren Alter

Von Ariane Lindenbach, Eichenau

Die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis haben so viele Einsatzkräfte wie noch nie. 2315 Aktive sind in diesem Jahr ehrenamtlich engagiert beim Löschen von Bränden, der Bekämpfung von Hochwassern, Rettung von Menschen aus verunglückten Fahrzeugen oder verschlossenen Wohnungen und vielen weiteren Aufgaben. Diese erfreuliche Entwicklung im Landkreis stellt aber eine Ausnahme dar. Der allgemeine Trend beschert den Feuerwehren nämlich Nachwuchsprobleme. Dennoch betonte Kreisbrandrat Hubert Stefan am Montagabend bei der Versammlung des Kreisfeuerwehrverbandes in Eichenau, wie wichtig es sei, die Mitglieder auch bei der Feuerwehr zu halten. Denn viele Aufgaben der Rettungskräfte würden immer komplizierter werden. Und auch das zunehmende Anspruchsdenken der Bevölkerung mache die Arbeit nicht leichter.

"Stell dir vor, es brennt und keiner kommt." Sprüche wie dieser waren in den vergangenen Jahren in der Nähe von Feuerwehrgerätehäusern auf Plakaten zu lesen. Mit derartigen Werbeaktionen versuchen die Brandlöscher von der Ostsee bis nach Obersdorf neue Mitglieder zu gewinnen. In Polling (Kreis Weilheim-Schongau) ging unlängst die Bürgermeisterin von Haustür zu Haustür, um Mitglieder für die stark unterbesetzte Feuerwehr anzuwerben.

Von solch drastischen Maßnahmen ist man im Landkreis weit entfernt. Erstmals haben die 52 Feuerwehren mehr als 2300 Einsatzkräfte, wie der Verbandsvorsitzende, Kreisbrandrat Hubert Stefan, vor den etwa 170 Anwesenden in der Friesenhalle in Eichenau betonte: "So viele waren wir noch nie." Werbeaktionen der Feuerwehren auf Orts-, Verbands- wie auf Landesebene würden hier ihre Früchte tragen.

Zum Anstieg der Mitgliedszahlen trägt ferner ein langsam, aber kontinuierlich wachsender Frauenanteil bei. Bei den Jugendlichen zwischen zwölf und 18 Jahren schwanken die Zahlen, in diesem Jahr sind 287 Jugendliche bei den Wehren im Landkreis aktiv. Wie Stefans Stellvertreter, Kreisbrandinspektor Johann Hintersberger, im Gespräch mit der SZ erläuterte, sind auch "Quereinsteiger" mitverantwortlich für die erfreuliche personelle Entwicklung. Damit meint er Personen mittleren Alters, die zur Feuerwehr kommen. Das sei ungewöhnlich, früher seien die Mitglieder fast alle bereits als Teenies gekommen, konstatierte der Kreisbrandinspektor mit der jahrzehntelangen Erfahrung.

Doch auch bei steigenden Mitgliederzahlen bleibt der Feuerwehr ein Problem, wie Stefan, Eichenaus stellvertretender Kommandant Markus Handelshauser sowie Hintersberger übereinstimmend feststellten: Mit dem Eintritt ins Berufsleben und dem Verlassen des Elternhauses treten offenbar einige aus der Feuerwehr aus oder ziehen in einen anderen Ort, etwa weil sie sich das "teure Eichenau" (Handelshauser) nicht leisten können. Die Feuerwehr verliert gut ausgebildete Kräfte. Und so eine Ausbildung, eine der Hauptaufgaben des Verbandes, dauert im Schnitt drei bis vier Jahre. Die Feuerwehren im Landkreis haben dafür rund hundert Ausbilder unter ihren Mitgliedern.

Auf den positiven Trend der Mitgliederzahlen zielte auch Vize-Landrätin Martina Drechsler ab. In ihrem kurzen Grußwort erinnerte sie an die Novellierung des Feuerwehr-Gesetzes, das im Juli in Kraft tritt und den aktiven Dienst von 63 auf 65 Jahre erweitert. Positive Neuigkeiten brachte auch die Zweite Bürgermeisterin Gabi Riehl. Sie versicherte den Anwesenden, dass seitens des Rathauses alles für die geplante Erweiterung des Notfalllagers in Eichenau getan werde. Gegen Ende der Versammlung wurde, neben einigen anderen, der CSU-Landtagsabgeordnete Reinhold Bocklet geehrt. Für seine Verdienste erhielt er die Bayerische Feuerwehr-Ehrenmedaille des Landesfeuerwehrverbandes.

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