Energiewende in Fürstenfeldbruck:Landwirte planen privates Windkraftwerk

Bauern wollen an der B2 bei Hattenhofen einen Rotor aufstellen. Jetzt will man Gemeindebürger werben, die sich finanziell beteiligen wollen.

Gerhard Eisenkolb

Sieben Landwirte wollen an der Bundesstraße 2 nördlich von Hattenhofen ein 190 Meter hohes Windrad bauen. Wie Thomas Waldleitner am Montag erklärte, gibt es die Überlegungen zu dem Projekt bereits seit einem Jahr. Der Schritt an die Öffentlichkeit ist eine Reaktion auf die vor zwei Wochen von den Stadtwerken Fürstenfeldbruck angestoßene Standortdebatte für Windkraftanlagen im Landkreis. Laut Waldleitner soll vermieden werden, dass ein externer Investor den Bauern zuvorkommt und sich in ihrer Nachbarschaft per Optionsvertrag eine Fläche reserviert.

Der Rotor soll sich etwa einen Kilometer nördlich von Hattenhofen und etwa 300 bis 400 Meter von der B2 entfernt drehen. Die sieben Landwirte beschäftigen vor allem zwei Fragen: Wie steht die Bevölkerung von Hattenhofen zu dem Vorhaben? Und mit welchem wirtschaftlichen Ertrag kann gerechnet werden? Beides hängt für Waldleitner zusammen, da die Bauern nicht alleine die rund 4,5 Millionen Euro für das Windrad aufbringen wollen, sondern eine Beteiligung der Bürger anstreben. Die Hattenhofener sollen Anteile zeichnen.

Versuche, mit den Brucker Stadtwerken über eine Kooperation ins Gespräch zu kommen, sind gescheitert. Die Privatinvestoren vermuten, dass der kommunale Versorger an einer Zusammenarbeit mit ihnen nicht sonderlich interessiert ist. Zum einen liegt der Standort laut Waldleitner im Versorgungsgebiet von Eon. Zum anderen hätten zurzeit wohl die eigenen Projekte der Stadtwerke Vorrang. Wie berichtet, strebt das kommunale Versorgungsunternehmen den Bau von insgesamt drei Windrädern an der Bundesstraße 2 zwischen Puch und Mammendorf unter seiner Betriebsführerschaft an.

Nach Darstellung der Stadtwerke gibt es auf dem Landkreisgebiet rund 20 geeignete Standorte für Windräder, die Stadtwerke wollen sechs Anlagen aufstellen. Für die Akzeptanz ihres Windrades durch die Bürger hält Waldleitner ein offenes und transparentes Verfahren für ausschlaggebend. "Es ist ganz wichtig, den Weg gemeinsam mit den Bürgern zu gehen", sagte er. Auch deshalb habe man entschieden, sich bereits jetzt an die Öffentlichkeit zu wenden, obwohl man erst am Anfang stehe und viele Fragen noch ungeklärt seien. Der Landwirt beruft sich bei dieser Strategie auch auf die schlechten Erfahrungen mit einer geplanten Photovoltaik-Freiflächenanlage in Hattenhofen, die, wie berichtet, am Veto des Gemeinderates gescheitert war.

Auf einen genauen Windrad-Standort haben sich die Investoren noch nicht festgelegt. Auf geeignete Grundstücke könnten sie allerdings jederzeit zurückgreifen. Wie es heißt, wäre es theoretisch möglich, dort sogar zwei bis drei Rotoren aufzustellen. Das Hauptproblem der Landwirte besteht zurzeit darin, verlässliche Daten über Windstärken und den zu erwartenden Stromertrag zu bekommen.

Dazu wäre ein Gutachten auf der Grundlage von Windmessungen erforderlich. Dessen Kosten liegen laut Waldleitner zwischen 30 000 und 100 000 Euro. Trotz einer Anfrage bei der Flugsicherung konnten die Planer bisher noch keine klare Aussage darüber bekommen, ob mit einer Genehmigung durch das Luftfahrtamt gerechnet werden kann. Details gebe es nur im Rahmen eines Genehmigungsverfahrens.

Die Einwohner von Hattenhofen sollen in den nächsten Wochen bei einem Informationsabend der Gemeinde über das Vorhaben informiert werden. Angekündigt wird auch ein Windkraft-Experte als Referent.

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