Empfang:Luftwaffe räumt alten Tower noch dieses Jahr

Ankündigung von Brigadegeneral Bernhardt Schlaak beim Neujahrsempfang gibt Hoffnung auf Museum neue Nahrung

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Bereits Ende dieses Jahres könnten im alten Tower auf dem Fliegerhorst ein Museum oder eine Gedenkstätte eingerichtet werden. Bernhardt Schlaak, Brigadegeneral und Kommandeur der Offizierschule, hat auf dem Neujahrsempfang der Luftwaffe am Dienstag bekannt gegeben, dass das Gebäude nach dem Abzug der Bundeswehr-Fahrschule und einer folgenden internen Umstrukturierung auf dem Gelände des Fliegerhorsts für zivile Zwecke genutzt werden könnte. Noch freilich fehlt es am pädagogischen Konzept und an der Verkaufsbereitschaft des Grundeigentümers, der bundeseigenen Bima. Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, hört das gerne, will sie doch die Erinnerung wach halten an den Terror am Rande der Olympischen Spiele 1972 und die im Zuge einer misslungenen Befreiungsaktion von Palästinensern getöteten israelischen Sportler.

Die hereinstechende Sonne zeichnet am späten Vormittag gleißende Muster auf die weiß-gelben Wände und überstrahlt die 72 antiquierten Glühbirnen der drei riesigen Messing-Kronleuchter. Die Prelude Te Deum von Marc-Antoine Charpentier, auch bekannt als Eurovisionsmelodie, brandet durchs prunkvolle Casino des Offiziersheims - gespielt vom Bläserquartett des Musikkorps Garmisch Partenkirchen. Alles wirkt sehr feierlich. 200 Gäste sind der Einladung gefolgt, darunter Landrat Thomas Karmasin, Fürstenfeldbrucks Oberbürgermeister Klaus Pleil, Alt-OB Sepp Kellerer, Stadt- und Kreisräte sowie zahlreiche Luftwaffenangehörige in dunkelblauen Ausgehuniformen mit glitzernden Schulterstücken und roten oder goldfarbenen Schützenschnüren und Spießkordeln. Nur kurz erhält die gute Laune so etwas wie einen Dämpfer: als Oberstleutnant Bernhardt Schlaak einen Blick über 2015 hinaus wirft. Mag mancher Insider auch Zweifel daran hegen, dass sich der Zeitplan einhalten lässt - der Standortälteste glaubt fest daran, dass die Neubauten in Roth rechtzeitig fertig werden und die Offizierschule 2019 als letzte Bundeswehreinrichtung den Standort Fürstenfeldbruck verlässt. Für Karmasin und Pleil ist es alles andere als eine frohe Kunde, wenn die zurzeit noch mehr als 2000 Bediensteten und Auszubildenden den Landkreis und die Kreisstadt verlassen. Gleichwohl können sie dem Abzug auch gute Seiten abgewinnen, eröffnet er doch die einmalige Chance, quasi am Reißbrett ein neues Wohn- und Arbeitsquartier zu entwickeln, auf einem Areal so groß wie 280 Fußballfelder. Ginge es nach Pleil, dann könnte jener Stadtteil auch künftig den inoffiziellen Namen behalten, unter dem der Fliegerhorst heute bei der Bevölkerung bekannt ist: "Fursty". Das würde an die lange Tradition der Bundeswehr ebenso erinnern wie das Ehrenmal der Luftwaffe, um dessen Pflege sich die Stadt künftig kümmern wird.

Fliegerhorst FFB

Bernhardt Schlaak bei seiner Rede im Offiziersheim.

(Foto: Günther Reger)

Mit Blick auf den weltweiten Terror plädiert Schlaak in seiner Rede nachdrücklich dafür, die Handlungsfähigkeit der Bundeswehr sicherzustellen. Nach Abschaffung der Wehrpflicht muss nun allerdings stärker für qualifizierten Nachwuchs geworben werden. Im März soll bei einer Veranstaltung im Fliegerhorst die Attraktivität des Pilotenberufs herausgestrichen werden, und die Bundeswehr beteiligt sich wieder am Berufsfindungstag "Girls-Day" im April. Zudem richtet sie derzeit ein Eltern-Kind-Arbeitszimmer ein, um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können. Mögen die Tage des Standorts auch gezählt und die Umzugsentscheidung unumkehrbar sein, so die Botschaft des Standortältesten Schlaak, die Bundeswehr ist mitnichten ein Auslaufmodell.

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