Empfang in Germering:Plädoyer für Medien mit Werten

CSU Germering

"Fake-News sind Gift": Susanne Hornberger beim Neujahrsempfang der CSU Germering.

(Foto: Günther Reger)

Susanne Hornberger von der Kirchenzeitung spricht bei der CSU

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Susanne Hornberger ist in ihrem Festvortrag beim Neujahrsempfang der Germeringer CSU diskret geblieben. Interna aus dem Vatikan waren von der früheren ARD-Korrespondentin in Rom nicht zu hören, auch wenn die etwa hundert Besucher aus Politik, Vereinen und Institutionen, darunter Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler, Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet (beide CSU) sowie der Grünen-Landtagsabgeordnete Sepp Dürr im Roßstall vielleicht darauf gehofft hatten. Heute ist Hornberger Chefredakteurin der Münchner Kirchenzeitung und Leiterin Print beim katholischen Medienhaus Sankt Michaelsbund. Die 45 Jahre alte Journalistin begann ihre Medienkarriere als Redakteurin bei der Tageszeitung "Die Welt".

In ihrer Festrede beschäftigte sie sich mit dem Thema: "Welchen Wert haben Werte noch in den Medien?" Verhaltenskodex seien für sie die Bibel und die zehn Gebote, sagte Hornberger: "Christenmenschen haben es da einfacher." Medien hätten vor allem auch den Artikel 1 des Grundgesetzes, der die Würde des Menschen für unantastbar erklärt, zu beachten. Häufig sei im Mediengeschäft jedoch "Schnelligkeit und die Jagd nach Quote vorherrschend". Darunter leidet laut Hornberger die Recherche. Zudem gebe es die Konkurrenz von Twitter und Facebook, die es oft mit der Wahrheit nicht so genau nähmen, aber auch meinungsbestimmend seien. Hornberger appellierte an die Medienschaffenden, den journalistischen Ehrenkodex einzuhalten und der Wahrheit verpflichtet zu sein. "Das ist oberstes Gebot", sagte die Rednerin. Sie arbeitete von 2002 bis 2011 als Reporterin für die BR-Nachrichtensendung "Rundschau" und von 2013 bis 2016 als Reporterin des BR in den Redaktionen Ausland und Reportage und "Kirche und Welt".

"Fake-News sind Gift", bekräftigte Hornberger. "Sie sind eine Demontage von Personen und Institutionen." Die Chefredakteurin warnte auch vor "medialen Vorführungen" und nannte die Namen von Jörg Kachelmann, der durch einen Vergewaltigungsvorwurf ruiniert worden sei, und den des Filmregisseurs Dieter Wedel, der aktuell von Schauspielerinnen der sexuellen Belästigung beschuldigt wird. "Das ist der moderne Pranger, an dem die Medien beteiligt sind", kritisierte Hornberger.

Das "Mysterium Vatikan" lüftete sie aber nicht. "Beim Vatikan muss man sich genau an die dortigen Spielregeln halten", erzählte sie, sonst wäre man schnell außen vor. Weder der Vatikan, noch der Papst kommentierten tagesaktuelle Geschehnisse. "Es werden auch keine Falschmeldungen kommentiert. Der Papst muss nicht von den Gläubigen wiedergewählt werden", markierte die ehemalige Vatikan-Korrespondentin den Unterschied zu Politikern.

Oliver Simon, Germeringer CSU-Ortsvorsitzender, will im Oktober erstmals zum Landtagsabgeordneten gewählt werden. Zuvor muss sich der 39-jährige Rechtsanwalt jedoch noch gegen drei weitere Konkurrenten aus der CSU durchsetzen, um als Direktkandidat die Nachfolge von Reinhold Bocklet im Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost antreten zu können. "Wir feiern 2018 nicht nur 200 Jahre Bayerische Verfassung und hundert Jahre Freistaat", meinte Simon bei seiner Begrüßungsansprache. Dieses Jahr könnte auch seine politische Laufbahn markant beeinflussen: "2018 könnte auch für mich persönlich ein prägendes Jahr werden." Die CSU müsse jedoch erst einmal "verlorenes Vertrauen mühsam zurückgewinnen", so Simon. War doch die Bundestagswahl für die CSU seinen Worten nach "ein Schlag ins Kontor gewesen".

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