Unfall:Flüchtling ertrinkt im Emmeringer See

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Kräfte von Rotem Kreuz, Wasserwacht und Feuerwehr rücken bereits vier Minuten nach der Alarmierung aus. (Foto: Günter Reger)

23 Jahre alter Eritreer stirbt an den Folgen eines Badeunfalls. Mitbewohner der Brucker Asylerstaufnahmestelle unter Schock

Von Erich C. Setzwein, Emmering

Am Morgen nach dem tödlichen Badeunfall im Emmeringer See stehen viele Menschen in der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Fürstenfeldbruck noch unter dem Eindruck des schrecklichen Ereignisses. Am Sonntagabend war ein 23 Jahre alter Mann aus dem nordafrikanischen Eritrea kurz vor 19 Uhr im Emmeringer See untergegangen. Eine halbe Stunde später konnte er von der Wasserwacht geborgen und vom Notarzt wiederbelebt werden. Zwei Stunden später erlag der junge Mann im Klinikum Fürstenfeldbruck dann aber den Unfallfolgen.

Der 23-Jährige war mit einem anderen aus der Flüchtlingsgruppe ins17 Grad kalte Wasser des Emmeringer Sees gegangen, um zur Badeinsel zu schwimmen. Während der andere weiterschwamm, kehrte der Eritreer plötzlich um. Als er noch etwa 20 Meter vom Ufer entfernt war, geriet er anscheinend in Schwierigkeiten und ging unter. Der Freund schwamm sofort zur Unglücksstelle und bekam bald Unterstützung einer Passantin. Die Joggerin hatte vom Ufer aus das Unglück beobachtet, sofort einen Notruf abgesetzt und war in den See gesprungen. Das war gegen 19 Uhr, und bereits vier Minuten später rückten die Wasserwacht, Feuerwehren sowie der Rettungsdienst aus. Über die Rettungsleitstelle in Fürstenfeldbruck wurde eine Hubschrauber angefordert.

Christian Nagel, Einsatzleiter Wasserrettungsdienst, schildert die Situation am See so: "Die Wasserwacht war mit 34 Leuten im Einsatz, davon elf Taucher. Drei Taucher mit Schnorchelmasken tauchten sofort an der Stelle, an der der junge Mann untergegangen war." Dank der genauen Beschreibung der Zeugen habe man die Unglücksstelle zwar gefunden, der See sei dort aber acht Meter tief und die Sicht sehr schlecht. Nach Polizeiangaben betrug die Wassertemperatur am Grund gerade mal zwölf Grad. Rettungstaucher fanden schließlich den leblosen Körper des 23-Jährigen und brachten ihn an die Wasseroberfläche und sofort ans Ufer, wo der Notarzt bereits wartete. "Um 19.28 Uhr hatten wir ihn am Ufer", sagte der Einsatzleiter.

Die Wiederbelebungsmaßnahmen waren insoweit erfolgreich, als das Herz des Verunglückten wieder zu schlagen begonnen habe. Ein Transport mit dem Hubschrauber in eine Münchner Klinik sei nicht mehr notwendig gewesen, der Eritreer wurde mit dem Krankenwagen "unter laufender Reanimation", wie die Polizei ergänzte, ins Klinikum Fürstenfeldbruck gebracht. Die Folgen des Badeunfalls waren allerdings so gravierend, dass der Flüchtling gegen 21 Uhr gestorben sei, teilte der Kreisgeschäftsführer des Roten Kreuzes, Rainer Bertram, mit.

Bei aller Tragik des Geschehens lobte Christian Nagel die Ersthelfer und die Augenzeugen, die wesentlich dazu beigetragen hätten, den Ertrunkenen so schnell zu finden. Nagel äußerte sich aber auch zu den Nichtschwimmern. Freilich seien unter den Flüchtlingen viele, die nie schwimmen gelernt hätten. Aber die Zahl derjenigen, die nicht gut schwimmen könnten, nehme auch in Deutschland zu. "Es schließen immer mehr Schwimmbäder, die Zeit für Schwimmunterricht an den Schulen wird immer weniger", sagte Nage. "Ich betrachte die Entwicklung sehr, sehr kritisch." Der Rettungsexperte warnte davor, die Gefahren von Baggerseen wie dem Emmeringer See zu unterschätzen. Das Ufer falle meist steil ab, Schwimmer hätten schon bald keinen Halt mehr, die Seen seien sehr oft sehr tief und die Temperatur meist kalt.

Die Caritas, die die Flüchtlinge im Fliegerhorst betreut, konnte am Montag noch keine nähere Stellungnahme zu dem Vorfall abgeben.

© SZ vom 19.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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