Einmaliges Projekt:Das Museum kommt zu den Menschen

Historischer Verein

Immer wieder machen die Landkreisarchäologen bedeutende Funde, wie diese Minerva, die als Replik im Brucker Museum zu sehen ist.

(Foto: Günther Reger)

Der Historische Verein plant eine landkreisweite archäologische Ausstellung. In jeder Kommune werden zeitgleich die Fundstücke präsentiert, die dort einmal ausgegraben worden sind

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

8000 Jahre ist es her, dass auf der Ägäisinsel Milos eine edle Obsidian-Klinge gefertigt wurde. Bemerkenswert an ihrer Geschichte ist, dass sie vor wenigen Jahren im Haspelmoor gefunden wurde. Denn sie beweist, dass schon damals auf irgendeine Art eine Verbindung zwischen den mehr als 1600 Kilometer voneinander entfernten Orten bestanden haben muss. "So eine Klinge war damals sozusagen der Maserati unter den Messern. Wir gehen davon aus, dass sie gehandelt worden ist, vielleicht hat die Reise auch mehrere Jahrzehnte oder noch länger gedauert", sagt der Kreisheimatpfleger und begeisterte Archäologe Toni Drexler. Wie spannend die Suche in den Spuren der Geschichte ist, wollen er und der Historische Verein Fürstenfeldbruck nun erlebbar machen.

Mit einem ganz besonderen Projekt will der Verein das angestaubte Image der Archäologie aufpolieren, für die Bedeutung der Forschung sensibilisieren und gleichzeitig "dem Volk die heimische Kultur näher bringen", wie Drexler sagt. Weil aber nur wenige Menschen regelmäßig ins Museum gehen, dreht der Historische Verein den Spieß einfach um und bringt das Museum quasi zu den Menschen. Denn in jeder Landkreiskommune wird im Sommer 2019 genau ein dort gefundenes archäologisches Exponat gezeigt und seine Geschichte erzählt. Später dann werden die einzelnen Stücke in einer Ausstellung im Brucker Kunsthaus zusammengeführt.

Noch allerdings ist das Organisationsteam um Ulrike Bergheim, die Vorsitzende des Historischen Vereins, und Toni Drexler mit den Vorbereitungen beschäftigt. Dazu gehört es auch, erst einmal genug passende Exponate zu finden. "Wir wollen deshalb auch mit den Bürgern zusammenarbeiten. Wer etwas hat, kann sich jederzeit bei uns melden, auch wenn er sich nicht ganz sicher ist", sagt Bergheim. Das einzige Kriterium sei, dass man nachweisen könne, wo genau man das Objekt gefunden hat. Auch Hobbysucher seien herzlich eingeladen, sich zu melden, sagt Bergheim und betont, dass es nur darum gehe die Objekte als Leihgabe auszustellen, keiner brauche Angst haben, dass ihm möglicherweise etwas weggenommen werde.

Entwickelt wird die Ausstellung gemeinsam mit Archäologiestudenten der Universität München. Sie suchen dann aus Vorschlägen des historischen Vereins jeweils ein Objekt aus und arbeiten seine Präsentation aus. Inhaltlich soll die Ausstellung die Zeit von den ersten zivilisatorischen Funden bis hin zur den Bajuwaren abdecken. Gezeigt werden die Exponate dann jeweils in den Bankfilialen in den Orten - weil so ein großes Projekt sonst aus Versicherungsgründen gar nicht zu finanzieren wäre, wie Bergheim erklärt.

Sie hofft, dass durch dieses Projekt auch die Sensibilität für die Verbindung von Archäologie und Heimatgeschichte gestärkt wird. Wie das Beispiel der Obsidian-Klinge zeigt, kann jedes Objekt interessante Fakten über die Vergangenheit liefern und damit helfen, die Wurzeln jeder einzelnen Kommune besser zu erforschen. "Es gibt Orte, mit denen die Zusammenarbeit gut läuft und andere, die sich gar nicht dafür interessieren", sagt Bergheim.

Ein Positivbeispiel sei Jesenwang. Dort habe man kürzlich auf einem Feld mehrere Funde gemacht. "Seitdem herrscht dort eine regelrechte Begeisterung." So ein öffentliches Interesse verhindere, dass wichtige, aber für Bauherren oft unliebsame, Grabungen durch eilig durchgewunkene Genehmigungen nicht oder nur oberflächlich durchgeführt werden. Denn wenn eine Fundstelle einmal zerstört ist, dann gehen damit auch all ihre Geheimnisse und Erkenntnisse für immer verloren.

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