Einmaliger Besuch:Die Kathedrale des Puchheimer Trinkwassers

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Der Zweckverband Ampergruppe saniert den Hochbehälter auf dem Parsberg bei Puchheim für zwei Millionen Euro. Politiker bestaunen das Ergebnis.

Erich C. Setzwein

Den Wasserhahn aufzudrehen und sauberes Wasser zu bekommen, ist für die 73 000 Menschen zwischen Puchheim und Olching so selbstverständlich, dass die meisten wohl nicht weiter darüber nachdenken, wo es herkommt. Einen kleinen Kreis hat der Zweckverband zur Wasserversorgung der Ampergruppe (WVA) darüber am Donnerstag im Hochbehälter am Parsberg bei Puchheim aufgeklärt und die Teilnehmer über die zu Ende gehenden Sanierungsmaßnahmen informiert. Auf rund zwei Millionen Euro belaufen sich die Kosten für die Arbeiten an dem in den siebziger Jahren gebauten Behälter, aus dem täglich etwa 12 000 Kubikmeter Trinkwasser durch die Leitungen in die Haushalte strömen. Und das ohne größere Pumpaktionen, das Wasser fließt quasi bergab. Für den Zweckverbandsvorsitzenden, Puchheims Bürgermeister Herbert Kränzlein, aber auch für andere in der kleinen Gruppe, die am Donnerstag in eine der beiden Kammern des Behälters hinabstiegen, war es vermutlich das letzte Mal. Denn nach umfangreichen Reinigungsarbeiten und einer kompletten Desinfizierung der 15 000 Kubikmeter Wasser fassenden Kammer wird sie in Kürze geflutet - und dann vermutlich die nächsten 40 bis 50 Jahre geschlossen bleiben. So lange nämlich soll die in einem aufwendigen Verfahren aufgebrachte Beschichtung der Betonwände in dem Behälter halten. Die allererste Beschichtung vor 35 Jahren war infolge des ständig durch die einzelnen Räume fließenden Wassers mit der Zeit kaputt gegangen. 15 Monate war eine Spezialfirma damit beschäftigt, die Wände regelrecht abzuschleifen. Und wer am Donnerstag in den sechseinhalb Meter hohen und 92 Meter langen, leeren Räumen unterwegs war, der konnte erahnen, welchen Lärm die Arbeiter aushalten mussten und welcher Staub dort während der langwierigen Maßnahme durch die Luft flog. Die Akustik, davon war hernach auch Frederik Röder als Vorsitzender des Betriebsführers Amperverband überzeugt, ist atemberaubend und nichts für schwache Nerven. In dem Stimmengewirr waren im Hall der Kammer Begriffe zu vernehmen wie "Kathedrale" und "ehrfürchtig". Dennoch wird jedes Echo verschluckt werden von den Wassermassen, die bald wieder durch die schlangenlinienartig angeordneten Räume fließen. So gut wie jeder Tropfen, der dann vom Wasserwerk in Puchheim auf den Parsberg gepumpt wird, fließt später bergab. Der Höhenunterschied beispielsweise nach Eichenau von 35 Metern reicht aus, um den Druck in den Leitungen aufrecht zu erhalten. Und bis der letzte Haushalt im Gebiet des WVA erreicht ist, nämlich im Olchinger Stadtteil Geiselbullach, summiert sich die Differenz auf immerhin 70 Höhenmeter. Auch in dem unwahrscheinlichsten Fall, dass alle sieben Brunnen auf einmal kein Wasser mehr liefern würden, bekämen die Menschen aus dem überdimensioniert gebauten Behälter noch mindestens einen Tag lang sauberes Trinkwasser. Auch wenn es für die kleine Gruppe aus Vertretern von Zweckverband, Gemeinde und Presse am Donnerstagmorgen ein einmaliger Besuch innerhalb des Wasserbehälters war, so gibt es für die Öffentlichkeit dennoch häufiger die Gelegenheit für eine Visite: Von einem Gang über dem Behälter aus können Besucher durch die erneuerten, in Edelstahl gefassten Fenster in die Kammer schauen. Ein Modell des Hochbehälters im Vorraum gibt zusätzlich einen guten Überblick. Laut WVA-Geschäftsführer Friedrich Popp können sich Besuchergruppen beim Amperverband in Eichenau anmelden. Auch als Ziel einer Wanderung von Puchheim zum Schusterhäusel und zurück eignet sich der Hochbehälter. Am Wegesrand und vor dem Gebäude stehen zwar etwas angejahrte, aber dennoch informative Tafeln und klären über die Trinkwassergewinnung auf.

© SZ vom 25.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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