Eichenau/Puchheim:Uni wehrt sich gegen Wohnungspläne

Eichenau/Puchheim: Der Gutshof von Roggenstein war bis zur Säkularisation ein Meierhof von Kloster Fürstenfeld. Inzwischen wird er von der TU München genutzt.

Der Gutshof von Roggenstein war bis zur Säkularisation ein Meierhof von Kloster Fürstenfeld. Inzwischen wird er von der TU München genutzt.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

TU-Präsident Wolfgang Herrmann lehnt es ab, Flächen des 300 Hektar großen Guts Roggenstein freizugeben. Wegen der guten Qualität der Böden möchte er den Grund aber weiter landwirtschaftlich nutzen

Von Peter Bierl, Eichenau/Puchheim

Eine größere Fläche von Gut Roggenstein für den Wohnungsbau würde die Technische Universität München (TU) nicht hergeben. "Das Bekenntnis ist, wir wollen Roggenstein behalten", sagt TU-Präsident Wolfgang Herrmann der SZ. Die hohe Qualität der Böden sei für die Forscher in Weihenstephan unverzichtbar. Mit circa 300 Hektar ist Roggenstein die größte landwirtschaftliche Einrichtung der TU. Auch der Puchheimer Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) möchte keine neuen Siedlungen nördlich der Bahn, weil das nur noch mehr Autoverkehr in die Stadt ziehen würde.

Im Eichenauer Bürgermeisterwahlkampf war über ein Gewerbegebiet und Siedlungen nördlich der Bahn auf dem Areal des Versuchsgutes von Weihenstephan diskutiert worden. Kommunalpolitiker der umliegenden Städte und Gemeinden prüfen derzeit die Chancen einer gemeinsamen Wohnungsbaugesellschaft. Was das Bauland betrifft, richtet sich manch begehrlicher Blick auf die Flächen der Wissenschaftler aus Weihenstephan. Immerhin sah es vor zehn Jahren so aus, als wollte die TU Roggenstein aufgeben. Der Emmeringer Bürgermeister Michael Schanderl (FW) wollte das Anwesen zusammen mit den Nachbarn kaufen. Sein damalige Eichenauer Kollege Hubert Jung (CSU) hoffte, das Grüne Zentrum dort ansiedeln zu können. Die Brucker hatten am Ende die Nase vorne, das Agrarzentrum wurde auf dem Areal des ehemaligen Versuchsgutes in Puch gebaut.

"Es gibt momentan keine Pläne, Roggenstein aufzugeben", betont der TU-Präsident. Zwar liegen die Flächen weit weg von Weihenstephan, was ungünstig sei. Der große Vorteil wäre jedoch die Bonität des Bodens und die Größe des Besitzes. Allerdings wird nur ein Teil der 300 Hektar bewirtschaftet. "Die Parzellen, die wertvoll sind, die geben wir nicht her", sagt Herrmann. Zudem seien diese Parzellen so über die Gesamtfläche verstreut, dass die TU kein größeres zusammenhängendes Areal abgeben könnte, ohne die Forschung zu behindern. Nach Angaben der TU-Pressesprecherin handelt es sich um etwa 4000 landwirtschaftliche Versuchsparzellen, die hauptsächlich vom Lehrstuhl für ökologischen Landbau genutzt werden; aber auch zum konventionellem Landbau werde geforscht. Zurzeit laufen Versuche mit Energiepflanzen, Herbiziden im Mais, Winter-Raps und Winter-Weizen, Stickstoffdüngung sowie Lachgas-Emissionen bei verschiedenen Fruchtwechseln.

Hergeben würde die TU nur etwa 3,8 Hektar, direkt im Norden des Eichenauer Bahnhofsareals. Dabei handelt es sich laut Herrmann um eine ehemalige Kiesgrube, die mit Müll verfüllt worden sei. "Das würden wir abgeben, weil wir damit nichts anfangen können", sagte er. Der TU-Präsident bestätigt, dass es vor etwa einem dreiviertel Jahr darüber Gespräche mit Vertretern der Gemeinde Eichenau gegeben habe. Die Universität wäre darüber hinaus bereit, an der Roggensteiner Allee für eine Straßenverlegung Ausgleichsflächen herzugeben. "Dem würden wir uns nicht verschließen", sagt Herrmann.

Gut Roggenstein war bis zur Säkularisation von 1803 ein Meierhof von Kloster Fürstenfeld, fiel dann in Staatsbesitz und diente dem Militär vor allem im Ersten Weltkrieg als Fohlenhof. Nach dem Ende der Monarchie ging das Anwesen an den Wittelsbacher Ausgleichsfonds. 1943 wurde der Besitz zum staatlichen Versuchsgut. In den Neunzigerjahren fanden dort Freisetzungen von gentechnisch manipulierten Pflanzen statt, die eine Protestwelle auslösten. Jahre später gab die TU zwei ihrer Güter auf, behielt aber Roggenstein.

Wenig von einer Wohnbebauung in Roggenstein hält der Puchheimer Bürgermeister Seidl, da ein Teil der Bewohner mit dem Auto durch seine Stadt nach München fahren würde. Zuerst müsste die S-Bahn viergleisig ausgebaut werden. Die Ostkommunen loten derzeit die Chancen einer gemeinsamen Wohnungsbaugesellschaft aus. Allerdings hat Puchheim bereits eine Städtischen Wohnraumentwicklungsgesellschaft Puchheim mbH (WEP) gegründet und mit einem Eigenkapital von neun Millionen Euro ausgestattet. Seidl kann sich vorstellen, die WEP in eine gemeinsames Projekt einzubeziehen.

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