Eichenau:Treffsicherer Kegler

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In Aktion: Hans Ingmann ist der erfolgreichste Spieler des Kegelclubs Puchheim (Foto: Reger)

Der Eichenauer Hans Ingmann erreicht bei den Deutschen Meisterschaften den dritten Platz

Von Karl-Wilhelm Götte, Eichenau

Hans Ingmann ist offensichtlich ein Wunder an Konzentrationsfähigkeit. Der Eichenauer ist Kegler, besser gesagt Sportkegler. Kürzlich wurde er in der Klasse der Senioren B Dritter bei den Deutschen Meisterschaften. Senioren B bezeichnet bei den Sportkeglern die Altersklasse zwischen 60 und 70 Jahren. Ingmann ist 62 Jahre alt. "Ich bin wohl ein Naturtalent", sagt Ingmann und lacht. Doch etwas scheint an diesem Scherz dran zu sein. Der Eichenauer trainiert wenig. "Vor der Saison mache ich einige Schub", erzählt er. Dann nimmt er einige Wochen am Stück fast an jedem Wochenende an einem Turnier teil.

Ingmann spielt seit sechs Jahren in Puchheim beim dortigen Kegelklub. Der KC Puchheim findet auf der Kegelbahn im Puchheimer Sportzentrum beste Bedingungen vor. Auf acht Bahnen kann dort gleichzeitig gespielt werden. Der KCP teilt sich die Anlage mit dem Nachbarverein Vollkugel Puchheim. 2016 feiert der Verein sein 50-jähriges Bestehen. Der KC Puchheim hat jedoch schon bessere Tage gesehen. "Die Blütezeit waren die Achtzigerjahre", sagt Pressewart Helmut Tschischka etwas wehmütig. Er ist seit 1996 in der Vereinsführung dabei. Damals zählte der Klub 120 Mitglieder, und die Mannschaften spielten in der Bayern- oder Landesliga. Heute ist der Kegelklub bei nur noch 50 Mitgliedern angekommen und bringt kaum noch Mannschaften zusammen. Besonders bei den Frauen tut sich eine große Lücke auf. "Von den 50 Mitgliedern sind 25 aktiv", berichtet Tschischka. Überwiegend sind das wie Hans Ingmann Kegler im Seniorenalter.

Ingmann ist im fortgeschrittenen Alter auch Klubmeister. Auch weil das Nachwuchsproblem im Verein eklatant ist. Pressewart Tschischka überzeugt: "Das ist ein generelles Problem im ganzen Bezirk München." Jugendliche sind kaum noch für das Kegeln zu begeistern. So hat auch der KCP keine Jugendmannschaft mehr. Die Kegelvereine können wenig gegen das verstaubte Wirtshaus-Image dieses Sports ausrichten. Bowling ist da klar im Vorteil. Anstrengender ist sicherlich das Kegeln mit der fast drei Kilo schweren Kugel. Bei hundert Durchgängen ist der Spieler zwei Stunden intensiv beschäftigt. "Man muss natürlich auch den nötigen Dampf drauf haben", sagt Ingmann, "aber entscheidend ist die Konzentrationsfähigkeit." Die schafft er über Stunden aufrecht zu halten. So wie bei der bayerischen Tandemmeisterschaft, die er am vergangenen Wochenende zusammen mit seinem Vereinspartner Jürgen Göller bei den Senioren B gewonnen hat. Auch bei der anstehenden Deutschen Meisterschaft in der Nähe von Leipzig rechnet sich das Kegelduo gute Erfolgschancen aus.

Ingmann kommt aus Neuss im Rheinland. 1988 zog er in die Region München. "Arbeitskollegen brachten mich zum Kegeln", sagt er rückblickend. Aus Freizeitkegeln wurde bald Sport. Zunächst viele Jahre in Eichenau und dann in Puchheim. Ingmann betrachtet das Kegeln als Ausgleich zum Beruf. Er ist Dachdecker. "Der Beruf ist nicht mehr körperlich so schwer wie früher", erzählt Ingmann. Maschinen helfen heutzutage bei Dachdecken. Trotzdem ist auch Muskeleinsatz erforderlich, so dass er in seiner Freizeit kein Fitnessstudio braucht. Schon eher bewegt er sich auf der Kegelbahn. Da wird natürlich auch mal ein Getränk ausgespielt. "Keiner will verlieren", sagt Ingmann. "Jeder strengt sich besonders an." Doch dabei erlebt dann der Eichenauer, dem ein besonderes Zielwasser zu eigen ist, zumeist einen ganz billigen Abend.

© SZ vom 12.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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