Engagement:Schwierige Herbergssuche

Yasemin Bilgic

Yasemin Bilgic hilft anerkannten Asylbewerbern. Für diese inseriert sie auf einer Immobilien-Internetseite.

(Foto: Reger)

Yasemin Bilgic vom Asylhelferkreis sucht Wohnungen

Von Karl-Wilhelm Götte, Eichenau

An nicht weniger als sieben Thementischen hat der Eichenauer Asylhelferkreis in der Friesenhalle über seine Arbeit informiert. Yasemin Bilgic schilderte an einem davon die großen Schwierigkeiten, Wohnungen für Flüchtlinge zu finden. Regelmäßig fordert das Landratsamt anerkannte Asylbewerber auf, aus der Containeranlage am Schreberweg auszuziehen, um Platz zu machen für andere Flüchtlinge - aktuell sind sechs Bewohner betroffen. Eine Familie, bestehend aus Vater, Mutter und zwei Kindern, ist bereits obdachlos geworden und wohnt jetzt in der Obdachlosenunterkunft an der Niblerstraße. Bilgic schmerzt es sehr, dass sie für diese syrische Familie noch keine Wohnung gefunden hat. Seit März ist ihr dies in 13 Fällen gelungen. Die Tochter einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters geht bei der Wohnungssuche nicht Klinken putzten. "Wirklich überreden muss ich niemand", sagt sie. Bilgic betreibt die Wohnungssuche hauptsächlich über eine bekannte Immobilienseite im Internet. "Da habe ich einen Standardtext", erklärt sie. Viele Antworten kommen nicht. "Aber die, die antworten", sagt Bilgic, "mit denen kommt es zu 85 Prozent zu einem Abschluss." Sie sucht nicht nur in Eichenau nach geeigneten Unterkünften. Sie findet sie im gesamten Landkreis, manchmal aber auch in München am Candidplatz.

Gleich die erste Wohnungsvermittlung hat Bilgic außerordentlich motiviert. Für einen älteren Syrer suchte sie eine Einzimmerwohnung. Sie fand sie bei einem Vermieter, der auch Hobbyschreiner war. Der Syrer kam aus einer verwandten Branche. Er hatte früher in einer Polsterei gearbeitet. Zwischen Schreiner und Polsterer entwickelte sich schnell ein gutes Verhältnis.

Bilgic muss aber auch viele Anfeindungen auf Facebook aushalten. Eine Zeitlang hat sie das hingenommen. "Jetzt habe ich das abgeschaltet", sagt sie. Neben üblen Beleidigungen sei häufig Tenor gewesen, sie solle sich doch lieber um Deutsche und Hartz-IV-Empfänger kümmern. "Natürlich haben arme Deutsche auch ein großes Wohnungsproblem", räumt Bilgic ein, "aber ich habe mich entschieden, Flüchtlingen zu helfen." Bilgic sucht jede Wohnungsgröße, vom WG-Zimmer bis zur Vier-Zimmer-Wohnung. Erfolg hat sie bei Vermietern mit einschlägigen Erfahrungen. "Darunter sind auch Sudetendeutsche", erzählt die Eichenauerin. Die hätten ihr eigenes Flüchtlingsschicksal noch gut in Erinnerung. Natürlich können gerade anerkannte Flüchtlinge, die sich noch eine Arbeit suchen müssen, die Wohnungsmiete nicht selbst bezahlen. Sie werden jedoch wie Hartz-IV-Empfänger behandelt. So zahlt das Jobcenter die Wohnung, die allerdings den Hartz-IV-Vorschriften entsprechen muss, also nicht zu groß oder zu teuer sein darf. Wird eine Mietkaution fällig, gibt das Jobcenter den Flüchtlingen ein Darlehen.

Die Teamassistentin bei den Münchner Stadtwerken will ihre Wohnungssuche mit Akribie fortsetzen. Besonders für die sechs Flüchtlinge aus dem Schreberweg, die von Obdachlosigkeit bedroht sind, sucht Bilgic dringend passende Wohnungen. Sie könne versprechen, dass die Flüchtlinge passable Mieter sein werden. Haben sie sich doch in den vergangenen Monaten auf engstem Raum in der Containeranlage bewährt. Dort sitzen übrigens Syrer unterschiedlicher politischer Couleur, wie Rebellen, Assadtreue und Kurden friedlich nebeneinander, wie Claudia Kuttner, eine Mitarbeiterin der Asylkreishelfer zu berichten wusste.

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