Eichenau: Ruhe nach dem Sturm

Bürgermeister Hubert Jung kann ein gut bestelltes Haus übergeben. Das wird bei der letzten Bürgerversammlung während seiner Amtszeit deutlich.

(Foto: Günther Reger)

Um frühere Reizthemen wie die Unterbringung von Asylbewerbern oder den Bau eines Supermarkts in Eichenau ist es still geworden. Es sind die kleinen Themen, die die Besucher der Bürgerversammlung bewegen

Es sind oft die scheinbar kleinen Probleme, die die Eichenauer lange beschäftigen, und die sie dann auch öffentlich kundtun können. Bei der Bürgerversammlung, zum Beispiel, jener dem Bürgermeister vorgeschriebenen Zusammenkunft, auf der er Rechenschaft ablegen muss. Über das, was er, seine Verwaltung und der Gemeinderat das Jahr über verantwortet und entschieden haben. Für Eichenaus Bürgermeister Hubert Jung (CSU) war die Bürgerversammlung am Montagabend eine besondere: Er legte in seiner Amtszeit zum letzten Mal seinen Jahresbericht vor, denn in wenigen Monaten wird sein Nachfolger gewählt und dem übergibt er das Amt am 1. September.

Hubert Jung, das wurde aus seinen Ausführungen deutlich, kann ein gut bestelltes Haus übergeben. Der Haushalt ist solide, die Schulden überschaubar, und seit sechs Jahren wird jährlich etwa eine halbe Million Euro getilgt. Die im vergangenen Jahr noch großen politischen Probleme mit der Unterbringung von Asylbewerbern sowie der Disput um den Bau eines Edeka-Supermarktes sind in diesem Jahr nur noch kleine oder gar keine Themen mehr, nur bei der Unterbringung von Kindern im Krippenalter hat die Verwaltung noch gut zu tun. Und die Probleme der Bürger: Sie beschränken sich auf achtlos weggeworfene Hundekotsackerl, auf den einen oder anderen Raser innerorts und fehlende Parkmöglichkeiten im Gewerbegebiet.

Finanzen

Die wenigen Gewerbebetriebe, die sich in Eichenau niedergelassen haben, tragen nur als zweite, geringere Säule zu den Einnahmen der Gemeinde bei. Nach einem mehrjährigen Abschwung sei es 2015 wieder deutlich nach oben gegangen, so Bürgermeister Hubert Jung. Über vier Millionen Euro betrugen die Gewerbesteuereinnahmen. Für dieses Jahr ist der Ansatz im Haushalt konservativ geschätzt deutlich niedriger, möglicherweise sogar eine Million Euro weniger als im Vergleich zum Vorjahr.

Steigend dagegen, und das schon seit fünf Jahren, ist die Haupteinnahmequelle, der Anteil an der Einkommensteuer. Dieser hat im vergangenen Haushaltsjahr schon an der Neun-Millionen-Grenze gekratzt, für dieses Jahr sieht ihn der Kämmerer diese Marke überspringen. Das zeigt: in Eichenau leben Menschen mit überdurchschnittlichen Gehältern, die sich die Preise im direkten Münchner Umland leisten können und durch ihren Steueranteil dazu beitragen, dass die Gemeinde doch teils enorme Ausgaben tätigen kann.

Zu den Pflichtausgaben Eichenaus gehören die Personalkosten für die Beschäftigten in Verwaltung, Bauhof und Kinderbetreuungseinrichtungen. Mehr als fünf Millionen Euro sind dafür im Jahr 2016 eingeplant. Fast sechs Millionen Euro gehen als Umlage an den Landkreis, der damit seine Ausgaben deckt. "Zum Beispiel die weiterführenden Schulen, die auch den Eichenauer zugute kommen", wie Jung anmerkte.

Kinder

Jedes Jahr aufs Neue sind Jung und seine Mitarbeiter gespannt, welche Aufgaben sie nach der Einschreibung in die Kindertagesstätten bewältigen müssen. In diesem Jahr, sagte Jung am Montagabend den etwa 60 Zuhörern in der Friesenhalle, gebe es eine Unterdeckung bei den Krippenplätzen. Jung kündigte an, dass eine zusätzliche Krippengruppe geschaffen werden müsse. Als Alternativen können die Unterbringung von Zweieinhalbjährigen im Kindergarten oder die Eltern-Kind-Gruppe gesehen werden. Die Situation in den Kindergärten dagegen bewertet der Bürgermeister als sehr gut. Derzeit stehen 404 Plätze zur Verfügung, gut ein Fünftel ist noch unbesetzt. Auch die Betreuung der Grundschüler sieht der Bürgermeister als gesichert an, insgesamt stehen in den Hortgruppen und der Mittagsbetreuung 302 Plätze zur Verfügung.

Asylbewerber

Nach einer von den Gemeinden mit dem Landkreis festgesetzten Quote sollte 147 Asylbewerber in Eichenau eine vorübergehende Aufnahme finden. Derzeit leben dort 167 Flüchtlinge in den beiden Containerwohnanlagen am Schreber- und am Lindenweg sowie in einer Wohnung. 42 davon sind Kinder, elf sind sogenannte Fehlbeleger. "Das sind Menschen, deren Asylverfahren abgeschlossen wurde und die anerkannt wurden", sagte Jung. Für diese elf würden nun Wohnungen gesucht, und Jung würdigte in diesem Zusammenhang die Arbeit des Asylhelferkreises, der schon etlichen Anerkannten erfolgreich Wohnungen in Eichenau oder in der Nähe habe vermitteln können.

Von den derzeit in Eichenau lebenden Asylbewerbern, assistierte der Olchinger Polizeichef Hartwin Lang dem Bürgermeister, gehe keine Gefahr für die Bevölkerung aus. Im vergangenen Jahr habe die Polizei nur sieben Fälle verfolgt. Manchmal seien es nur "Reibereien" in der Unterkunft. Lang dankte bei dieser Gelegenheit dem anwesenden Landrat Thomas Karmasin, dass es im Landkreis keine der "unsäglichen Traglufthallen" gebe, in denen die Flüchtlinge einem enormen Stress ausgesetzt seien und Situationen oft eskalierten und zu Gewalttätigkeiten führten.

Projekte

Das größte gemeindliche Vorhaben, das in diesem Jahr noch zu Ende gehen soll, ist die Sanierung der Starzelbachschule. Vor allem geht es um Wärmedämmung und den Brandschutz. Mittlerweile ist die Frage um die Fassade beantwortet, wie Jung an einem Farbbeispiel den Teilnehmern der Bürgerversammlung zeigen konnte. Die Außenseite der Schule wird von Rottönen dominiert. Wenig bunt, dafür aber nicht weniger aufwendig, gestaltet sich der Umbau der Aussegnungshalle, der laut Hubert Jung im kommenden Jahr stattfinden soll.

Nicht auf Gemeindekosten wird der neue Edeka auf dem ehemaligen Tankstellengrundstück im Süden der Gemeinde gebaut. Der im vergangenen Jahr durch einen Bürgerentscheid befürwortete Supermarktes sei derzeit im Genehmigungsverfahren, so Jung, mit dem Baubeginn rechne er noch in der zweiten Hälfte dieses Jahres.