Eichenau:Mit Bandura und Volksmusik

Fest der Kulturen

Bayerische Tradition: Die Volkstanzfreunde Eichenau zeigen beim Fest der Kulturen einen Querschnitt ihres Repertoires.

(Foto: Günther Reger)

Beim Fest der Kulturen in Eichenau lernen die Besucher nicht nur fremde Tänze und Instrumente kennen. Auch das Essen ist international

Von Ariane Lindenbach, Eichenau

Zwei zierliche vietnamesische Mädchen mit dicken Jacken über den pink-gelben Kleidern spazieren durch die Aula der Josef-Dering-Grundschule. Obwohl an diesem Sonntagnachmittag viele Menschen das Schulgebäude bevölkern, achtet kaum einer auf die beiden in ihrer exotischen Tracht. Beim Fest der Kulturen in Eichenau ist es nun einmal nicht ungewöhnlich, auf Menschen aus anderen Ländern und fremden Kulturkreisen zu treffen. Es gibt internationale kulinarische Köstlichkeiten und eine Vielzahl von Aufführungen auf der Bühne in der Turnhalle. Die vietnamesischen Mädchen etwa führen zu sechst einen Tanz aus dem fernöstlichen Land auf, der Eichenauer Musiker Günther Renner spielt mit seiner One-World-Band - die Mitglieder sind Geflüchtete - Weltmusik mit afrikanischen, arabischen und europäischen Einflüssen.

Es ist eine bunte Mischung, die den Eichenauern da zum fünften Mal geboten wird. Die Gemeinde veranstaltet das Fest zusammen mit ihren Bewohnern. Viele engagieren sich ehrenamtlich, wie die Integrationsbeauftragte des Gemeinderats, Rike Schiele, erklärt. Das Essen etwa wurde von sechs türkischen Frauen, einigen Syrern "und sonstigen Freiwilligen, die ehrenamtlich Arbeit leisten wollten" zubereitet. Dementsprechend reicht das Angebot von koreanischen Gemüsepfannkuchen über Sushi und syrischen Kartoffelsalat bis zu gefüllten Weinblättern und Baklava zum Nachtisch. Ein Kuchenbuffet ergänzt die Palette. Viele Besucher nehmen sich von dort noch ein Stück mit nach Hause.

In der Turnhalle herrscht reger Andrang. Drei Viertel der Biergarnituren in der Mitte sind besetzt: Junge, Alte, Familien mit kleinen Kindern, Menschen in bayrischer Tracht zwischen Menschen asiatischer und afrikanischer Herkunft. Manche haben einen Teller mit Essen vor sich. Deren Inhalt ist ebenso bunt gemischt wie die Besucher und das Programm. Entlang der Wände haben Vereine Stände aufgebaut: unter anderem der Asylhelferkreis, die Amici d'italia und der Förderverein Pfefferminzmuseum Eichenau.

Das Stimmengewirr legt sich etwas, als Moderator Cornelis de Kemp, mit Rike Schiele und der Ideengeberin Inge Hofmann Teil des Organisationsteams, die Bühne betritt. Mit ihm steigt Valentina Starenka, gekleidet in einer folkloristischen ukrainischen Tracht mit blauem Glockenrock und roten Stickereien auf der weißen Bluse auf das Podest, ihren Kopf krönt ein rot-weiß-grüner Blumenkranz. Sie stammt aus der Ukraine, aus Wischgorod, das seit 25 Jahren eine Städtepartnerschaft mit Eichenau pflegt. Valentina Starenka ist jedes Jahr für drei Monate in Deutschland und gibt mit ihrem Seiteninstrument, einer Bandura, an diesem Sonntag drei Stücke aus ihrer Heimat zum Besten. Obwohl die Spielerin in flüssigem Deutsch beim zweiten, und vor allem beim dritten Stück erklärt, es handle sich um ganz "freundliche" Musik, klingt sie für das ungeübte westliche Ohr so, wie Melodien aus östlicheren Gefilden eben oft klingen: trotz aller Freundlichkeit herrlich schwermütig. Das Publikum ist begeistert und applaudiert lang.

Die aus Eichenau stammende, inzwischen nach Berlin gezogene Poetry Slammerin Fee Brembeck amüsiert die Gäste als Nächstes mit Überlegungen zum Schönheitswahn. Gelächter in der vollen Turnhalle. Zwischen den künstlerischen Beiträgen macht Moderator de Kemp immer wieder Ausflüge zu den verschiedenen Ständen. In kurzen Gesprächen gibt er den Vereinen Gelegenheit, sich vorzustellen. Nun ist er bei den Asylhelfern. Die suchen Wohnraum, selbst einzelne Zimmer würden für die anerkannten Asylbewerber gerne genommen, appelliert eine Helferin ins Mikrofon. Es folgt der Auftritt der Volkstanzfreunde Eichenau. Paare in bayerischer Tracht tanzen, immer wieder von Pirouetten unterbrochen, quer durch den Saal. Im vorderen Drittel, wo keine Tische stehen, formiert sich die Gruppe neu und tanzt munter im Kreis herum. Begeistert schauen die Gäste zu, ein alter Mann stimmt in die Musik ein.

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