Eichenau:Laut quakende Nachbarn

Eichenau: Der Laubfrosch steht unter Naturschutz und darf deshalb nicht umgesiedelt werden.

Der Laubfrosch steht unter Naturschutz und darf deshalb nicht umgesiedelt werden.

(Foto: A. Zahn/oh)

Auf einem Grundstück in Eichenau sollen vier Häuser gebaut werden. Doch das Areal wird von der größten Laubfrosch-Population im Landkreis besiedelt

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Im Einklang mit der Natur zu leben und doch die Annehmlichkeiten einer Großstadt zu genießen, diesen Traum lassen sich immer mehr Menschen im Landkreis Fürstenfeldbruck viel kosten. Doch die Bauflächen werden kleiner, vor allem in Gemeinden wie Eichenau. Dort gibt es praktisch nichts mehr, und wenn, dann in sehr exklusiven Lagen. Wenn nun ein Grundstück am Puchheimer Weg mit rund 4000 Quadratmetern Fläche bebaut werden wird, dann werden sich die neuen Einfamilienhausbesitzer in ihrer Idylle auf besondere, saisonal auftretende Lärmemissionen einstellen müssen.

Denn sie werden in jenem Gebiet leben, in dem das größte Vorkommen an Laubfröschen im Landkreis nachgewiesen worden ist. Mindestens 150 quakende Männchen sind gezählt worden, und die Gutachter gehen davon aus, dass mindestens genau so viele Laubfrosch-Weibchen in dem Feuchtgebiet leben. Damit das Zusammenleben mit den in der Balzzeit lauten Tieren funktioniert, hätte der Gemeinderat in seiner Sitzung Regeln aufstellen können. Doch kam es zunächst nicht dazu, weil eine Mehrheit den dafür nötigen Bebauungsplan ablehnte. Mit der Folge, dass ein schon im vergangenen Jahr vorbereiteter Kompromiss bei der Planung nicht zustande kam.

Waldfriedenweg-Süd: Allein im Namen des Bebauungsplanes steckt so viel Werbepotenzial, dass Wohnungen, die dort gebaut werden könnten, schon vor der Baugenehmigung beste Verkaufschancen hätten. Doch daraus wird so schnell nichts werden. Denn auch wenn es zu neuen Verhandlungen über die mögliche Bebauung kommen sollte, so werden die ursprünglichen Bewohner der Gegend um Puchheimer Weg und Waldfriedenweg vermutlich einen ruhigen Sommer verbringen.

Auf dem mit Bäumen dicht bewachsenen Grundstück im Süden dieses Bebauungsplangebiets, auf dem nur ein Haus steht, waren fünf Häuser vorgesehen. Doch so viel Verdichtung wollte der Gemeinderat dort nicht zulassen und lehnte einen ersten Entwurf ab. Die Lokalpolitiker beriefen sich bei ihrer Entscheidung im Juni vergangenen Jahres auf den an sich vorbildlichen und seit 1993 bestehenden Bebauungsplan, in dem festgelegt ist, den Charakter der Gartensiedlung "zu verteidigen". Der "Einbruch maßstabsprengender Bauweisen" sollte in Grenzen gehalten werden. Klares Ziel der Bauleitplanung war es, dem damals schon sich verstärkenden Siedlungsdruck nicht nachzugeben. Das sogenannte Baufenster, also die Fläche auf dem Grundstück, in der das Gebäude situiert werden kann, wurde auf 196 Quadratmeter festgesetzt.

Nachdem das Grundstück den Eigentümer gewechselt hatte, kam der Antrag, den Bebauungsplan so zu ändern, dass fünf Bauflächen mit 223 bis 294 Quadratmetern Platz hätten. Das wurde abgelehnt. Der Architekt sollte sich statt dessen Gedanken über vier Häuser oder ein Mehrfamilienhaus machen. Eine nicht ganz leichte Aufgabe, denn auf dem Grundstück hat ein Planer nicht nur den Baumbestand zu berücksichtigen, sondern auch eine vergleichsweise große Fläche für die Natur, also die dort lebenden Amphibien und Vögel. Der Gutachter fand nicht nur 150 Laubfroschmännchen, sondern auch Berg- und Teichmolche, Grasfrösche und Erdkröten. Da der Laubfrosch unter Naturschutz steht, nicht umgesiedelt oder gar getötet werden darf, muss er besonders in der Planung berücksichtigt werden.

Das hat der Architekt auch getan. Es gibt einen eigenen, acht Meter breiten Korridor, auf dem die Frösche das Grundstück durchqueren können. Im vergangenen Jahr hat die Gemeinde sogar die angrenzende Olchinger Straße nachts sperren lassen, damit die Frösche nicht überfahren werden. Nach der Ablehnung im Gemeinderat muss möglicherweise ganz anders geplant werden. Neue Nachbarn werden die Frösche heuer nicht mehr bekommen.

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