Eichenau:Gescheitert am Favoriten

Tennis Eichenau

Als oberbayerischer Hallenmeister in der U16 konnte Luis Kleinschnitz sein Können bereits zeigen. Nun überzeugt er auch auf dem Sandplatz.

(Foto: Günther Reger)

Bei den "Eichenau Open" zeigt sich der 16-jährige Lokalmatador Luis Kleinschnitz dennoch in guter Form

Von Karl-Wilhelm Götte, Eichenau

Luis Kleinschnitz wirkte kurzfristig verzweifelt. Im zweiten Satz hatte der Eichenauer Lokalmatador beim Tennisturnier de TC Eichenau mit 2:0 geführt, als der Spielfaden abriss. Kleinschnitz verlor im Viertelfinale der "Eichenau Open" die nächsten vier Spiele und lag plötzlich mit 2:4 hinten, nachdem den ersten Satz überraschend mit 6:3 gewonnen hatte und sich auf Siegkurs wähnte. Der 16-jährige Schüler reagierte hochgradig verärgert über sich selbst und pfefferte vor Wut seinen Schläger auf den Tennisplatz. Schlägerschmeißen ist nie ein gutes Zeichen, weil es zumeist den Gegner aufbaut. "Da habe ich gedacht, jetzt packe ich das noch", meinte dann auch sein Kontrahent Alexander Braun vom MTTC Iphitos München hinterher, der klare Favorit dieses Duells.

Doch Braun, 22 Jahre alt und 200 Plätze besser platziert auf der deutschen Rangliste, täuschte sich. Denn dem Eichenauer Youngster gelang es tatsächlich, sich nach dem Wutausbruch wieder zu konzentrieren und er fand zu seiner Spielstärke zurück. "Ich habe mir gedacht, so eine Chance kommt nicht so oft", erzählte er nach dem Match. Er dachte dabei an das Heimturnier und ans "tolle Publikum", das sich auf der Terrasse vor dem Vereinsheim am Centercourt platziert hatte. Immer wieder brandete von dort Applaus für Kleinschnitz auf, wenn er mit einem klugen Lob über seinen Gegner oder einen Volleystopp den Punkt machte. Immer wieder ballte er die Faust in Richtung seiner Anhänger, wenn ihm ein erfolgreicher Schlag gelang, plötzlich war er wieder zurück im Spiel. Auch auf den anderen Sandplätzen der vom TCE glänzend organisierten Veranstaltung wurde sehr ansehnliches Männertennis geboten. Das Turnier war nach drei Runden bei den besten acht Akteuren angekommen. Alle acht Bewerber um das Siegerpreisgeld von 800 Euro beherrschten den gelben Filzball formidabel. Die Zuschauer, zumeist selbst Tennisspieler, raunten anerkennend, wenn die Kontrahenten die Bälle in Hochgeschwindigkeit dutzendfach über das Netz donnerten und trotzdem immer wieder im Spiel halten konnten. Dabei spielten in Eichenau keine Profis, sondern nur ambitionierte Amateure oder gar Hobbyspieler. Der an Nummer eins gesetzte Louis Donczyk aus Nürnberg ist, wenn man so will, "nur" die Nummer 139 der deutschen Rangliste. "Die kommen natürlich auch wegen des Preisgeldes", sagt Turnierleiter Oliver Domes. Dazu gibt es in Eichenau auch ordentlich Punkte, um sich in der Rangliste zu verbessern. Die umfasst insgesamt 700 Spieler.

Kleinschnitz ist die Nummer 398. Nach dem 2:4-Rückstand im zweiten Satz gegen Alexander Braun gewann er die nächsten vier Spiele - und somit das Match mit 6:2 und 6:4. Mit lauten Schreien zelebrierte er seinen Sieg unter dem Beifall des Publikums. "Ich habe immer geahnt, wo er hinspielt", kommentierte der oberbayerischen Hallenmeister in der U16 seinen bisher wohl größten Erfolg bei einem Männerturnier. Im Halbfinale war er dann gegen den Turnierfavoriten Donczyk mit 1:6 und 4:6 chancenlos. Kleinschnitz erhielt immerhin 200 Euro Preisgeld als Lohn für die fünf Hitzeschlachten, die er abgeliefert hatte. Donczyk verlor das Finale gegen den Erdinger Michael Weindl mit 2:6 und 4:6 und kassierte 400 Euro Preisgeld oder "gutes Taschengeld", wie Turnierchef Domes formulierte.

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