Eichenau:Friseurkunst für den guten Zweck

Eichenau: Kundin Sabine Jäck ist begeistert, wie gekonnt Hassan Khali mit dem Faden Gesichtshaare entfernt.

Kundin Sabine Jäck ist begeistert, wie gekonnt Hassan Khali mit dem Faden Gesichtshaare entfernt.

(Foto: Voxbrunner)

Syrer entfernt für Adventskalender der SZ in Eichenauer Salon Haare

Von Julia Bergmann, Eichenau

Elegant sieht das aus, was Hassan Khalil mit einem Stück Schnur und seinen Händen vollbringt. Eines der Enden klemmt er sich mit einem Augenzwinkern zwischen seine Zähne, in Sekundenbruchteilen wickelt er den Faden um Zeigefinger und Daumen, verdreht ihn dreimal und hält das andere Ende fest in seiner zweiten Hand. Khalil bewegt Zeigefinger und Daumen, gleich einer Schere, die sich im Sekundentakt öffnet und schließt. Der kunstvoll verschlungene Bindfaden tanzt über das Gesicht seiner Kundin Sabine Jäck. Die kleine Schlinge, die sich bildet, umfasst jedes noch so feine Härchen und zupft sie mit unfassbarer Geschwindigkeit und Präzision aus den Gesichtern seiner Kunden.

Am Dienstag bietet der anerkannte Asylbewerber Khalil im Salon Steininger in Eichenau die Haarentfernung mit der sogenannten Fadentechnik an. Für den guten Zweck. Ein Drittel der Einnahmen kommen dem Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung zu Gute. Mit dem Rest der Einnahmen werden zwei weitere Spendenwerke unterstützt. Die in Deutschland kaum bekannte Technik und der herzliche Syrer, der seit acht Monaten in Eichenau lebt, begeistern die Besucher im Salon so sehr, dass sich schon bald eine kleine Menschentraube um ihn schart.

Ein großer Wunsch Hassan Khalils wäre es, bald auch im Landkreis eine feste Arbeit als Friseur zu finden. 30 Jahre lang hat er den Beruf in Syrien ausgeübt. Dass ihm sein Beruf Freude bereitet, kann man auch in Eichenau spüren. Sabine Jäck ist vom Geschick des 44-jährigen Friseurs fasziniert. "Das war eine Premiere für mich", sagt sie. Das Zupfen mit dem Faden habe etwas Entspannendes. "Und Hassan ist sehr höflich und zuvorkommend. So etwas gehört einfach unterstützt", findet sie.

Mindestens so begeistert ist der Mann, der sich hinten in der Ecke gerade einen akkuraten Kurzhaarschnitt a la Khalil verpassen lässt. Kein geringerer als Landrat Thomas Karmasin sitzt da auf dem Sessel. Die Fadentechnik, für Karmasin ist das nichts Neues. In diesen Genuss sei er bei einem türkischen Friseur schon einmal gekommen. Ein Erlebnis, das er sich nun wieder gönnt. Seine Frau habe ihm von der Aktion erzählt. "Ich war natürlich neugierig. Und ich finde es toll, dass er auf diese Art und Weise etwas zurückgeben möchte", sagt Karmasin über Khalil, der schneidet, föhnt, frisiert, stutzt Bärte und stylt. Einige Zeit später, der Landrat erstrahlt im neuen Glanz, ist sich dieser sicher: Vielleicht könne man Khalil helfen eine Arbeitsstelle zu finden. "So einen Top-Mann, da hat man doch was davon", findet er.

Hans Sautmann, Vorstandssprecher des Eichenauer Asylhelferkreises, und zwei seiner Kollegen, Wilhelm Frenz und Thomas Richthammer, wollen sich ebenfalls von Khalils Können überzeugen. Die Männer werden mit inniger Umarmung begrüßt. Sie kennen Khalil schon länger und beschreiben den 44-Jährigen als beeindruckende Persönlichkeit. "Er ist gemeinsam mit einer Gruppe von 20 Syrern angekommen", erinnert sich Frenz. Bei dem ersten Gespräch mit der Gruppe sei sofort aufgefallen, wie interessiert und engagiert er sei. "Er hat die spannendsten Fragen zu Demokratie und Gerechtigkeit gestellt, war sehr reflektiert", sagt er. Auch Ingrid Steininger, die Inhaberin, lobt Khalil. "Er schneidet wirklich sehr gut", sagt sie. Einzig und allein die Sprache sei noch ein Problem. Zwar versteht der Syrer einiges, aber eben nicht alles. "Die Sprachkenntnisse sind sehr wichtig", sagt Steininger. Wobei - wenn man sich umblickt - Khalil schafft es auch ohne viele Worte zu kommunizieren und vor allem, seinen Kunden ein gutes Gefühl zu geben.

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