Für einen Euro gibt's beim Bäcker um die Ecke nur noch selten einen Krapfen oder zwei Brezen. Selbst in den Ein-Euro-Läden ist die Auswahl beschränkt. Und Bücher für einen Euro finden Leser ohnehin nur noch auf den Ramschtischen von Flohmärkten - oder in der Gemeindebücherei Eichenau. Denn für einen Euro im Monat können sich dort Menschen Literatur Musik und Filme ausleihen, die sonst in der Anschaffung viel Geld kosten und anschließend im Bücherschrank viel Platz wegnehmen würden. 2000 Eichenauer machen Monat für Monat von dem reichhaltigen Angebot der 25 000 Medien Gebrauch und dürfen sich in diesem Jahr auf Außergewöhnliches freuen. Denn die Bücherei wird 50 Jahre alt.
"Die Grundversorgung übertreffen wir leicht", sagt Gisela Lehner. Sie leitet die Bücherei seit 2009 und erläutert, dass auf einen Einwohner zwei Medien kommen sollten. Ob als Buch oder CD am Schalter auszuleihen oder digital herunterzuladen, sei dabei egal. Immerhin sind schon 16 000 digitale Medien vorhanden. Neben dem Angebot von Digibobb, dem digitalen Bibliothekenverbund, führt die Gemeindebücherei aber auch noch viele Zeitschriftentitel und drei Tageszeitungen.
Dass die Bücherei in diesem Jahr ein Jubiläum feiert, wäre fast nicht aufgefallen. Gisela Lehner, die die Anfänge nicht erlebt hat, erzählt, dass sie drauf und dran gewesen sei, sich langsam auf das 25. Jubiläum der Bibliothek am Johanna-Oppenheimer-Platz im Jahr 2019 vorzubereiten. Da kam der seit September vergangenen Jahres amtierende Bürgermeister Peter Münster mit der Nachricht aus dem benachbarten Rathaus, dass die Bücherei schon 50 wird. Münster erinnert sich, wie er sich im November auf seinen ersten Neujahrsempfang vorbereitet habe und ihm dabei aufgefallen sei, dass vor 50 Jahren das Eichenauer Rathaus gebaut worden sei. Und darin fand eine Gemeindebücherei jenen Platz, den es vorher nicht gegeben hatte. Michael Tyroller, damals Oberlehrer in Eichenau, übernahm die Leitung.
Der Platz im Rathaus reichte gerade einmal fünf Jahre aus, dann musste der bereits stark angewachsene Bestand 1972 in die gerade gebaute Schule an der Parkstraße, die heutige Starzelbachschule, umziehen. Sie kam in jene Räume, in denen sich heute das Pfefferminzmuseum befindet. Auch dort wurde der Platz immer weniger, und so kam es 1994 zum vorerst letzten Umzug in einen Neubau am Johanna-Oppenheimer-Platz. Unter Lehners Leitung schloss sich die Bibliothek im Jahr 2012 dem "Onleihe-Verbund" an, und so gelangten die Büchereimitglieder an die in immer größerer Vielfalt aufgelegten E-Books. Dennoch ist die Bücherei ein Hort des Analogen gebelieben. Vom untersten Regalbrett auf Kinderaugenhöhe bis hin zu höher positionierten Erotik-Bestsellern werden alle Generationen und Geschmäcker in Eichenau angesprochen. Viel Wert legen Lehner und ihr Team auf die Leseförderung, es gibt jeweils im Frühjahr und Herbst eine lose Reihe mit Terminen am Samstagnachmittag, und um die Kinder, die aus dem Bilderbuchalter heraus sind, als Bibliotheksmitglieder zu behalten, bekommen alle Erstklässler in Eichenau einen kostenlosen Benutzerausweis. "Junge Familien sind unsere größte Nutzergruppe", berichtet Gisela Lehner.
Dass sich manches Medium länger hält als gedacht, beweist ein Regalfach mit Hörspielen auf Musikkassetten. "Man glaubt gar nicht, wie stabil die sind", sagt Lehner. In vielen Familien gebe es noch Kassettenrecorder oder einen Walkman, und so würden die Kassetten weiter ausgeliehen. CDs würden viel schneller verkratzen und müssten ausgetauscht werden.
Apropos alt: Derzeit suchen und sammeln Lehner und ihre Mitarbeiterinnen Dokumente und Fotos aus den fünf Jahrzehnten Bibliotheksgeschichte für eine kleine Ausstellung. Und auch die Eichenauer, die in diesem Jahr 50 werden, dürfen sich freuen: Im Jubiläumsjahr spendiert ihnen die Bücherei einen kostenlosen Ausweis.
Öffnungszeiten: Montag 15 bis 19.30 Uhr, Dienstag 10 bis 13 und 15 bis 18.00 Uhr, Donnerstag 15 bis 18 Uhr, Freitag 10 bis 15 Uhr.