Eichenau:Erholung für die Kinder

Eichenau pflegt partnerschaftliche Kontakte zu Wyschgorod

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Die Schicksale der aus den strahlenverseuchten Gebieten um Tschernobyl umgesiedelten Ukrainer haben in den Monaten und Jahren nach der Reaktorkatastrophe auch die Menschen im Landkreis nicht unberührt gelassen. Es wurden Hilfstransporte in das Gebiet der damaligen Sowjetunion organisiert, und auch nach der Auflösung der Gemeinschaft unabhängiger Staaten und der Selbständigkeit der Ukraine sind die Kontakte bestehen geblieben. So gingen die Eichenauer im Oktober 1992 eine Städtepartnerschaft mit dem Rayon Wyschgorod ein, einer Kommune mit fast 30 000 Einwohnern. Dorthin waren viele Menschen aus Tschernobyl gezogen, viele verwaiste Kinder kamen dort in Kinderheime. Eines davon unterstützt Eichenau heute noch.

Es wurde viel Geld gespendet, es wurden viele Lebensmittel und Kleidung gekauft und verschickt, und es wurden viele Kinder nach Eichenau eingeladen, um sich im Landkreis zu erholen. Denn das schien das Wichtigste zu sein, was die Eichenauer den Waisenkindern von Wyschgorod schenken konnten: Ruhe. SZ-Autor Herbert Riehl-Heyse, selbst Eichenauer, schrieb in einem Artikel für die Süddeutsche Zeitung über ein Mädchen: "Unser Kind heißt Lesja, ist 12 Jahre alt und sieht aus, als ob sie einer Menge Hilfe bedürfte; als sie eintrifft - blaß, schüchtern, die ersten drei Tage sagt sie überhaupt kein Wort -, hat sie für die vier Wochen zwei Kleidchen dabei, dreimal Unterwäsche, ein paar alte Turnschuhe. Im übrigen ist sie körperlich so fertig, daß sie am Anfang die meiste Zeit schläft."

Diese Ruhebedürftigkeit, heißt es in den Berichten aus den Jahren nach der Havarie des Reaktors, habe mit dem enormen Stress zu tun, dem Kinder wie Eltern ausgesetzt waren. 2002 wurde mit Spenden von 25 000 Euro die Sanierung des Kinderhauses im Dorf Nowi Petriwzi abgeschlossen. Inzwischen sind die Waisen von Tschernobyl erwachsen, doch noch immer werden verlassene und verwaiste Kinder aufgenommen. Eichenauer, die dort waren, berichten von Kindern im Alter zwischen sechs und 14 Jahren, die an Mangelernährung leiden und in ihrer Entwicklung zurück sind.

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