Eichenau:Eichenauer kippt Tempo 30

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Landratsamt gibt einem Bürger Recht und hebt die Geschwindigkeitsbegrenzung in der Roggensteiner Allee auf.

Gerhard Eisenkolb

Die Autofahrer dürfen demnächst auf der Roggensteiner Allee in Eichenau wieder Gas geben. Nach 19 Jahren hat die Fachaufsicht im Landratsamt die von der Gemeindeverwaltung erlassene Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer als "rechtswidrig" aufgehoben. Die Tempo-30-Schilder müssen also abgebaut werden, was Bürgermeister Hubert Jung jedoch nur für den südlichen Bereich akzeptieren will. Die Entscheidung des Landratsamtes geht auf eine Beschwerde eines Eichenauer Bürgers zurück. Dieser hatte die Überprüfung angeregt, weil er die Regelung für nicht rechtens hielt und sich mit dieser Einschätzung durchgesetzt. Wie Jung ankündigte, sucht die Gemeindeverwaltung nun nach einer Lösung, wie die Geschwindigkeitsbegrenzung zumindest für den nördlichen Teil der Ortsstraße beizubehalten ist. Die Roggensteiner Allee verläuft an beiden Seiten des Starzelbaches durch den gesamten Ort. An der Westseite des Baches ist es nach Ansicht des Bürgermeisters relativ einfach, an der Tempo-30-Regelung festzuhalten. Hierzu genüge es, den westlichen Ast der Roggensteiner Allee in die für das Wohngebiet geltende Tempo-30-Zone einzubeziehen. Komplizierter ist der Sachverhalt auf der Ostseite des Baches. Hier ist laut Jung die Aufhebung der Geschwindigkeitsbegrenzung zwischen der Pfefferminzstraße und dem Ortsschild im Süden von Eichenau wohl zu akzeptieren. Die ursprüngliche Begründung der Gemeinde, die Autofahrer müssten aus Lärmschutzgründen langsamer fahren, ist laut Jung nicht mehr haltbar. Der Grund: Das störende Motorengeräusch hänge nicht nur vom Tempo ab, sondern vor allem davon, ob niedrig- oder hochtourig gefahren werde. Zur Beibehaltung der Tempobegrenzung im nördlichen Teil der Allee auf der Ostseite des Baches, muss die Gemeindeverwaltung nun eine neue Begründung finden, die auch die Fachbehörde akzeptiert. Dies hält Jung für möglich, weil es hier beispielsweise mit der Starzelbachschule und anderen Einrichtungen Straßenabschnitte gibt, in denen Kinder und Fußgänger gefährdet sind. Mit verstärkten Geschwindigkeitsmessungen will der Bürgermeister zudem künftig verhindern, dass der schnurgerade südliche Bereich der Roggensteiner Allee zur Rennstrecke wird. Die Gemeinde ist Mitglied beim Zweckverband kommunale Verkehrsüberwachung und verfügt über ein Kontingent von 200 Jahresmessstunden. Auch Jungs Vorgänger Sebastian Niedermeier von den Freien Wählern sucht nach einer Möglichkeit, die Autofahrer im südlichen Teil der Allee weiterhin zum Langsamfahren zu zwingen. Er reagierte auf die Stellungnahme des Landratsamtes mit einem Antrag. In diesem fordert er "angemessene verkehrsberuhigende Maßnahmen". Niedermeier schlägt vor, Verkehrsinseln und bepflanzte Fahrbahnverengungen in Betracht zu ziehen, um zu verhindern, dass die Allee nach Aufhebung des Tempolimits zu einer Rennstrecke wird. Dazu solle es noch alte Planungen im Rathaus geben, die allerdings sehr aufwendig seien. Auch in Emmering hatte des Landratsamt genau vor einem Jahr im Oktober ein für die Haupt-, Dachauer und Estinger Straße von der Gemeinde erlassenes Tempolimit von 30 Stundenkilometern aufgehoben und damit die Grenzen der Verkehrsberuhigung aufgezeigt. Der Beschluss wurde kassiert, weil Gefahrenbereiche fehlten, die beispielsweise in der Nähe von Kindertagesstätten, Schulen oder Seniorenheimen sowie bei einem kurvenreichen oder abschüssigen Streckenverlauf gegeben sind.

© SZ vom 07.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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