Eichenau:Dosen-Kunst im Wartehäuschen

Graffiti Eichenau

Thorben Portele darf die Haltestelle "Hauptstraße" besprühen. Als Motiv hat er sich für den Schriftzug "Willkommen in Eichenau" in verschiedenen Farben entschieden, dazu stellt er das Gemeindewappen. Er sei froh darüber, endlich mal im öffentlichen Raum arbeiten zu können, sagt der Jugendliche.

(Foto: Günther Reger)

In der Gemeinde gestalten drei Jugendliche Bushaltestellen mit Graffiti. So soll illegalen Schmierereien der Reiz genommen werden. Die Nachwuchs-Sprayer sind die Sieger eines Wettbewerbs

Von Jana Erthel, Eichenau

Mit der Sprühdose in der Hand sorgt Thorben Portele an der Hauptstraße in Eichenau für Aufsehen. Konzentriert blickt er immer wieder auf den Entwurf seines geplanten Graffito. Linie für Linie überträgt er das Motiv des Gemeindewappens und den Schriftzug "Willkommen in Eichenau" auf den Innenraum der Bushaltestelle "Hauptstraße". Denn der junge Künstler ist einer der drei Gewinner des Graffiti-Wettbewerbs der Gemeinde. Vor wenigen Wochen waren die Entwürfe der Jugendlichen bei einer Preisverleihung ausgezeichnet worden, nun dürfen sie ihre Vorschläge an den Wartehäuschen von drei Bushaltestellen umsetzen.

In Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum will die Gemeinde so der Problematik illegaler Besprühungen entgegenwirken. "Denn einfach nur die Graffiti zu entfernen, ist keine Lösung", sagt Hüseyin Mentes, Mitarbeiter des Jugendzentrums. Deshalb sei die letzten Monate auch kein Graffito entfernt worden. Das dafür benötigte Geld habe man lieber in den Wettbewerbs investiert. Man sei bemüht gewesen, den Künstlern einen legalen Ort für ihre Bilder, Schriftzüge und Zeichen zur Verfügung zu stellen. Die Hoffnung: So wird illegalen Sprühaktionen der Reiz genommen.

Justus Körtgen, der zweite Gewinner, gestaltet mit seinem Entwurf des tollpatschigen Säbelzahn-Eichhörnchens aus dem Trickfilm "Ice Age" die Haltestelle an der Allingerstraße. Die Künstler dürfen die Farben der Außenwand sowie die des Innenraumes selbst bestimmen. Der 16-jährige Justus hat sich für ein leuchtendes Magenta-Rot entschieden. Obwohl die Außenwand erst am Morgen in der gewünschten Farbe gestrichen wurde, scheint schon nach einigen Stunden die hartnäckige schwarze Farbe eines älteren Graffito durch. Zur vollständigen Abdeckung der verbotenen Schmiererei ist eine spezielle Grundierung notwendig. Mentes schüttelt den Kopf, diese Maßnahmen seien einfach zu teuer.

Die jungen Künstler arbeiten schnell. Auf der Wand von Lukas Bartels, dem jüngsten Gewinner, lassen sich schon nach einer halben Stunde erste Konturen seines Motivs erkennen. Der Zwölfjährige verwirklicht seine Darstellung der Gemeinde mit der angrenzenden S-Bahn-Strecke. Zwei Tage haben die Künstler Zeit, um ihre Entwürfe umzusetzen - für die geübten Sprayer kein Problem.

Thorben Portele rechnet für die Gestaltung der Haltestelle an der Hauptstraße sogar nur mit einer Arbeitszeit von etwa drei Stunden. Bei seinen Arbeiten beachte er immer die gleichen Arbeitsschritte, erklärt er. Zuerst deutet er mit hellen Farben die Proportionen des Motivs an. Da die Sprühfarben deckend seien, könne man dann problemlos die verschiedenen Elemente einzufügen. Anschließend kümmere er sich um die Gestaltung der Details, die sogenannte "Outline", die dunkle Umrandung, gebe dann im letzten Schritt die konkrete Kontur. "Ich bin schon sehr stolz darauf, dass ich meine Kunst im öffentlichen Raum verwirklichen darf", sagt Portele. Denn oftmals lägen die legalen Stellen der Gemeinden versteckt in verwinkelten Hinterhöfen. An Orten also, an denen die Graffiti meist unbemerkt bleiben.

Die Einweihung der kunstvollen Graffiti der jungen Künstler findet am 31. Juli statt. Alle Beteiligten hoffen, dass die Werke bis dahin - und natürlich auch danach - nicht von anderen Sprayern beschmiert werden. Gewährleisten könne das jedoch niemand. "Natürlich sind unsere Kunstwerke immer auch vergänglich, aber es tut trotzdem weh, wenn sie jemand mutwillig kaputt macht", sagt Portele. Im Ernstfall könne man das zwar wieder ausbessern, aber eine Dauerlösung sei das nicht.

Obwohl man noch auf die Resonanz der Bürger warte, werde das Jugendzentrum auch in Zukunft Graffiti-Projekte anbieten und jungen Künstlern so eine legale Möglichkeit der Verwirklichung bieten, sagt Hüseyin Mentes.

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