Eichenau:Disharmonie zum Start

Eichenau: Mit der Vereidigung von Bürgermeister Peter Münster durch Gabriele Riel ist der Wechsel an der Spitze im Eichenauer Rathaus vollzogen.

Mit der Vereidigung von Bürgermeister Peter Münster durch Gabriele Riel ist der Wechsel an der Spitze im Eichenauer Rathaus vollzogen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Nach der Vereidigung des neuen Bürgermeisters Peter Münster kippt die Stimmung im Sitzungssaal beim Thema kommunale Wohnungsbaugesellschaft

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Es ist 19.05 Uhr, als Peter Münster die Eidesformel nachspricht, die ihm Gabi Riehl als ältestes Mitglied des Eichenauer Gemeinderates vorsagt. Erst als er die Treue zum Grundgesetz und zur bayerischen Verfassung geschworen hat, amtiert er offiziell und spricht selbst seinem Nachfolger Ulrich Bode die Eidesformel vor, die dieser als neuer Gemeinderat der FDP etwas haspelnd nachspricht. Gemeinderäte wie Zuschauer im umgebauten und erneuerten Sitzungssaal spüren die Aufregung. Wie aufregend die Sitzung noch werden wird, ahnen sie freilich noch nicht.

Nach den Formalien, die ein Wechsel im Bürgermeisterbüro und auf einem Gemeinderatsplatz so mit sich bringt, nach wichtigen, aber unstrittigen Tagesordnungspunkten - wie etwa die Sanierung eines Wegs im Friedhof oder der Ausbau von zwei Anliegerstraßen -, steigt der im ersten Wahlgang unterlegene SPD-Bürgermeisterkandidat Martin Eberl mit Worten in die Diskussion um die Beteiligung an einer kommunalen Wohnbaugesellschaft ein, die die Stimmung im Gremium zum Kippen bringen. Nun komme man zu einem Tagesordnungpunkt, der ohnehin abgelehnt werden würde, nimmt Eberl das Ergebnis vorweg.

Eberl legt dennoch dar, warum die SPD sich vorstellen könne, in Gespräche über die Gründung einer interkommunalen Wohnbaugesellschaft mit Olching, Puchheim, Gröbenzell und Emmering einzusteigen. Man solle die Chance nicht leichtfertig vertun, argumentiert Eberl, sondern von Anfang an dabei sei, weil man später vielleicht nicht mehr in eine solche Gesellschaft hineinkomme. Eberl treibt die Sorge um, dass Eichenau den Anschluss verliere, dass Flächen nördlich der Bahnlinie kein Entwicklungsgebiet mehr sein könnten und dass das Problem mit preiswertem Wohnraum nicht gelöst werde.

Aber in der Art, wie Eberl in den Wald hineingerufen hat, schallt es aus den Reihen von Freien Wählern und CSU zurück. Heftiger, als es die SPD vielleicht erwartet hat, heftiger, als es in dem bislang auf sehr großer Harmonie aufbauenden Gremium üblich war. Sebastian Niedermeuer (Freie Wähler Eichenau) bügelt die SPD-Vorstellungen nieder, verweist auf die Erfolge der Wohnbaugenossenschaft Eichenau, verweist auf die großen freien Flächen in den umliegenden Kommunen und die fehlenden Grundstücke in Eichenau. "Es ist keine weitere Baugenossenschaft nötig, wir sehen keinen großen Sinn und keine großen Effekte", ereifert sich der Altbürgermeister. Auch Dirk Flechsig, der in der Stichwahl unterlegene Bürgermeisterkandidat der CSU und deren Fraktionsvorsitzender, führt an, dass Eichenau keine Grundstücke zur Verfügung stellen könne und dass von dem SPD-Antrag ein falsches Signal an die Eichenauer ausgesendet werde. "Die SPD redet von Sachen, die nicht umsetzbar sind."

CSU und FWE können sich auf eine Art Gutachten stützen, das das Landratsamt zu einer kommunalen Wohnbaugesellschaft abgegeben hat. Die Gemeinde hatte die Expertise noch unter Münsters Vorgänger Hubert Jung Ende Juli eingeholt, nachdem die SPD ihren Antrag eingereicht hatte. Das wichtigste Gegenargument der Kreisbehörde ist die Wirtschaftlichkeit eines kommunalen Unternehmens, für das die Kompetenz fehle und das sich, "wenn überhaupt, erst nach Jahrzehnten selbst tragen" werde. In der nächsten Gemeinderatssitzung in drei Wochen soll die Diskussion fortgesetzt werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: