Eichenau:Die Beharrliche

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Eugenie Scherb leitet seit vier Jahren den Kreisverband des Bundes Naturschutz. Wenn die Mitglieder wollen, sogar noch eine weitere Amtsperiode

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Wenn Eugenie Scherb im März wieder als Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz kandidieren will, muss sie keine "Riesenkonkurrenz" fürchten. "Um Ämter ist kein großes Gerangel", sagt die 64-Jährige, die seit 2013 den 4100 Mitglieder starken Umweltverband führt. Ehrenamt heißt automatisch Arbeit, und manchmal sehen es Außenstehende den Führungskräften in Vereinen und Verbänden auch nicht an, wie viel dieser unbezahlten Arbeit geleistet wird. Auch Eugenie Scherb war überrascht, wie sie erzählt, als sie vor vier Jahren die Geschäfte von Christa Spangenberg übernahm. "Den gesamten Umfang habe ich nicht gewusst." Inzwischen hat sie die Abläufe intus und erledigt die vielseitigen Aufgaben sehr gerne. Nicht nur für die vergangenen vier Jahre, sondern für ihre Tätigkeit im Bund Naturschutz bekommt Eugenie Scherb die bayerische Ehrenamtsmedaille.

Den Bezug zur Natur hat sie seit der Kinderzeit im saarländischen Sankt Ingbert, und viele Jahre später war das Grund, warum sie und ihre Familie 1983 nach Eichenau zogen. Die Tochter sollte im Grünen aufwachsen. Zu dieser Zeit arbeitete Scherb bei Siemens in München als technische Redakteurin und verfasste zu einer Zeit, als Computer noch extrem komplizierte, teure und unhandliche Geräte waren, die Handbücher dafür. Ein Job, den sie nicht angestrebt hatte. "Ich hatte im Saarland Mathematik und Geschichte studiert, aber in Bayern bekam ich mit dieser Fächerkombination keine Anstellung", sagt Scherb. Dafür hatte sie nun mit Programmiersprache zu tun, bereitete die Unterlagen für die Computerspezialisten auf. Bis Siemens 2012 die Redaktion auflöste. Scherb wurde für kurze Zeit arbeitslos, ging dann in Rente.

Bevor sie 2005 in den Kreisvorstand des Bundes Naturschutz gewählt wurde, war sie bereits in der Ortsgruppe Eichenau aktiv. Und seit 1984 auch bei den Grünen in ihrer Heimatgemeinde. Es war die Zeit, in der aus der "Mischung verschiedener Stämme", wie Scherb es bezeichnet, eine Partei formte. Eugenie Scherb kam aus der Friedensbewegung, war Mitglied der Friedensinitiative von Barbara Thierfelder und Feuer und Flamme für die neue ökologische Politik.

Als aber 1999 die Grünen in der Regierungsverantwortung mit der SPD den Bundeswehreinsatz im Krieg auf dem Balkan mittrugen, ging Scherb diese Art der Realpolitik zu weit. Auch in der Atompolitik erschien ihr ihre Partei zu lasch, zu wenig entschlossen, der Kompromiss zum Ausstieg als zu halbherzig. 2000 zog sie Konsequenz und trat bei den Grünen aus.

Ihrer "umweltpolitischen Heimat", dem Bund Naturschutz, widmete sie mehr Zeit, als sie "aktiviert" worden sei, für den Kreisvorstand zu kandidieren. Sie wurde als Schriftführerin gewählt, lernte die elf Ortsgruppen kennen und übernahm 2013 die Geschäfte von Christa Spangenberg. Den Bund Naturschutz sieht die Kreisvorsitzende als "Bürgerbewegung" an, eine Bewegung, mit der die Demokratie gestärkt werde. Denn die Naturschützer werden bei Planungsverfahren angehört, sie nehmen Stellung zu den großen politischen Themen Energie, Klimaschutz oder Landwirtschaft. Und sie sind in der Umweltbildung für Kinder wie Erwachsene tätig.

Dass sie nun die Auszeichnung erhält, hat sie "total überrascht". Sie sieht es auch nicht als Dank ihrer Arbeit an, sondern als Anerkennung der Arbeit der BN-Mitglieder im ganzen Landkreis. "Damit ist auch der Naturschutz ausgezeichnet worden", sagt Scherb und erwähnt die früheren Verdienste. So sei es zum Beispiel ein großer Erfolg gewesen, als das Ampermoos nach 40 Jahren endlich als Naturschutzgebiet anerkannt worden sei. Ein Ziel für sie ist, den Flächenfraß im Landkreis zu stoppen. Eine Aufgabe, die in vier Jahren nicht erledigt sein wird.

© SZ vom 28.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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