Eichenau:Derber Ermittler

Eichenau: Filmproduktion spielt sich die meiste Zeit im Büro ab. Dominik Utze, sitzend, und Martin Schwimmer haben Domar-Film in Eichenau gegründet.

Filmproduktion spielt sich die meiste Zeit im Büro ab. Dominik Utze, sitzend, und Martin Schwimmer haben Domar-Film in Eichenau gegründet.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

"Trash Detective" der Eichenauer Domar-Film holt Förderpreise

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Es sind diese Momente, in denen der Zuschauer im Kino die Distanz zur Leinwand nicht mehr wahrnimmt und sich nicht mehr als Beobachter, sondern als Beteiligter fühlt. Wenn so etwas passiert - und dafür braucht es keine künstliche Dreidimensionalität - dann hat der Filmemacher sein Ziel erreicht. "Trash Detective" ist so ein Film, von deren Machern man sich wünscht, sie würden noch viele weitere in dieser Art drehen. Es könnte sein, dass da noch mehr kommt, denn zumindest die Produzenten von Domar -Film aus Eichenau, Dominik Utz und Martin Schwimmer, stehen am Anfang ihrer Kino-Karriere.

Bei den 49. Hofer Filmtagen im Oktober wurde der von ihnen produzierte Film "Trash Detective" mit den Förderpreisen für bestes Kostümbild sowie für bestes Szenenbild ausgezeichnet. Und beim Kinofest Lünen vor wenigen Tagen in Nordrhein-Westfalen bekam der Krimi mit starkem Schwaben-Dialekt von der Jury den Preis für den besten Filmtitel. So könnte es für Utz und Schwimmer weitergehen.

Ihr "Trash Detective", ein ruppiger, zerlumpter und eigentlich ziemlich asozialer Schrottsammler und Ermittler aus persönlicher Betroffenheit, steht für jene Art von Streifen aus einer Filmhochschule, denen ein Publikumserfolg zuzutrauen ist, zumindest in den Programmkinos und in einem Dritten Programm der ARD. Dort werden Filme mit Typen wie dem des von Rudolf Waldemar Brem verkörperten schwäbelnden Schrottsammlers und Quartalssäufers noch geschätzt, und es sind jene Aufführungsorte, an denen Zuschauer sich in die Handlung hineinversetzen können, weil sie authentisch erscheint.

Denn Dialekt ist, wie auch Utz und Schwimmer bestätigen, zwar nicht selten geworden in deutschen Filmen. Doch in den allermeisten Fällen wird gepflegtes Hochdeutsch aufgesagt. Die beiden jungen Filmhochschüler aus Bayern, die im baden-württembergischen Ludwigsburg studieren und dort Filme produzieren lernen, wissen um die Chancen und Risiken mit heimatbezogenen Geschichten, sie kennen mittlerweile den Markt so weit, dass Dominik Utz sagen kann: "Es ist nur ein kleiner Verwertungsraum." Dennoch wollen beide, dass man sich mit den Stoffen, die sie zusammen mit Autor und Regisseur umsetzen wollen, identifizieren kann. Mehr als ein Jahr werde es noch dauern, sagt Utz, bis sie beide ihr Diplom bekämen und sie mit den Dreharbeiten für ihren nächsten Kinofilm, eine bayerische Komödie, beginnen können.

Produzenten wollten die beiden, die ihr Büro im ersten Stock eines Einfamilienhauses in Eichenau eingerichtet aber, nicht von Anfang an werden. Utz, 33 Jahre alt, studierte zunächst Architektur, der 30 Jahre alte Schwimmer Betriebswirtschaft. Bürgerlich ordentliche Berufe hätten darauf werden können, doch die beiden entschieden sich für die Welt der Filme. Nicht als Autoren, Schauspieler oder Regisseure, sondern als die wesentlichen Unterstützer, die die Struktur liefern und die Ressourcen bereitstellen, damit Künstler ihr Handwerk umsetzen können. Ihr großes Vorbild: Bernd Eichinger, der Mann, der gute Stoffe erkannte und sie umsetzte. So gründeten sie vor drei Jahre die Firma, die sie nach ihren Vornamen benannten.

Es liegt in der Natur des Hochschulfilmes, dass man ihm manchmal die krasse Unterfinanzierung ansieht. Damit mussten sich auch Utz und Schwimmer seit 2012 auseinandersetzen, als sie Geld für ihren Schwaben-Krimi einwarben. "Privatleute und Unternehmer haben wir angesprochen", sagt Domikik Utz, nebenbei wurden Imagefilme gedreht, um die Firma am Laufen zu halten, dann wieder Verhandlungen mit dem Sender SWR geführt, dessen finanzieller Anteil zwar gering ist, dafür aber das Mitspracherecht auch nicht so groß. Und es wurde ein Sendeplatz im baden-württembergischen Dritten vereinbart. Nach dem Drehbeginn im März 2013, nach einer Unterbrechung durch die Erkrankung des Hauptdarstellers und nach Schnitt und Mischung wurde ihr erster kinotauglicher Film auf dem Filmfest in Hof eingereicht. Dort gab es die ersten Preise und den Hinweis, dass der Krimi ganz gut auf Festivals laufen könnte.

Bei "Trash Detective", zumindest bei den Ausschnitten, die im Netz als Trailer zu sehen sind, ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, wie viel Mühe es gekostet haben muss, das Geld für den Dreh zusammenzubekommen und die insgesamt 250 Beteiligten bei Laune zu halten. Es das Derbe, das politisch gar nicht Korrekte, mit dem nicht nur Hauptdarsteller Brem dem Film die Authentizität eines modernen Heimatfilms verleiht. Mit dem Kinostart in Baden-Württemberg am 18. Februar kommenden Jahres und vielleicht bei der Vorführung in einem oder anderen Kino in München und Umgebung könnte ein interessiertes Publikum zu einem ähnlichen Schluss kommen.

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