Eichenau:Ausflug in die Vergangenheit

Eichenau: Franz Kopetschny lebt seit 1949 in Eichenau und versucht die Geschichte der Stadt in Fotografien zu sammeln und zu erhalten.

Franz Kopetschny lebt seit 1949 in Eichenau und versucht die Geschichte der Stadt in Fotografien zu sammeln und zu erhalten.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Im Pfefferminzmuseum werden neue Fotos aus der Geschichte Eichenaus gezeigt. Sie erinnern an den ersten Eisenbahnhalt und längst verschwundenen Gebäude

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

"Eigentlich müsste man zu jeder Beerdigung gehen und den Angehörigen sagen: schmeisst's bloß nix weg." Wolfgang Heilmann sagt diesen Satz mit vollem Ernst, denn die Erinnerungen an das "alte" Eichenau gehen zusehends verloren. Heilmann, Mitglied im Verein des Pfefferminzmuseums, wie auch der Vereinsvorsitzende Hans Kugler freuen sich jedes Mal, wenn die Besucher des kleinen Museums für die Ortsgeschichte sich an Fotos, Filme oder auch Gegenstände erinnern und sie dann auch dem Museum zur Verfügung stellen. Denn Kugler, Heilmann und den anderen Aktiven im Verein geht es um den Erhalt von Unwiederbringlichem. Welcher Fleiß und wie viel Akribie hinter der historischen Recherche steckt, das zeigt sich vom kommenden Sonntag, 21. August, an in einer neuen Sonderausstellung.

Franz Kopetschny ist der Kurator der Bilderschau, die Ansichten aus Eichenau vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis 1982 zeigt. Kopetschny, seit 1949 ein Eichenauer und inzwischen 80 Jahre alt, hat die vergangenen fünf Jahre in Archiven verbracht und Fotos zusammengesucht. Allein zweieinhalb Jahre durchforstete er das Gemeindearchiv, auch in den Beständen einer Lokalzeitung wurde er fündig. Kopetschny, nach dem Krieg aus dem Sudetenland in den Landkreis gekommen, machte sich dann auch noch die Arbeit und machte Digitalscans von den Fotos. Zusammen mit Hans Kugler gestaltete er die Bildertafeln, die unter anderem einige prägende Familien Eichenaus zeigen. Wie etwa die Familie des Bäckers Fritz oder die Köhlers mit ihrer Metzgerei. Fehlen dürfen auch nicht Ansichten von der Kohlenhandlung Schmotz, heute ein Haushaltswarengeschäft.

Und natürlich wird auch an den Gasthof zur Post gedacht, den "Schliefer", wo einst die Veteranen zusammenkamen. Das alte Wirtshaus ist längst einem Wohnbauprojekt gewichen, Gastronomie gibt es an der Roggensteiner Allee nicht mehr. Aber immerhin ist von dort jenes gerahmte Bild mit Porträts von gefallenen, vermissten und zurückgekehrten Eichenauern übrig geblieben, das im Gasthaus an die Soldaten des Zweiten Weltkriegs erinnerte. Eine vergleichsweise unpathetische Darstellung, die laut Hans Kugler wohl kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs angefertigt worden sein muss, aber damals schon die Aufschrift "Gemeinde Eichenau 1939-1945" enthielt. Damals aber war der Ort noch ein Teil von Alling, erst 1957 wurde er eine selbstständige Gemeinde.

Gezeigt wird auch der Haltepunkt Roggenstein, an dem am 1. Mai 1873 der erste Zug hielt. Eine Aufnahme von 1905 vermittelt einen Eindruck, wie es ausgesehen hat, als der Dampfzug seinen fahrplanmäßigen Halt in der Eichenau hatte. Viel mehr Bilder hätte Kopetschny noch haben können, doch, wie er erfuhr "ist viel weggeworfen worden". Wer Eichenauer ist und genau hinschaut, kann auch Hans Kugler als Gewichtheber erkennen und Wolfgang Heilmann als jugendlicher Faschingsbesucher. Apropos Fasching: Eichenau galt einst als Faschingshochburg des Landkreises. Mit viel Pomp und Personen wurde die närrische Zeit geradezu zelebriert. Auch das ist aus den Bildern zu lesen. Vorbei diese Zeiten, an die im Pfefferminzmuseum erinnert wird.

"Eichenau in alten Ansichten", Ausstellung im Pfefferminzmuseum, Parkstraße 43, jeden Sonntag von 14 bis 16 Uhr.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: