Ehrenamtliche Lernassistenzen:Unterstützung im Schulalltag

An der Ährenfeldschule in Gröbenzell helfen ehrenamtliche Lernassistenten Kindern mit erhöhtem Förderbedarf. Das kommt dem Klassenklima zugute. Das Projekt soll jetzt auch in Maisach starten.

Von Heike A. Batzer

Schulkinder

Manche Kinder brauchen organisatorische Hilfe im Schulalltag.

(Foto: dpa)

Es sind Kinder, die sprachliche Probleme haben. Oder Kinder, die sich schwer tun mit der eigenen Organisation. Oder Kinder, die stören und einen geregelten Unterricht unmöglich machen. Sie alle haben gemein, dass sie eine individuellere Betreuung bräuchten als dies in einer Schulklasse möglich ist. Die Ährenfeldschule in Gröbenzell hat deshalb im vergangenen Schuljahr sogenannte Lernassistenten eingeführt, die Kinder mit besonderem Förderbedarf im Unterricht unterstützen. Die Grundschule Maisach sucht nun ebenfalls Freiwillige, die sich für eine solche Tätigkeit zur Verfügung stellen.

"Es ist ein Spagat für die Lehrkräfte, jedem gerecht zu werden", weiß Bettina Betz, Leiterin der Grundschule an der Ährenfeldstraße in Gröbenzell. Die Anforderungen an die Lehrkräfte steigen, auch weil sich im Rahmen der Inklusion "immer mehr Eltern dafür entscheiden, ihre Kinder nicht an eine Förderschule, sondern an eine allgemeine Schule in ihrer Nähe zu schicken", sagt Betz. Aber auch Kinder an der Regelschule bräuchten bisweilen eine gezielte individuelle Unterstützung, "die wir im normalen Schulbetrieb nicht ausreichend leisten können". Betz hat deshalb zusammen mit Claudia Schleske vom Sonderpädagogischen Förderzentrum der Eugen-Papst-Schule in Germering das Projekt ehrenamtlicher Lernassistenten entwickelt. Damit wollen sie "für mehr Chancengleichheit an der Schule sorgen und den Unterricht so gestalten, dass alle Kinder Freude am Lernen haben", erklärt Betz. Lernassistenten begleiten eine Schülerin oder einen Schüler mit erhöhtem Förderbedarf mindestens ein Jahr lang an ein oder zwei Vormittagen pro Woche im Unterricht.

Die Lernassistenten, die sich in Gröbenzell "Lernasse" nennen und ausschließlich weiblich sind, sitzen im Klassenzimmer in Reichweite ihrer "Patenkinder" und helfen auch bei ganz pragmatischen schulischen Aufgaben. Manchmal braucht es nur einen kleinen Anstoß durch die Lernassistentin, damit das Kind seine Aufmerksamkeit wieder findet. Manchmal hilft die Assistentin auch dabei, das Lernmaterial bereit zu halten, zum Beispiel die richtige Seite im Schulbuch aufzuschlagen oder das richtige Heft hervorzuholen. Besonders unruhige Kinder können auch mal aus der Klasse genommen werden und zusammen mit der Helferin in einem Nebenraum, in dem sie weniger äußeren Reizen ausgesetzt sind, in Ruhe weiterarbeiten.

Acht Lernassistentinnen hatte die Ährenfeldschule im Vorjahr im Einsatz, sechs sind es derzeit. Mütter, die auch Kinder an der Schule haben, sind darunter, aber auch Frauen, deren eigene Kinder schon aus dem Haus sind. Nach Aussagen von Schulleiterin Betz ist der Bedarf aber noch nicht gedeckt. Finanziert wurde das Vorhaben von der Gröbenzeller Jugendsozialstiftung Rieder und dem Rotary Club München-West. Vorbereitet wurden die Lernassistentinnen in einer mehrtägigen Fortbildung, besondere Voraussetzungen für die Tätigkeit gibt es nicht außer "Interesse, mit Kindern zu arbeiten", sagt Christine Jung, Rektorin an der Grundschule Maisach, wo das Modell nun auch eingeführt werden soll. Einige Lehrkräfte in Maisach hatten um entsprechende Unterstützung gebeten. Nach den Herbstferien wird die Schule einen Aufruf an die Eltern verschicken mit dem Hinweis auf einen Informationsabend am 25. November. Das Projekt soll im Januar starten. Finanzielle Unterstützung leistet der Elternbeirat.

Wie eine solche Hilfe aussehen kann, erfahren die Maisacher bereits in einer Kooperationsklasse. Vier Drittklässler aus dem Sonderpädagogischen Förderzentrum der Pestalozzi-Schule Fürstenfeldbruck werden dort unterrichtet. Sechs Stunden pro Woche ist dafür eine ausgebildete Lehrkraft des Förderzentrums mit in der Klasse. Dass eine zweite Lehrkraft im Raum sinnvoll sein könne, habe ihr die Aussage der betroffenen Klassenlehrerin gezeigt, erzählt Schulleiterin Jung. Die Lehrkraft habe in dieser Konstellation erstmals das Gefühl gehabt, allen Kindern gerecht zu werden.

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