Egenhofen:Totschlag in Arbeiterunterkunft

Arbeiterunterkunft

In diesem Gebäude am Holunderweg im Egenhofener Ortsteil Wenigmünchen hat sich am vergangenen Wochenende ein Streit unter mehreren Arbeitern abgespielt, in dessen Verlauf ein 22-Jähriger so schwer verletzt wurde, dass er starb.

(Foto: Günther Reger)

In einer Wohngemeinschaft im Egenhofener Ortsteil Wenigmünchen schlagen und treten Mitbewohner auf einen 22-jährigen Mann ein. Das Opfer wird erst nach einem Tag bewusstlos gefunden und erliegt seinen Verletzungen

Von Gerhard Eisenkolb, Egenhofen

Nach einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit seinen Mitbewohnern in einer Arbeiterunterkunft im Egenhofener Ortsteil Wenigmünchen ist im Laufe des Montags ein Slowake seinen lebensgefährlichen Verletzungen erlegen. Der 22 Jahre alte Schwerstverletzte war laut einer Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberbayern am Montag gegen 6 Uhr in dem Wohnheim bewusstlos am Boden liegend gefunden worden. Gegen zwei Tatverdächtige erließ ein Ermittlungsrichter einen Untersuchungshaftbefehl wegen Totschlags.

Nach dem Stand der Ermittlungen vom Mittwoch werden die beiden Männer, es handelt sich um einen 36 Jahre alten Ungarn und einen 42 Jahre alten Slowaken, beschuldigt, gemeinsam auf ihr Opfer eingetreten und eingeschlagen zu haben. Die Polizeisprecherin sprach von multiplen Verletzungen am ganzen Körper. Die Todesursache soll an diesem Donnerstag bei einer Obduktion geklärt werden. Es steht nämlich noch nicht fest, ob der Slowake noch hätte gerettet werden können, wenn er nicht sich selbst überlassen worden, sondern rechtzeitig medizinisch versorgt worden wäre. Zum Vorwurf des Totschlags käme dann noch der der unterlassenen Hilfeleistung hinzu.

Der Streit soll sich bereits Sonntagnacht zugetragen haben. Bis der Schwerverletzte, der im Koma lag, gefunden wurde, verstrichen also mehr als 24 Stunden. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck werden als umfangreich und äußerst schwierig beschrieben. So lägen widersprüchliche Aussagen vor, weitere Probleme resultieren aus der Sprachbarriere, da die Männer kaum Deutsch sprechen. Laut Polizei ist es nicht ungewöhnlich, dass es in solchen Wohnheimen zu Streitigkeiten kommt. Ungewöhnlich sei jedoch, dass einer der Beteiligten sterbe. Ungeklärt ist noch, weshalb es zu den Tätlichkeiten kam und warum diese eskalierten. Die Ermittlungen richteten sich zuerst gegen vier Tatverdächtige, die alle in Gewahrsam genommen worden waren.

Dass fast drei Tage verstrichen, bis die Polizei mit dem Totschlag an die Öffentlichkeit ging, wird damit begründet, dass zuerst die Familie des Opfers gefunden und verständigt werden sollte. Die Slowaken sollten vom Tod ihres Angehörigen nicht über Medien erfahren. Die Tat ereignete sich in einem Einfamilienhaus im Holunderweg in Wenigmünchen, das nach dem Auszug einer Familie von einer Firma zur Unterbringung von Mitarbeitern angemietet worden war.

Laut dem Wenigmüchener Gemeinderat Martin Obermeier ist das in den Dörfern im nordwestlichen Landkreis gang und gäbe. Die Arbeiter lebten wie in einer Wohngemeinschaft zusammen, wobei es sich nicht um Studenten, sondern um Berufstätige handle, die die Wintermonate in ihrer Heimat in Portugal oder einem osteuropäischen Land bei ihrer Familie verbringen. Ärger habe es mit diesen Wohngemeinschaften, so Obermeier weiter, bisher nicht gegeben. Zumindest sei ihm nichts bekannt.

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