Egenhofen:Dampf und Dunst

Am deutschen Mühlentag lernen Familien in der Furthmühle eine der ältesten Kulturtechniken kennen und auch, was die Eisenbahn damit zu tun hat

Von Erich C. Setzwein, Egenhofen

Wie praktisch doch so eine 10-H-Regelung ist. Weil sie mittlerweile gerichtlich bestätigt ist, kann so gut wie jede Windradplanung in die Tonne getreten werden. Hätten die Anwohner der Bahnlinie München-Augsburg um die Mitte des 19. Jahrhunderts dieses mächtige Instrument schon gehabt und auch durchgesetzt, so gäbe es vielleicht die wichtige Zugverbindung gar nicht. Dann hätte sich zum Beispiel Mammendorf anders entwickelt, es hätte den Bahnhof Nannhofen nicht gegeben, und wer weiß, wie dann die Dampfmaschine für die Furthmühle bei Egenhofen angeliefert worden wäre. Am deutschen Mühlentag, der immer am Pfingstmontag begangen wird und das Augenmerk auf den Beruf des Müllers und die immer noch in Betrieb befindlichen Mühlen lenken soll, werden solche Fragen aufgeworfen. Beantwortet werden sie, zumindest teilweise in der Sonderausstellung des Mühlenmuseums.

Der Andrang war groß gegen Mittag, als nach dem Gottesdienst die Mühle für die Besucher des Mühlentages aufgesperrt wurde. Jeweils 15 Menschen nahmen an den regelmäßigen Führungen durch die Mühle teil, das Café Mahlgang hatte geöffnet und im Bauernhof spielten die "Original Fremdgänger" für alle jene Gäste auf, die sich am Stand der Metzgerei Drexl ihre warme Mittagsmahlzeit geholt hatten. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bot stündlich Führungen durch den nahen Wald an. Dabei zeigten Förster den zahlreichen Besuchern, was nötig ist, um den Wald auf den Klimawandel vorzubereiten und ihn entsprechend umzubauen.

Egenhofen: Furthmühle / Mühlentag

Beim Mühlentag bekamen die Besucher Einblicke in die Geschichte der Mühle in Egenhofen.

(Foto: Johannes Simon)

Diesen Klimawandel konnten die Eisenbahnbauer und Dampfmaschinenkonstrukteure im 19. Jahrhundert noch nicht kennen, aber in der Industrialisierung, Technisierung und Mobilität liegen die Ursachen für die heutigen und zukünftigen Probleme. Für den Müller der Furthmühle war die Anschaffung einer Dampfmaschine im Jahr 1858 eine Notwendigkeit, um für die Fälle die Mühlsteine betreiben zu können, in denen das Mühlrad nicht genug Wasser aus der Glonn bekam. Die Ausstellung im ersten Stock der Mühle zeigt anschaulich, wie sich die Technik innerhalb weniger Jahre änderte, dass schon 1872 die erste Dampfmaschine einer neuen weichen musste. Als der dritte Austausch anstand, wurde das stählerne Ungetüm mit der Bahn angeliefert. An jenen Haltepunkt an der 1840 eröffneten Bahnstrecke München- Augsburg, für den die Mammendorfer schon im Januar 1907 bei der Eisenbahnbetriebsdirektion in Augsburg beantragten, er möge doch in Mammendorf umbenannt werden. Angesichts heutiger Planungszeiten der Bahn erscheint es nicht als ungewöhnlich, was in der Sonderausstellung "Alles unter Dampf" dokumentiert ist: Dass es bis zum Jahr 2005 dauerte, bis Bahnverantwortliche zusammen mit dem damaligen Bürgermeister Johann Thurner endlich das Schild auf dem Bahnsteig auswechselten und der Haltepunkt seither so heißt wie die Gemeinde, in der er liegt.

Der Bahnhof Mammendorf schien am Pfingstmontag als Ausgangspunkt für den Besuch der Furthmühle keine große Rolle gespielt zu haben. Die allermeisten Besucher kamen mit dem eigenen Auto, das wechselhafte Wetter hielt die Radler wohl ab, den Weg an die westliche Landkreisgrenze auf sich zu nehmen. Die vielen Familien nutzten den Ausflug am Feiertag jedenfalls nicht nur dazu, um sich bei den Führungen die Technik der Mühle erläutern zu lassen, sondern auch das dort gemahlenes Mehl und "Dunst" zu kaufen. Sehr beliebt bei Kindern war, eine der ältesten Kulturtechniken selbst auszuprobieren und festzustellen, dass das Mehl eben nicht einfach aus Papiertüten kommt. Die Kleinen lernten, mit der Hand, ganz ohne Stromantrieb und Akkuverbrauch, auf einem kleinen Mahlstein die Körner zu Mehl zu zerreiben.

Egenhofen: Furthmühle / Mühlentag

Von Hand drehen die Kinder den Mühlstein, in der Furthmühle übernimmt das seit Mahlen seit 1950 ein Elektromotor.

(Foto: Johannes Simon)

Die Ausstellung "Alles unter Dampf - Dampfzeitalter und Furthmühle" ist noch bis einschließlich Sonntag, 20. November, in der Furthmühle (Furthmühle 1, Egenhofen) zu sehen. Geöffnet ist diese an allen Sonn- und Feiertagen außer Maria Himmelfahrt und Allerheiligen, und zwar jeweils von 14 bis 17 Uhr. Gruppenführungen, insbesondere die für Kinder inklusive Semmelbackprogramm finden unter der Woche außer an Montagen statt und können bei Müller Albert Aumüller über ein Formular auf der Homepage www.furthmuehle.de gebucht werden.

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