Egenhofen:Bauern können früher ernten

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Der warme Frühsommer hat das Getreide schneller reifen lassen. Doch viele Feldfrüchte wie Raps, Zuckerrüben und Kartoffeln leiden unter der lang anhaltenden Trockenheit

Von Manfred Amann, Egenhofen

Früher als in anderen Jahren hat heuer die Getreideernte eingesetzt, was letztlich dem trockenen, warmen Frühsommer geschuldet ist, der die Ähren zügiger reifen ließ. "Unerwartet positiv hinsichtlich Menge und Nährstoffwert" ist zumindest in den Gegenden mit guter Bonität der Ernteertrag bei Wintergerste ausgefallen, berichtet der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Georg Huber. Die Gerste habe die Trockenheit gut weggesteckt, wohl auch deswegen, weil der Winter eine gewisse Grundfeuchte in den Boden gebracht habe. Allerdings liege momentan der Preis für den Doppelzentner etwa zwei Euro unter dem durchschnittlich erzielten Wert von 14,50 Euro.

Bei Weizen und Raps fürchtet man jedoch Trockenschäden, "wohl bis zu 20 Prozent", die je nach Sorte und Böden aber unterschiedlich hoch ausfallen werden. Sandig-kiesige Böden kämen mit den Hitze- und Trockenperioden weniger zurecht als andere. Auf der jährlichen "Erntefahrt" mit Landwirten und Verantwortlichen der Bauernvertretung, zu der BBV-Geschäftsführerin Simone Strobel auch den neuen Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Günter Biermayer, eingeladen hatte, und die entgegen der Planung wegen Regens nicht auf dem Mähdrescher, sondern als Rundgang über die Felder von Gregor Grill im Egenhofener Ortsteil Dürabuch durchgeführt wurde, wurde deutlich, dass insbesondere Kartoffeln und Zuckerrüben dringend Wasser brauchen. "Mit drei Tagen Dauerregen jetzt, der den Boden mit etwa 100 Litern je Quadratmeter Tiefe einweicht, könnte man noch mit einem durchschnittlichen Ertrag rechnen", sagte Huber, ansonsten werde es zu merklichen Einbußen kommen.

Grill, der mit seiner Familie auf etwa 186 Hektar kommerziellen Ackerbau betreibt und zusätzlich acht Hektar Grünland, sowie vier Hektar Wald bewirtschaftet, bestätigte die Befürchtung, dass mangels Regen in Verbindung mit der Hitze der Ernteertrag bei den meisten seiner Feldfrüchte unter dem Durchschnitt liegen werde. In der Nähe des Hofes befindet sich eine Wetterstation der Bayerischen Landesstelle für Bodenkultur und Pflanzenbau, die dem Landwirt "wertvolle Daten" liefert. Im Durchschnitt regnet es dort im Jahr 785 Liter, im Vorjahr habe es in den wichtigen Wachstumsmonaten 337 Liter geregnet, heuer bislang in den drei Monaten nur 152. Gregor Grill baut auf 80 Hektar überwiegend Qualitätsweizen an, der Mindestforderungen erfüllen muss, um überhaupt verkauft werden zu können. "Wenn die übliche Menge von 80 bis 90 Doppelzentner nicht geerntet werden kann und noch dazu die Qualität nicht stimmt, dann kann dies schon zu starken Verlusten führen", so Grill, der auch den BBV-Maschinenring leitet und im Hofladen unter anderem Mehl aus eigenem Getreide und Rapsöl verkauft, das aus seinen Saaten gewonnen wird.

Um den offensichtlich immer häufiger auftretenden Stress-Perioden entgegen zu wirken, habe er "frühe Sorten" gewählt, bei denen die Kornfülle schon einsetzt, bevor Hitze und Trockenheit in der Regel zu erwarten sind. Eine der wichtigsten Grundarbeiten beim Ackerbau ist laut Huber die "Bodenpflege, denn eine intakte Bodenstruktur, wenn der Boden also lebt, garantiere ein gesundes Pflanzenwachstum." Daher meide man auch jegliche Art von Bodenverdichtung. Auf dem Kartoffelacker zeigt Grill, dass zwar ausreichend Knollen vorhanden, diese jedoch für die Jahreszeit deutlich zu klein sind. Auch die fünf Hektar Zuckerrüben und selbst die auf vier Hektar gedeihenden Ackerbohnen, deren Samen Grill für Zwischensaaten verwendet, litten unter der Trockenheit. Beim Mais, egal ob Silo- oder Körnermais, werde man sicher Einbußen hinnehmen müssen.

© SZ vom 25.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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