E-Mobilität:Geteilte Stadt-Stromer

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Bruck will Fuhrpark mit E-Antrieb und Carsharing einführen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

So was nennt man wohl Win-win-Situation: Die Kreisstadt will einen Pool dienstlich genutzter E-Mobile anschaffen. Und nach Feierabend und an Wochenenden, wenn die Dinger nur nutzlos rumstehen würden, sollen sie in Form eines Carsharing-Systems den Bürgern zur Verfügung stehen. Im Idealfall finden diese Geschmack an den leisen Stromern und verzichten künftig auf den Zweitwagen - oder schaffen sich selbst ein E-Mobil an. Unterm Strich würde die Kreisstadt als Vorreiter glänzen, Autos effizienter einsetzen und damit einen Beitrag zum Lärm- und Umweltschutz leisten. Und die größtenteils in der Nähe wohnenden Mitarbeiter der Stadt müssten während ihrer Arbeitszeit nicht mehr mit dem Privatauto auf Termine fahren, sondern könnten beispielsweise mit dem Fahrrad, Pedelec oder Bus ins Rathaus kommen und dort bei Bedarf auf eines der Pool-Fahrzeuge umsteigen. Zusätzliche Anreize könnten durch die Bereitstellung an mehreren gut zugänglichen Stellen sowie durch reservierte Parkplätze geschaffen werden.

Soweit die Theorie. Am Donnerstag wird sich der Umwelt- und Verkehrsausschuss mit der Sache beschäftigen und auch mit der Auslagerung des städtischen Fuhrparks an einen externen Dienstleister. Dann werden auch die möglicherweise bestehenden kleineren Schwächen des Konzepts ausgeleuchtet - die CSU hat bereits einen Änderungsantrag angekündigt. Sie warnt vor einer "Insellösung" und mahnt die Einbindung in ein landkreisweites Konzept an.

Seit den ersten Beschlüssen Mitte 2016 ist es ruhig geworden um den innovativen Ansatz. Denn der städtische Verkehrsplaner Matthias Fiedler wechselte 2017 nach zweijähriger Tätigkeit sowie Elternzeit zur Stadt München. Die Radverkehrsbeauftragte Claudia Gessner hat sich mittlerweile des "E-Mobilitätskonzepts zur Elektrifizierung von kommunalen und betrieblichen Flotten" angenommen sowie des "Aufbaus eines E-Carsharing-Systems in der Stadt Fürstenfeldbruck". Untersuchungen haben ergeben, dass es in der Stadt einen Carsharing-Bedarf von 50 bis 100 Fahrzeugen gibt. Einen Grundstock könnten nun Stadt, Stadtwerke und Sparkasse schaffen - mit zehn sowie jeweils zwei Fahrzeugen. Der Clou: Die Grundfinanzierung wäre damit gedeckt. Im März wurde mit den Carsharing-Anbietern Avis, Statt-Auto und E-Wald verhandelt.

Die Einführung eines E-Car-Sharing-Systems und eines Elektroauto-Pools begrüßt auch die CSU-Fraktion. Deren Vorsitzender Andreas Lohde mahnt aber Geduld an: "Wie beim Fahrradverleihsystem sollte die Stadt auch beim Carsharing keine Insellösung anstreben," Ein verbundweites einheitliches E-Car-Sharing-System, wie es der Landkreis aufbauen wolle und hierfür im Oktober eine eigene Koordinierungsstelle besetzen werde, biete den Nutzern mehr Flexibilität, einheitliche Standards und werde sich positiv auf die Auslastung auswirken. Bereits einen Fahrzeugpool zur Verfügung zu stellen, sei schon in Ordnung, findet Stadt- und Kreisrat Franz Höfelsauer. Die Ausschreibung aber gelte es mit dem Landratsamt abzustimmen, um sich die Eingliederung in ein künftiges MVV-weit einheitliches System nicht zu verbauen.

© SZ vom 20.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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