Die Urlaubsziele der Brucker:Ballermann oder Luxus in der Wüste

Krisen halten die Landkreisbürger vom Reisen nicht ab. Wenn Tunesien nicht geht, dann eben Spanien oder Dubai

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Mallorca ist ausgebucht und Bali das Top-Ziel auf der Langstrecke. So sehen es die Reisekaufleute im Landkreis, wenn sie in ihre Buchungslisten für diesen Sommer schauen. Dass die Kunden alle zufrieden in den Urlaub fahren können und auch zufrieden wieder zurück kommen, dafür mussten die Touristiker allerdings auch einiges tun. Denn vor dem Hintergrund politischer Unruhen, Kriegen und Anschlägen war in den vergangenen Wochen einige Umbuchungsarbeit zu leisten. Dafür sind nun die Hotelanlagen in Tunesien ziemlich leer, die Strände Spaniens und auch Kroatiens dagegen umso voller. Und auch auf den Kreuzfahrtschiffen im Mittelmeer und der Nordsee sind die Kabinen voll belegt.

"Erst hatten wir Tunesien, dann das Grexit-Problem und jetzt das Türkei-Problem", umreißt Margit Thalmayr vom Reisebüro Weltenbummler in Türkenfeld die Situation der Reiseveranstalter und Agenturen. Nach dem Terroranschlag im tunesischen Sousse hatten alle, die Tunesien-Urlaube gebucht hatten, die Möglichkeit zur Umbuchung bekommen - und in den meisten Fällen auch genutzt. "Spanien hat davon profitiert", sagt Thalmayr, aber auch andere Länder, in denen noch Kapazitäten frei waren. Petra Killian vom Reisebüro Air Service in Germering musste zwölf Tunesien-Urlauber umbuchen. Deren Ziele sind in diesem Sommer nun nicht die Mittelmeer-Küste Nordafrikas, sondern die Griechenlands und der Türkei. Zwar machten sich auch nach dem IS-Anschlag an der türkisch-syrischen Grenzen die Menschen Sorgen, "doch umgebucht hat noch keiner", sagt Killian.

Das "Grexit-Problem", von dem Margit Thalmayr spricht, war in den vergangenen Monaten ein Grund für viele Interessenten, Griechenland wegen der unsicheren innenpolitischen Situation nicht anzusteuern. Inzwischen ist es für Petra Killian fast ein Geheimtipp für Kurzentschlossene. "Die Preise sind günstig und das Land auf den Tourismus angewiesen", sagt Killian. Sie ist seit 47 Jahren in der Touristikbranche und weiß, was sie ihren Stammkunden anbieten kann. Viele, die das Reisebüro in Germering aufsuchten, würden ihr Geld wegen der Zinsen nicht mehr auf die Bank tragen, sondern es ausgeben - für Reisen eben. So seien auch Ziele in Europa wieder attraktiv, die nicht im Euroraum liegen: die Kanalinseln Guernsey und Jersey etwa, "auch Großbritannien ist wieder dabei", sagt Killian. Und das obwohl die Preise in Pfund sehr teuer sind.

Dass bei manchen das Geld richtig locker sitzt, bemerkt auch Margit Thalmayr, die auf den Bereich Luxusreisen spezialisiert ist. Dafür hat sie auch ein Klientel aus ganz Deutschland, das bei ihr bucht. Zum Beispiel ein Angebot im sonst nicht mehr so beliebten Marokko. "Ein Sechs-Sterne-Hotel in der Wüste, in dem die Nacht nicht unter 1000 Euro kostet und in dem die Gäste während des Urlaubs nie an der selben Stellen essen." Wie das geht? Ganz einfach, sagt die Reisespezialistin. Das Hotel verfügt nur über wenige Zimmer, für jeden Gast gebe es Guides, die individuelle Tagesausflüge planten. Mit im Tross sei immer ein Teil der Küchenmannschaft, der dann individuell an den jeweiligen Zielen koche. Luxus eben.

Dass man den Luxus erleben kann, ohne allzu viel Geld dafür auszugeben, das hat Sabine Enders vom Brucker Reisebüro Enders dieser Tage erlebt, als eine Kollegin für einen Kunden eine achttägige Reise in ein gutes Hotel in Dubai für sage und schreibe 240 Euro gebucht habe. Für die Nacht?"Nein, für die ganzen acht Tage. Dazu kommt noch der Flug, aber der ist nicht teuer." Der Kunde fliege zwar erst im Oktober, aber Dubai sei auch für die Sommerferien stärker nachgefragt gewesen.

Bei den Langstreckenzielen sind sich die Reise-Expertinnen einig: Bali war der absolute Renner, gefolgt von Zielen in den USA. Selbst Java, berichtet Petra Killian, habe eine Renaissance erlebt. Doch da mache gerade ein Vulkan Probleme.

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