Deutschtest bestanden:In Togo geboren, in Puchheim daheim

Ayoko Agbenow ist von Lomé in den Landkreis gezogen und hat nun den Deutschtest bei der Volkshochschule bestanden. Sie steht für die Gruppe der Zuwanderer, die sich hier willkommen fühlt.

Stefan Salger

Ist Deutschland nun ein Einwanderungsland? Ist Zuwanderung ein Mittel gegen Fachkräftemangel? Und wollen Qualifizierte überhaupt zu uns kommen und fühlen sich willkommen? Alle drei Fragen würde Singh Baljinder wohl bejahen. Der 30 Jahre alte Rechtsanwalt aus einem Ort nahe dem indischen Delhi lebt mit seiner Frau seit zwei Jahren in Olching - erst vor ein paar Tagen wurde hier auch ihr zweites Kind geboren.

Integrationskurs

Ayoko Agbenow nimmt ihr Zeugnis aus den Händen von Beate Abel (Mitte) und Gabriele Bielefeld (rechts) entgegen.

(Foto: Günther Reger)

Am Donnerstag hat er aus den Händen der Gröbenzeller VHS-Geschäftsführerin Beate Abel-Riemensperger das Zeugnis für den bestandenen Deutschtest für Zuwanderer erhalten. Und es ist bereits klar, dass er ebenso wie 17 Mitstreiter auch den Orientierungskurs als zweiten Bestandteil des offiziellen Integrationskurses bestanden hat. Lediglich zwei Kursteilnehmer müssen noch mal antreten.

Bei der kleinen spontanen Feier in der Alten Schule in Gröbenzell wird erneut deutlich, wie bunt und multikulturell der Landkreis längst geworden ist. Gemeinsam haben Schüler aus Ländern wie Thailand, Togo, dem Kosovo oder Großbritannien teils viele Monate die Schulbank gedrückt. Und während bundesweit zurzeit die Aufarbeitung von Rechtsextremismus und Ausländerhass die Schlagzeilen beherrschen, ergibt eine Umfrage unter den Kursteilnehmern ein recht harmonisches Bild im Landkreis. "Alles prima, super, keine Probleme", sagt Baljinder.

Und zwei Klassenkameradinnen stimmen zu: Sonia Skrzypa, 20, aus Polen, die in Gröbenzell wohnt und gerne mit einer Ausbildung zur Bürokauffrau beginnen würde, und Ayoko Agbenow, 43, aus Togo, die bereits seit neun Jahren in Puchheim lebt und in einem Hort arbeitet. Ressentiments gegenüber Ausländern habe sie nie gespürt, sagt Agbenow. Das größte Problem für eine Krankenschwester aus dem Kosovo ebenso wie für den Rechtsanwalt aus Indien liegt auf einem anderen Feld: Ihre Abschlüsse werden hier nicht anerkannt.

Alle Prüflinge sprechen nun schon ordentlich Deutsch und wissen zudem über die politischen und gesellschaftlichen Strukturen Bescheid. Damit zählen sie zum Kreis derer, die von der Bundeskanzlerin umworben werden. Die Integrationsanstrengungen müssten verstärkt, vor allem qualifizierte Zuwanderer, egal aus welchem Herkunftsland, müssten besser eingebunden werden, sagte Merkel diese Woche beim Besuch des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg. Die "zunehmende Vielfalt" sei eine "Bereicherung".

Schon heute ist Deutschland EU-weit das beliebteste Einwanderungsland, 2011 kamen fast eine Million Menschen, viele von ihnen wollen dauerhaft bleiben. Im Landkreis wurden im vergangenen Jahr 229 Menschen eingebürgert, 2010 waren es noch 180 gewesen.

Laut Beate Abel-Riemensperger wirken sich auch Wirtschaftskrise und hohe Arbeitslosigkeit in Ländern wie Griechenland oder Spanien aus. Alle Volkshochschulen im Landkreis registrieren seit Monaten eine höhere Nachfrage nach Sprachkursen. In Gröbenzell lernen dieses Semester rund 100 Menschen Deutsch, früher seien es lediglich um die 20 gewesen. Ähnliche Situation bei den Integrationskursen: In Gröbenzell werden am kommenden Montag gleich zwei mit jeweils zwölf Teilnehmern starten - weitere Interessenten können bei Bedarf noch aufgenommen werden.

Ausdrücklich lobt Abel-Riemensperger Jobcenter und Ausländeramt. Auch die Gemeinde zeige sich kooperativ. Diese finanziert zwei Asylbewerbern den Deutschkurs. Im Landkreis gibt es weitere Bemühungen, auch Flüchtlinge durch Sprachunterricht aus der Isolation zu holen. In Sammelunterkünften wie in Germering und Fürstenfeldbruck engagieren sich Mitglieder des Arbeitskreises Asyl sowie von Diakonie und Caritas. Flüchtlinge können dort an zwei Terminen pro Woche Deutsch lernen.

Und in Kooperation mit dem Schulamt hat der Landkreis nun auch darauf reagiert, dass viele Flüchtlingskinder nicht in den speziellen Übergangsklassen für Fremdsprachler untergekommen sind, ihnen aber für die Teilnahme am regulären Unterricht die Deutschkenntnisse fehlen: Für acht Wochenstunden steht nun eine Lehrerin zur Verfügung. Unterrichtet werden die Kinder der Asylbewerber in Grund- und Mittelschulen in Fürstenfeldbruck und Puchheim.

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