Carl-Spitzweg-Gymnasium:"Es hat mit ihm einfach nicht funktioniert"

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Vereitelter Anschlag: Der 17-Jährige galt bei seinen Mitschülern als schwierig. Aber ob er wirklich einen Anschlag verüben wollte, ist noch unklar.

Stefan Salger

Einen Tag nach dem Großeinsatz der Polizei am Germeringer Carl-Spitzweg-Gymnasium ist noch nicht klar, ob der festgenommene Schüler einen ernsthaften Bombenanschlag auf seine Schule verüben wollte. Ein ehemaliger Schulkamerad hatte in der Nacht zum Sonntag die Polizei über die Pläne des 17-Jährigen informiert.

Am Carl-Spitzweg-Gymnasium in Germering soll ein musischer Zweig eingerichtet werden. (Foto: Stefan Salger)

Nachdem dieser durch ein aufgehebeltes Fenster in die Schule eingedrungen war und dort ein Gefäß mit Chemikalien deponiert und einen Bunsenbrenner angezündet hatte, konnte er kurz nach Mitternacht vor dem Gebäude festgenommen werden. Es entstand lediglich ein geringer Sachschaden.

Nach Auskunft des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord dauern die Analysen der Flüssigkeit durch das Landeskriminalamt noch an. Nur wenn diese brisant genug für eine Explosion gewesen wäre, dürfte ein Haftbefehl ausgestellt werden. Schuldirektor Georg Gebhard bezweifelt dies.

Er habe gehört, dass es möglicherweise eine Mischung mit Spülmittel und Traubenzucker gewesen sei. Der 17-Jährige, der nach wie vor keine Angaben zur Tat macht, bleibt solange im Bezirkskrankenhaus Haar untergebracht.

Am Montag berief Gebhard eine Versammlung in der Aula ein, an der fast 1200 Schüler aller Jahrgangsstufen sowie die Lehrer teilnahmen. Dabei kamen auch Fragen über die Zukunft des 17-Jährigen zur Sprache.

Mitglieder des Wahlkurses "Technikteam", das den Jugendlichen am Samstagnachmittag nach einem heftigen Streit ausgeschlossen hatte, lehnen seine Wiederaufnahme ab. Das Team sorgt bei schulischen Veranstaltungen für Licht und Ton und begleitete am Samstag eine Theaterprobe in der Aula.

Ob der Schüler überhaupt ans Carl-Spitzweg-Gymnasium zurückkehren kann, ist äußerst ungewiss. "Wir müssen das jetzt alles offenhalten", sagte Gebhard der SZ. Es muss geklärt werden, ob der als hochbegabt, aber charakterlich schwierig bezeichnete Täter überhaupt schuldfähig war.

Auch die Mitschüler würden in diese Entscheidung eingebunden", kündigte der Direktor an. Weil der 17-jährige Elftklässler bereits Leistungen für die Abiturprüfung im nächsten Jahr erbracht hat, könnte die Verlegung an ein anderes Gymnasium kompliziert werden.

Die Mitschüler reagierten zwiespältig auf den Vorfall vom Wochenende. Mitglieder des Technikteams sprechen dem 17-Jährigen jede Teamfähigkeit ab. Das Plädoyer des Personalratsvorsitzenden der Lehrer , sich um die Integration aller Schüler zu bemühen, werten die Schüler als ungerechte verklausulierte Schuldzuweisung. "Wir haben uns all die Jahre Mühe gegeben, ihn zu integrieren, es hat einfach nicht funktioniert", sagte eine Schülerin zur SZ. Andere mahnten zur Mäßigung.

Eine Schülerin hielt es dem Täter zugute, dass er den Brandsatz gelegt habe, als sich keine anderen Menschen in der Schule befanden: "Der wollte sicher niemanden verletzten." Der 17-Jährige sei in der Schule als "Technik-Freak" durchaus bekannt und einmal auch schon mit einem Mitschüler körperlich aneinandergeraten, erzählten Mitschüler.

Eine solche Kurzschlusshandlung aber habe niemand vorhersehen können. "Dass so etwas einmal bei uns in Germering passiert, hätte ich nie gedacht", sagte einer von ihnen Ähnlich äußerte sich der Direktor, der noch wenige Stunden vor der Tat mit dem Schüler telefoniert hatte. Der 17-Jährige habe eingräumt, im Streit mit dem Technikteam "Blödsinn gemacht" zu haben.

© SZ vom 15.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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