Brucker vor Gericht:Ein System der Gewalt

Zweimal verprügelte ein Brucker seine Ehefrau heftig. Nachdem er ihr ein Knie in den Bauch gerammt hatte, wäre sie fast gestorben. Nun muss er fast sechs Jahre ins Gefängnis.

Andreas Salch

Für Slavica D. war die Ehe mit ihrem Mann Zoran ein Martyrium. Als sie ihm im Mai 2010 sagte, dass sie sich scheiden lassen wolle, verprügelte er die 34-Jährige und schlug ihren Kopf mehrfach gegen eine Wand im Badezimmer der gemeinsamen Wohnung in Fürstenfeldbruck. Nur drei Monate später hätte Zoran D. seine Frau fast umgebracht.

Der Anlass für diesen neuen Gewaltexzess hätte nichtiger kaum sein können: Eines der vier Kinder wollte den Fernseher in der Wohnung der jungen Familie anfassen. Zoran D. passte dies nicht, und er wollte den Buben deshalb schlagen. Slavica D. ging dazwischen, worauf ihr Mann sie attackierte und der damals Schwangeren sein Knie in den Bauch stieß. Die Mutter von vier Kindern erlitt einen Milzriss, an dem sie fast gestorben wäre.

Am Mittwoch verurteilte das Landgericht München II Zoran D. wegen gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen zu fünf Jahren und neun Monaten Gefängnis. Vor der Verkündung des Urteils bat der 37-Jährige das Gericht in seinem letzten Wort, "etwas Mitleid" mit ihm zu haben. Doch für Mitleid sahen die Richter der ersten Strafkammer keinerlei Grund: Der Angeklagte habe über die Jahre hin ein "System der Gewalt und Unterdrückung" aufgebaut, sagte der Vorsitzende Ralph Alt bei der Urteilsbegründung.

Im Gegensatz zu seiner Frau, die sich inzwischen hat scheiden lassen, sei Zoran D. ein "schwacher Ehemann" gewesen. Anders als seine frühere Frau habe der Angeklagte nie einen Beruf erlernt und könne selbst nach zwanzig Jahren, in denen er in der Bundesrepublik lebe, noch immer nicht richtig Deutsch. Vor diesem Hintergrund sei es immer wieder zu Streitigkeiten gekommen, die sich letztlich in Gewalttätigkeiten entluden. Auf Anraten seines Verteidigers hatte Zoran D. doch noch ein Geständnis abgelegt. Slavica D. überlebte den Milzriss nur durch eine Notoperation im Krankenhaus Fürstenfeldbruck.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: