Brucker Lichtspielhaus:Ärger mit der Statik

BV Lichtspielhaus

Im November stellt Oberbürgermeister Klaus Pleil den Bruckern kurz vor Unterzeichnung des Kaufvertrags den neuesten Immobilienkauf der Stadt vor. In dem 280 Zuschauer fassenden Kinosaal wird eine Bürgerversammlung abgehalten.

(Foto: Günther Reger)

Das Lichtspielhaus in Fürstenfeldbruck soll Probleme mit der Statik haben. Eine Sanierung könnte einen sechsstelligen Betrag kosten. Der Oberbürgermeister wehrt sich gegen Vorwürfe, er habe dies geheim halten wollen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Ob das Lichtspielhaus planmäßig spätestens im November als Kultur- und Kleinkunstbühne den Betrieb aufnehmen kann und bis dahin überhaupt Veranstaltungen stattfinden, ist völlig offen. Wie nun bekannt geworden ist, hängt die Decke des unter Denkmalschutz stehenden Kinos an der Maisacher Straße durch, zudem sind statische Probleme nicht auszuschließen. Die Stadt erwägt, den Betrieb zumindest im Winter einzuschränken, wenn viel Schnee auf dem Dach lastet.

Am Dienstag hatte Oberbürgermeister Klaus Pleil (BBV) in einer nicht öffentlichen Sitzung zudem über Unstimmigkeiten mit der Kinoplanerin berichtet. Die Stadt hat sich dem Vernehmen nach bereits von der renommierten Münchner Architektin Anne Batisweiler getrennt. Diese wollte ein detailliertes und umfassendes Konzept vorlegen und hatte auf eine gründliche Deckensanierung gedrungen. Gleichwohl klagte sie offenbar über Defizite bei den vorbereitenden Planungen und brachte Kritik auch offen vor. Umfangreiche Baumaßnahmen aber würden den Kostenrahmen von 400 000 Euro - die Hälfte davon sollen Zuschüsse einspielen - sprengen. Diesen Kostenrahmen will Pleil aber unbedingt einhalten, zumal er im Wort steht. So hatte er im Wahlkampf und in Stadtratsdebatten immer wieder beteuert, das von der Stadt für etwa eine Million Euro gekaufte und damit vor dem Abriss bewahrte ehemalige Kino lasse sich mit überschaubarem Aufwand flott machen. Der OB sieht sich nun auch Vorwürfen ausgesetzt, er informiere unvollständig, wolle die Planung ohne entsprechende Sachkenntnis in die eigenen Hände nehmen und spiele Sicherheitsprobleme herunter. Pleil wies solche Anschuldigungen am Donnerstag entschieden zurück und sieht das Projekt weiter auf einem guten Weg. Spätestens im November soll das Brucker Brettl dort sein 40-jähriges Bestehen feiern.

Nach SZ-Informationen ist die Umgestaltung des 1930 vom namhaften Architekten Adolf Voll konzipierten Kinos aber längst ins Stocken geraten. Mehreren übereinstimmenden Quellen zufolge soll die Decke etwa zehn Zentimeter durchhängen und damit deutlich mehr als zulässig. Zudem fehlt es offenbar an Sicherheitseinrichtungen, die mit Blick auf einen möglichen Bestandsschutz eines Altbaus von der Stadt aber teilweise als nicht erforderlich erachtet werden. Angeblich bezeichnete ein von der Stadt beauftragter Statiker das Gebäude zwar als durchaus für Veranstaltungen geeignet, wollte aber keine Garantien für dessen Standsicherheit übernehmen. Die Haftungsfrage scheint auch die Kinoplanerin darin bestärkt zu haben, von ihren Forderungen auf eine genaue Untersuchung nicht abzurücken. Auf Nachfrage der SZ verwies Anne Batisweiler auf die Vereinbarung mit der Stadt, die ihr eine öffentliche Stellungnahme verbiete. CSU-Fraktionschef Andreas Lohde äußerte aber auf Nachfrage der SZ am Donnerstag Verständnis für die Haltung der Expertin, die sich durch mehrere Preise einen Namen in ihrer Branche gemacht hat. "Natürlich kann sie es sich nicht leisten, diesen Namen jetzt aufs Spiel zu setzen", so Lohde. Im Rathaus soll es bei einem Treffen zwischen Batisweiler und Pleil zu einer lautstarken Auseinandersetzung gekommen sein. Der OB räumte am Donnerstag Unstimmigkeiten ein. Die Architektin habe "ein umfangreich renoviertes Kino" gewollt. Im Dach sieht der OB kein Sicherheitsproblem. Dies werde aber noch genauer geprüft - nach einer Lesung der Turmschreiber am 11. Juli soll zunächst keine weitere Veranstaltung angesetzt werden.

Experten veranschlagen die Kosten für eine auch aus energetischer Sicht ratsame Sanierung von Decke und möglicherweise Dachstuhl auf sicherlich 150 000 bis 300 000 Euro. Er wolle "keine Luxussanierung", hält Pleil dagegen, sondern ein Haus nach dem Vorbild von Schlachthof oder Bauernmarkt, das mit geringem Aufwand für Vereine oder private Festgesellschaften nutzbar ist. Der BBV-Politiker ist überzeugt, dass die Arbeiten überschaubar und auch neue Türen verzichtbar sind: Fassade, Bühne, Pflasterarbeiten, vielleicht eine barrierefreie Toilette, notfalls auch ein Dixi-Klo oder ein Zelt im Garten - dann könne es losgehen.

Kritik an seiner Informationspolitik hält Pleil für unbegründet. Er habe Anfang vergangener Woche alle Fraktionen informiert, "ohne groß Wind zu machen." Lohde vermisst dennoch eine "transparente Diskussion" und ist eigenem Bekunden zufolge beim Thema Statik nicht auf dem Laufenden. Ähnlich sieht es Thomas Lutzeier vom Förderverein Lichtspielhaus, der gerne im 14-tägigen Rhythmus Veranstaltungen ausrichten würde, über den Stand der Planungen aber nicht Bescheid weiß.

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