Sie erzeugen und verteilen seit 120 Jahren Strom, liefern seit einem Jahr Gas und nun schicken sie auch noch digitale Daten in Haushalte und Firmen: Die Stadtwerke Fürstenfeldbruck wollen sich als Anbieter von schnellem Internet im Landkreis etablieren und sich dem Wettbewerb mit Telekom und anderen Konzernen stellen. Als Partner tritt die M-Net Telekommunikations GmbH auf, an der verschiedene Stadtwerke beteiligt sind und die neben großen bayerischen Städten auch das flache Land versorgen will. Einen Anfang haben die neuen Partner am Montag mit der Unterzeichnung von Ausbauverträgen mit Fürstenfeldbruck und Mammendorf gemacht. Etwa 700 Haushalte und mehr als 150 Firmen sollen vom schnelleren Internet profitieren.
Datenströme, die nicht so recht fließen wollen, das stört nicht nur die Internetnutzer daheim am PC, vor allem Firmen mit intensiven Rechenprozessen sind auf schnelle Leitungen angewiesen. So ist es auch kein Wunder, dass die im Fürstenfeldbrucker Gewerbegebiet Hasenheide ansässigen Firmen alles andere als zufrieden sind, wenn sie nach der Internetgeschwindigkeit gefragt werden. Über 100 mögliche gewerbliche Kunden könnten die Stadtwerke Fürstenfeldbruck als Netzanbieter und M-Net als Dienstleister in der Hasenheide gewinnen, heißt es von Seiten der Industha, die das Gebiet vermarktet. Denn mit den heutigen Bandbreiten von ein bis fünf Megabit pro Sekunde (MBit/s) sind auch die Nutzer in Privathaushalten immer weniger zufrieden. "Telearbeitsplätze sind ohne schnelles Internet undenkbar", meint der Mammendorfer Bürgermeister Johann Thurner, der am Montag ebenfalls einen Vertrag mit den Stadtwerken und M-Net unterschrieb, um rund 600 Haushalten und etwa 70 Gewerbebetrieben zu schnelleren Datenleitungen zu verhelfen.
Mammendorf und die sieben weiteren Gemeinden in der Verwaltungsgemeinschaft sind zwar bislang schon gut versorgt, doch für die Erfordernisse der Zukunft noch nicht so recht vorbereitet. Firmen, wie etwa Architekturbüros oder Grafiker, die Daten in unvorstellbar großer Menge durchs Netz schicken müssen, entscheiden sich heute leichter für städtische oder stadtnahe Standorte. Damit die schwächeren Datenleitungen nicht zum Nachteil einer kleinen Kommune werden, seien die Gemeinden auf Partner angewiesen, die den Ausbau voranbringen würden, sagt Thurner. Und weil Großkonzerne an kleinen Privatanschlüssen wenig verdienen, bleibe es oft beim Status quo. Studenten oder Freiberufler, die dann in Orten wie Mammendorf am PC sitzen, schauen deshalb länger auf die Sanduhr als auf dem Bildschirm. In dieser Situation bringt sich M-Net ein, eine "regional denkende Firma", wie deren Chef Jens Prautzsch versichert. "Wir investieren auch in Bereichen, aus denen sich Großkonzerne trotz einer vollmundigen Ankündigung wieder zurückziehen." Neben großen Städten wie München, Augsburg oder Erlangen soll vor allem der ländliche Raum mit schnellen Netzen bis 50 MBit/s erschlossen werden. Dabei nutzt M-Net die vorhandene, meist von den Stadtwerken zur Verfügung gestellte Infrastruktur.
Auch in Olching würde man M-Net als Anbieter gerne begrüßen, als Partner der eigenen Energieversorgung Olching (EVO). Wirtschaftsförderer Eduard Pöhlmann könnte sich durchaus vorstellen, dass ein solches Partnerunternehmen als Anbieter auftritt und sich an der Ausschreibung für das neue Gewerbegebiet in Geiselbullach beteiligt. Ob es dann genommen wird, hängt vom Investor ab, der sich in dem Erschließungsvertrag verpflichtet hat, Datenleitungen bis 50 Mbit/s zur Verfügung zu stellen. Das sei heute gefordert, sagt der städtische Wirtschaftsförderer. "Denn ohne vernünftiges Breitband brauche ich auch keine Straßen ins Gewerbegebiet bauen, weil dann keine Firma kommt."