Brauchtum:Süßer Abschied von der Tradition

Brauchtum: Gepudert, glasiert, verziert: Kinder richten begehrliche Blicke auf das vielfältige Krapfenangebot in einer Konditorei.

Gepudert, glasiert, verziert: Kinder richten begehrliche Blicke auf das vielfältige Krapfenangebot in einer Konditorei.

(Foto: Marco Einfeldt)

Wer meint, mit dem Aschermittwoch verschwindet auch der Krapfen aus den Auslagen der Bäckereien, irrt

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Wie um jeden kulinarischen Klassiker, so ranken sich auch um den Krapfen diverse Legenden. Die einen sagen, ein Konditor mit glühender Liebe zum Militär habe das Schmalzgebäck 1756 als Zucker und Fett gewordene Reminiszenz an Kanonenkugeln erschaffen. Die anderen schreiben die Erfindung einer Altwiener Hofratsköchin aus dem 17. Jahrhundert namens Cäcilie Krapf zu. Wieder andere, dazu gehört auch der Puchheimer Bäcker und Konditor Martin Schönleben, datieren die Geburt des Krapfens sogar zurück ins Römische Reich.

Seit wann es ihn auch gibt, fest steht, der Krapfen ist ein Traditionsgebäck. Jedes Jahr zur Faschingszeit erlebt er eine Hochzeit. In den Auslagen der Bäckereien reihen sich die Teilchen dicht an dicht, prahlen mit ihren glänzenden Glasuren und locken mit Füllungen aus Marmelade, Creme und Nugat. Nach Wochen des Überflusses und der schamlosen Völlerei sehnt nicht nur manch ein Faschingsprinzenpaar den Aschermittwoch herbei. Immerhin ist er es, der die entbehrungsreiche Fastenzeit einläutet und das Schmalzgebäck auf einen Schlag aus den Geschäften verbannt. Könnte man meinen. Wer sich aber in den Bäckereien im Landkreis umsieht, wird eines Besseren belehrt. Dort liegen die klebrig gefüllten Hefeteigkugeln noch immer für die Kunden bereit.

"Was ist heute schon Tradition", entgegnet Werner Nau, Obermeister der Bäckerinnung Fürstenfeldbruck, auf die Aschermittwochskrapfen angesprochen. In seiner Bäckerei werde der Krapfen üblicherweise nach Faschingsdienstag nicht mehr verkauft. In diesem Jahr lasse er das Angebot aber, wie viele andere auch, erst später auslaufen. "Die Nachfrage ist sehr groß", sagt er. Da stimmt ihm auch der Olchinger Bäcker und Konditor Barny Ganser zu. Er hatte, weil der Valentinstag heuer auf den Aschermittwoch fiel, sogar mit Herzen verzierte Krapfen im Sortiment. Bei Nau und Ganser, in Rackls Backstubn, bei Ihle, der Brucker Bäckerei Bücherl und der Brucker Max-Wimmer-Filiale etwa gibt es Faschingskrapfen noch bis Ende der Woche. Bei einigen der Bäckereien werden sogar mehrere Sorten verkauft, während sich die meisten auf die traditionellen Varianten beschränken. Die sind dann mit Puderzucker bestaubt und mit Aprikosenmarmelade oder, der fränkischen Tradition verbunden, mit Hagebuttenmarmelade gefüllt. Nur wenige bieten die Krapfen das ganze Jahr über an.

Einer der wenigen Bäcker im Landkreis, die es mit dem Brauchtum streng halten, ist der Puchheimer Martin Schönleben. An Aschermittwoch werden seine 30 Krapfenvarianten sowie die Springnudeln und ähnliches Schmalzgebäck vom Apfelküchle abgelöst, so habe es schon sein Großvater gehalten. Die Fettpfanne wird danach, wie es früher üblich war, während der Fastenzeit und der frühen Sommermonate verstaut und erst im Spätsommer zu Kirchweih wieder hervorgeholt. Für die schmalzgebäckfreie Zeit sucht Schönleben derzeit nach traditionellen bayerischen Mehlspeisenrezepten, die aus der Fastentradition entstanden sind. Denn auch die Fastenzeit hat ihre Reize, wenn diese naturgemäß auch subtiler ausfallen.

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