Birdrace:Das Konzert der Teichrohrsänger

Drei Vogelschützer brechen beim sogenannten Birdrace für fast 17 Stunden zu verschiedenen Habitaten im Landkreis auf. Dabei zählen sie insgesamt 76 verschiedene Vogelarten

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Manchem bereitet es schon Mühe, einen Vogel, der gut sichtbar auf einem Ast sitzt, der richtigen Art zuzuordnen. Wie schwierig muss es sein, ihn lediglich an der Stimme, am Pfeifen, am Singen zu erkennen? Freilich, mittlerweile gibt es sogar eigene Vogelstimmenführungen, die Laien Nachhilfe geben. Auch Johanna Trischberger und ihre beiden Kollegen mussten sich erst ein wenig einhören. "Das ist gerade bei nicht so bekannten Arten nicht so einfach", sagt Trischberger, die Beisitzerin ist in der Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz (LBV). Jetzt war sie zusammen mit Gabriele Trinckler und Philip Vlaicu zum sogenannten Birdrace aufgebrochen, einer Vogelbeobachtung, die der Dachverband Deutscher Avifaunisten schon seit 2004 als eine Art sportlichen Wettbewerb austragen lässt. Sechzehneinhalb Stunden war das Trio im Landkreis mit Ferngläsern, Spektiv und Verpflegung unterwegs, um möglichst viele Vögel zu zählen. Damit stellten sie eines von insgesamt 280 Teams, die sich in ganz Deutschland an der Aktion beteiligten.

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Auf Beobachtungstour (oben von links): Gabriele Trinckler, Philip Vlaicu und Johanna Trischberger.

(Foto: Johanna Trischberger/oh)

Wer derzeit früh unterwegs ist, weiß, dass Vögel wahre Frühaufsteher sind, und so konnten Trischberger, Trinckler und Vlaicu gleich morgens um vier noch an der Haustür in Biburg den ersten Sänger des Tages, einen Hausrotschwanz, sehen und hören, und abends gegen halb neun im Ampermoos den Feldschwirl als letzten. Die drei Vogelfreunde suchten unterschiedliche Lebensräume auf: von Brachflächen über Mischwälder bis zum Niedermoor. Vor allem in weitgehend ungestörten und deshalb auch artenreicheren Habitaten wie dem Fußbergmoos bei Maisach, an Teilen der Amper und in Kiesgruben bekamen sie auch seltene und scheue Vögel wie den Pirol, den Eisvogel oder den Trauerschnäpper zu sehen. Viele Kiebitze gibt es im Landkreis nicht mehr, deshalb waren deren spektakuläre Flüge und Pfeifgesänge "ein ganz besonderes Schauspiel", erinnert sich Johanna Trischberger.

Einige Vogelarten, auf die sie gehofft hatten, wie Rotmilan oder Girlitz, bekamen sie nicht zu sehen, dafür aber "gab es etliche unerwartete Begegnungen, mit Grauspecht, Bekassine oder Rohrweihe", erzählt Gabriele Trinckler. So mancher Vogel wie der Gartenrotschwanz, der in einem Siedlungsgebiet mit abwechslungsreicher Bepflanzung brütete, ließ sich in aller Ruhe beobachten. Andere wie der Teichrohrsänger war nur am Gesang zu erkennen. "Gerade während des lautstarken Vogelkonzerts in den frühen Morgenstunden eine echte Herausforderung", sagt Trischberger. Auch die Uferschwalben waren rechtzeitig aus ihren Winterquartieren in den Landkreis zurückgekehrt.

76 verschiedene Arten hatten die drei Vogelfreunde über die zurück liegenden Stunden verteilt gezählt, als sie abends um halb neun erschöpft heimkehrten. Die Zahl bedeute jedoch nicht, dass es um Artenvielfalt und Anzahl der Vögel im Landkreis gut bestellt sei, sagt Trischberger. Zunehmende Flächenversiegelung, Intensivlandwirtschaft, Bejagung und eintönig gestaltete Hausgärten würden es vielen Vogelarten zunehmen schwer machen, sich fortzupflanzen und ihre Jungvögel aufzuziehen.

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