Bildung:Deutsch und Mathe

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Lehrerin Sarah Zocher unterrichtet in einer Flüchtlingsklasse der Fürstenfeldbrucker Berufsschule. (Foto: Günther Reger)

Berufsschullehrerin Sarah Zocher unterrichtet Jugendliche aus Asien und Afrika

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

18:2 = 9. Achtzehn geteilt durch zwei ist neun. In Zahlen und Worten ist die Rechnung zu lesen. Es ist die Lösung. Die Schüler können schauen und mit ihren Ergebnissen, die sie auf Papier geschrieben haben, vergleichen. Sarah Zocher hilft ihnen dabei. Zocher ist Lehrerin an der Berufsschule in Fürstenfeldbruck, wo die 20 jungen Männer, die Asyl bekommen wollen in Deutschland, seit Mitte September zum Unterricht gehen. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, Pakistan, Eritrea, Somalia, Nigeria, Kenia, Gambia, Guinea und sitzen alle in einer Klasse. Alles junge Männer, keine Mädchen oder Frauen.

Die jungen Männer besuchen eine der beiden Vorklassen zum Berufsintegrationsjahr. So heißt das Angebot an der Berufsschule, das junge Flüchtlinge bilden und auf den Beruf vorbereiten soll. Es besteht aus zwei Schuljahren, zunächst geht es in den Vorklassen vorrangig um den Erwerb der deutschen Sprache. Unterrichtet werden neben Deutsch auch Mathematik, Berufs- und Lebenskunde, EDV. Am Ende der zwei Jahre sollen die Flüchtlinge eine Berufsorientierung erhalten haben und das sogenannte Sprachniveau B2 beherrschen, das die Industrie- und Handelskammer (IHK) vor der Aufnahme einer Ausbildung fordert. "Sehr ambitioniert" nennt Berufsschulleiterin Andrea Reuß den Zeitplan von lediglich zwei Jahren. Sie sagt aber auch, kein einziges Bundesland außer Bayern habe eine so teure Maßnahme für Flüchtlinge aufgelegt.

Insgesamt werden in der Berufsintegrationsklasse und in den beiden Vorklassen 60 junge Flüchtlinge - darunter eine einzige Frau - unterrichtet, für weitere 100 gibt es keinen Platz an der Berufsschule. Reuß musste auswählen. Mit Eingangstests und Gesprächen wurde ermittelt, inwieweit die Flüchtlinge alphabetisiert sind, ob sie die Schrift beherrschen, wie weit sie in Mathematik sind. Schwierig werde es, sagt sie, wenn die Schüler keinerlei Englisch- oder Deutschkenntnisse besäßen. Wer nur die arabische Schrift kennt, muss nun die lateinische lernen. Man habe darauf geachtet, homogene Gruppen zu bilden.

Der Unterricht endet an drei Wochentagen um 12.15 Uhr, an zwei Tagen geht es bis 13 Uhr. Es gibt Klassenregeln und Hausaufgaben, Fehlzeiten werden erfasst. Auch den Wandertag haben die Flüchtlinge mitgemacht. "Sehr schön", sagt einer, die Flugzeuge, die Schiffe im Deutschen Museum. Lehrerin Sarah Zocher erlebt die jungen Flüchtlinge "als dankbar, dass sie unterrichtet werden, und als wissbegierig". Bisweilen sind die jungen Männer aber auch sehr ungeduldig anderen gegenüber. Sie möchten sich nicht gegenseitig helfen, das habe wohl auch mit ihrer Flüchtlingsgeschichte zu tun, vermutet Schulleiterin Reuß. Dabei wolle man ihnen vermitteln, dass man auch selbst dazulerne, wenn man anderen helfe. Unterstützung im Unterricht erhält Sarah Zocher von Leyla Degler, einer sogenannten Daz-Lehrkraft. Degler hat eine Ausbildung für "Deutsch als Zweitsprache", sie hilft bei Verständigungsproblemen zu vermitteln. Ob alle ihre Schüler bleiben dürfen, steht noch nicht fest. Im Vorjahr hatte ein 18-jähriger Kosovare das erste Schuljahr schon hinter sich, dann wurde er abgeschoben.

© SZ vom 13.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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