Bilanz:Die Apfelernte fällt aus

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Für den Apfelbauer Stefan Silbernagl fällt die Ernte nicht so golden und glänzend aus, wie es das milde Licht der Herbstsonne erscheinen lässt. (Foto: Johannes Simon)

Obstbauern leiden unter den Folgen eines Jahres mit extremen Wetterlagen. Eine schlechte Knospenbildung infolge eines zu trockenen Sommers 2015, Frost und ein zu geringer Insektenflug wegen der Feuchte und Kälte im Frühjahr und Frühsommer sind die Ursachen

Von Verena Niepel, Fürstenfeldbruck

"Die Apfelernte fällt dieses Jahr total aus", klagt Apfelbauer Stefan Silbernagl aus Eismerszell. Auch die Betreiber der Mosterei in Adelshofen sind mit der geringen Menge an kleinen, wurmigen Äpfeln unzufrieden, die zum Entsaften gebracht werden. "Es ist Mitte September und wir haben gerade mal den dritten Mosttag, sonst läuft der Betrieb um diese Zeit schon sechs oder sieben Tage", sagt Elisabeth Schwarz enttäuscht, die in der Mosterei mitarbeitet. Bei Manfred Wolff, der zwei Felder mit Apfelbäumen in Maisach hat, sieht es nicht ganz so schlecht aus, allerdings tragen auch seine Bäume weitaus weniger als im vergangenen Jahr. Die Gründe für den schlechten Ertrag sind vielfältig. Genannt werden unter anderem eine schlechte Knospenbildung, Frost und ein zu geringer Insektenflug.

Je nach Sorte und Anbaumethode variiert die Empfindlichkeit der Apfelbäume. Obwohl Silbernagl 170 verschiedene Apfelsorten auf seinem Feld gepflanzt hatte, ist keine so robust gewesen, um den extremen Wetterbedingungen standzuhalten. "Durch den trockenen Spätsommer 2015 haben sich die Knospen schlecht ausgebildet und es gab nur eine ganz schwache Blüte", begründet der Landwirt die Misere. Er bewirtschaftet seine Obstbäume extensiv. Was bedeutet, dass er nicht zusätzlich düngt und bewässert. Bleiben die Bäume dem Zyklus der Natur überlassen, ist es zwar normal, dass sie ein Jahr gut und ein Jahr schlecht tragen. Allerdings kommt es sehr selten vor, dass bei 400 Bäumen gerade einmal etwas für den Eigenbedarf übrig bleibt. "Ich müsste schon 30 bis 40 Jahre zurück denken, um mich daran erinnern zu können, wann so was das letzte Mal passiert ist", meint der 63-jährige Apfelbauer. Um zu ergänzen, "das, was jetzt noch dran hängt, ist überwiegend faulig".

Für die Fäule hat Andreas Knoll eine Erklärung: "Viele Früchte wurden angefressen." Als Vorsitzender des Kreisverbands Gartenbau kümmert er sich auch um die Mosterei in Adelshofen. Sei strenges Urteil lautet: "Die schmecken nach Arsch und Friedrich, die haben keinen Geschmack und da ist kein Saft drin." Der Grund: Die Bäume bildeten infolge der Trockenheit des Sommers 2015 nicht nur schwache Knospen, sondern sie konnten auch nur wenig Wasser einlagern. Der Wasservorrat ist wichtig für starke Knospen, die im Frühjahr aufblühen und sich dann wiederum zu schmackhaften und saftigen Äpfeln entwickeln. Ist dies nicht der Fall, konzentriert sich die Hoffnung auf einen milden Frühling. Diesmal gab es jedoch Frost, weshalb viele Apfelblüten erfroren. So auch bei Manfred Wolff aus Maisach. Obwohl er seine Felder im Sommer 2015 bewässerte, ist auch seine Ernte bescheiden. "Es hängt was dran, aber es ist nicht so wie im letzten Jahr", sagt er. Eines seiner Felder stellt er Bürgern zur Selbsternte zur Verfügung. Doch im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als die Leute mit so vielen Äpfeln nach Hause gingen, wie sie tragen konnten, fällt die Beute wesentlich geringer aus. Wolff bewässert nicht nur künstlich, er stellt auch Bienenstöcke in seine Felder, um die Befruchtung zu intensivieren.

Laut Michaela Schleicher aus dem Landratsamt, waren Bienen und Wespen dieses Jahr nicht besonders fleißig. Schuld ist das kühle und feuchte Wetter, das die Insekten nicht zum Bestäuben motivierte. Doch für alle Apfelliebhaber gibt es Hoffnung: Die Prognosen für nächstes Jahr sind gut, darin sind sich die Experten einig.

© SZ vom 14.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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