Bewegung an Weihnachten:Kilometerweit für einen Stempel

Bewegung an Weihnachten: Über wahlweise fünf oder zehn Kilometer führte der Olchinger Winterwandertag die Teilnehmer auf Wegen entlang der Amper.

Über wahlweise fünf oder zehn Kilometer führte der Olchinger Winterwandertag die Teilnehmer auf Wegen entlang der Amper.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Winterwandertag der Olchinger Motorsportfreunde zieht wieder mehr als 900 Teilnehmer aus ganz Bayern an

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Die Aula in der Olchinger Martinschule ist voll. Die Wanderer ruhen sich aus; essen und trinken. Vorne auf dem Podium liefert Alleinunterhalter Otto - "Der Kötzer Spatz" - mit "Ein Stern, der Deinen Namen trägt" die Hintergrundmusik für die Teilnehmer am Winterwandertag der Motorsportfreunde Olching (MSF). Hochbetrieb herrscht auch um halb zwölf Uhr noch am "Stempelstand" und an der Ausgabe für die Startkarten über fünf oder zehn Kilometer. "Bisher haben wir 900 Teilnehmer", sagt MSF-Schriftführerin Iris Bodensteiner, nachdem sie auf ihre Anmeldelisten geschaut hat. Vor ihr steht die Chefin der Wanderfreunde Egglkofen im Landkreis Mühldorf, sie möchte neun Wanderkarten. Doch erst muss geklärt werden, ob der Teilnahmebeitrag überwiesen wurde.

Von acht Uhr an sollte in Olching gewandert werden. Von der Martinschule die Amper entlang bis zum Amperspitz und zurück. "Die ersten Teilnehmer standen schon kurz nach sieben vor der Tür", erzählt Bodensteiner. "Um Viertel vor acht haben wir sie dann auf die Strecke gelassen." Da war es noch dunkel gewesen. Doch die organisierten Wanderer aus den Wandervereinen kennen das schon, im Winter wird es erst nach acht hell. "Wir sind um 5.30 Uhr in Bamberg in den Zug gestiegen", erzählt Bernhard Götz, 49. Zehn Leute seien mitgefahren. Götz liebt das organisierte Wandern: "In der Gemeinschaft zu gehen, macht einfach mehr Spaß." Er freue sich darauf die Wanderkameraden aus Regensburg oder Schwandorf regelmäßig woanders zu treffen. Eineinhalb Stunden hätte er für die zehn Kilometer-Strecke in Olching gebraucht. "Es waren wohl zwei Stunden", mischt sich ein Wanderkollege von ihm korrigierend ein. Wanderer übertreiben gerne mal, was die Schnelligkeit betrifft. "Ich auch bin ein schneller Wanderer", kontert Götz.

Für Bernhard Götz wäre es eine "Katastrophe", wie er sagt, falls der Stempeltisch nicht funktioniert und er keinen Beleg über die gelaufenen Kilometer in sein Wanderbuch bekäme. "Die laufen alle wegen der Stempel", bestätigt Alfred Bodensteiner, der langjährige Vorsitzende des MSF, der am Stempeltisch mithilft, um den Ansturm zu bewältigen. Hat einer genug Kilometer gesammelt, bekommt er den begehrten Anstecker und ein Zertifikat über die gelaufenen Kilometer. "Die sind für die Wanderer sehr wichtig", sagt Alfred Bodensteiner. Es gibt Teilnehmer, die früh kommen, um die Zehn-Kilometer-Strecke gleich zweimal zu laufen. Einer von den Wanderfreunden Haspelmoor habe sich erneut eine Startkarte geholt und sei schon zum dritten Mal losgegangen. Auf der Strecke stempeln die Helfer die Startkarten ab. Für fünf Kilometer gibt es eine Zahl, für zehn werden eine Zahl und ein Tier aufgedruckt, sodass es am Stempeltisch keine Unklarheiten gibt.

Organisiert gewandert wird in Bayern an jedem Wochenende ständig irgendwo. Die zahllosen Flyer am Eingang belegen das. Silvester ist auch ein beliebter Wandertag. Informationen locken die Teilnehmer von Olching nach Weitramsdorf oder nach Ochsenhausen. "Wir fahren Silvester nach Neunburg vorm Wald in die Oberpfalz", erzählt Alfred Müller, der Organisator der Wanderfreunde Alte Veste Zirndorf. In Olching sind 28 Wanderfreunde dabei. 21 sind sehr früh mit dem Zug von Nürnberg angereist und die meisten haben zehn Kilometer hinter sich. Mit dabei ist auch Erwin Brandl, 75, der sein Wanderbuch zeigt. 160 000 Kilometer sind als Lebensleistung darauf verzeichnet. Da war der Jakobsweg mit 900 Kilometern nur ein Klacks gewesen.

Die Teilnehmer kamen aus ganz Süddeutschland, aber auch aus Österreich, der Schweiz oder aus Luxemburg. Nur aus dem Landkreis waren es wenig. Von einst zehn Wandervereinen sind nur noch die MSF-Wanderer und die aus Haspelmoor übrig. Dort findet Mitte Januar der zweitägige Internationale Winterwandertag statt, darunter ein Halbmarathon über 21 Kilometer.

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